(Stuttgart, Universum, 21.09.02)
Ein ziemlich gut besuchtes Konzert mit den Satanic Surfers als Headliner fand im großen Raum des Universums in Stuttgart statt.
Belvedere aus Kanada eröffneten die Show sehr vielversprechend mit einem Mix aus Skatepunk und melodischem Hardcore (ich schreibebewusst nicht Melodicore) mit aggressiven Auswüchsen. Musikalisch eine interessante, laute, powergeladene Angelegenheit. Die Gitarren sowie der Bass klingen dunkel, was sonst derzeit außer Mode zu scheinen ist. Der Schlagzeuger spielt sehr schnell und wirft so eine gute, antreibende Rhythmik ins Spiel. Der Hauptgesang von einem der beiden Gitarristen ist sehr melodisch und erinnert nur stellenweise ein wenig an Midtown oder New Found Glory. Das alles wirkt aber durch den abwechslungsreichen, harten Sound viel ernster und reifer. Bassist sowie Gitarrist 2 bringen geile Shoutparts mit ein was zusammen echt ziemlich gut ist. Auch das Album „’twas hell said former child“ ist sehr zu empfehlen. Eine echt coole Band, die den kommenden kanadischen Punk mitbeeinflussen wird.
Die Wohlstandskinder klingen mit ihrer Mischung aus Punk, Ska und Pop auf CD auch wegen der Texte noch ganz gut und witzig. Live war das aber ein große Enttäuschung. Der Schlagzeuger holt vor jedem Schlag weit aus nur um seinen Stick in die Luft strecken zu können und was grob nervend war, dass der Sänger entweder Guido Westerwelle mit Maske am Mikro oder doch er selbst mit einem Schlumpfsound-Effektgerät ausgestattet war. Die Stimme war wirklich ausgesprochen penetrant. Das wäre alles auch wenn es musikalisch keine Offenbarung ist ganz witzig gewesen wenn jemand den Typ mit der Stimmbandverkürzung von der Bühne geprügelt hätte. Manche Leute hatten trotzdem Spaß und forderten unverständlicherweise mehr – sie ließen sich nicht einmal von einem „Sternenhimmel“-Cover abschrecken.
Die Satanic Surfers haben umgestellt. Sie haben das Label gewechselt und Burning Heart Records gen Bad Taste Records verlassen um direkter mit jemandem zusammenzuarbeiten. Auch der Sänger sitzt nicht länger an der Drums, man hat jetzt einen reinen Schlagzeuger und Rodrigo hat jetzt auf der Bühne Freilauf. Das ist zweifelsohne eine Verbesserung, da man sich nicht zwanghaft durch einen Lead Singer am Schlagzeug abheben muss. Das Set war recht lange, schnell und laut. Wenn man es als Skatepunk bezeichnet bitte nicht an Modeweichspüler wie Millencolin denken, das hier rockt wirklich. Was zu Beginn der Show noch wenig fesselnd begann steigerte sich kontinuierlich. Die Satanic Surfers sind eine gute Live-Band, vielleicht nicht die weltkreativste, aber ganz cool zum anhören und pogen.
Kevin Kirchenbauer