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Musik an sich
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H.I.M - Deep Shadows and Brilliant Highlights
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(Supersonic-Records/ GUN )
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Gothik-Rock
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Was gab es im Vorfeld dieser Produktion Gerüchte, wie das neue Album von
Mädchenschwarm Ville Valo und Co. wohl klingen würde. Einerseits hörte man, dass
die Scheibe sich komplett dem Pop verschrieben hätte, andererseits, dass der
Härtegrad noch um einige Zacken härter daherkommen würde als beim Vorgänger
"Razorblade Romance", so in etwa wie beim offiziellen Debüt "Greatest Lovesongs
666". Tatsächlich aber schaltete die Band einen Gang zurück, so dass man mit
"Rock" (nicht Pop !) das ganze wohl am ehesten beschreiben könnte, die
Metal-Einflüsse sucht man bei DSABH vergebens. Kommerziell wird das Teil wohl alle
Rekorde brechen, da die Finnen sich schon zwei (!) Tage nach der
Veröffentlichung über eine Goldene Schallplatte freuen durften, und während ihr euch diese
Zeilen zu Gemüte führt glänzt Platin in der him-mlischen Schatztruhe. Doch was
taugt der Stoff, der vier namhafte Produzenten verschlissen hat, qualitativ?
Von dem mit einem (wohl als kleinen Gag verstandenen) Loop beginnenden
Opener "Salt in Our Wounds" bis zu "Love You Like I do", das auch von Nick Cave
stammen könnte, geht der Daumen ausnahmslos nach oben, wenn man diverse
Scheuklappen ablegt. DSABH ist das meiner Meinung nach erste Album der Chartstürmer
das man an einem Stück geniessen kann ohne dabei auf vereinzelte Füller wie
auf den Vorgängern zu stossen. Jedes der Stücke ist Single-tauglich und für
das Melodieverständnis des Herrn Licht (Valo auf Deutsch) gibt es nur ein
Wort: Sensationell.
Bei "In Joy and Sorrow" werden richtig Nostagiegefühle
geweckt und man denkt man hat diesen Hit schon damals vor etlichen Jahren am
Lagerfeuer gesungen. Bei den andern Stücken kann man zwischen gemäßigten Rockern
(die auf "Razorblade Romance" zu den ruhigeren Stücken gehören würden) und
balledesken Klängen unterscheiden. Die Songs kommen alle relativ düster daher,
verbreiten aber durchaus positive Vibes und auch die "666"-Thematik wurde
vollkommend abgeschaft. Schwachstellen des Albums sind das leider andauernde,
teilweise nervige "Baby" bzw. "Darling"-Gefasel (man gebe sich den Schluss von
"Beautiful" !), das leider völlig unglaubwürdig daherkommt und das Cover, das
wieder mal den Personenkult um den Sänger zelebriert. Sonst steht dem
Reifeprozess der Band nichts im Wege und für Menschen, die H.I.M auf "hart"
brauchen, gibt es immernoch Bands wie "Entwine" oder "ToDieFor", denn wieso sollten
die Finnen sich selbst kopieren?
Absolut empfehlenswert ist die limitierte
Erstausgabe der CD, denn auf dem Digipack findet man zwei Bonustracks. Vor allem
das groovige "You are the One" gehört für mich zu den Höhepunkten des Albums
und das Him-typische "In Love and Lonely" ist auch nicht von schlechten
Eltern. Einen Multimediapart, in dem das Video zu "Pretending" zu bewundern ist,
kann man freudigerweise auch auf der "normalen" CD-Ausgabe entdecken.
Manuel Liebler
17 von 20 Punkten
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