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Musik an sich |
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Toby Keith - Mit neuem Album im Blickfeld der Countryfans |
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Portrait + CDreview
Toby Keith - Pull my chain
(Dreamwork Records)
Country/NewCountry
Das 6. Studioalbum des Sängers und Songschreibers ist am 28.08.01 auf dem Markt
erschienen und es ist spannend zu beobachten, ob es an den Erfolg des Vorgängers "How do you like me now?!"
anknüpfen kann, das ihn zu einem der zur Zeit gefragtesten Sänger in Nashville gemacht hat. Auch eine Gelegenheit,
sich den Künstler und seine Entwicklung etwas näher zu betrachten.
Toby Keith wurde am 08.07.1961 in Clinton/Oklahoma geboren und wuchs dort auf einer Farm auf. Nach Abschluss der Schule verdiente er sein Geld bei einem Ölfeldbetreiber in der Nähe von Oklahoma City, wo er sich zum Vorarbeiter hocharbeitete. Seinen größten Teil der Freizeit am Abend und an den Wochenenden verbrachte er im Team der "Oklahoma City Drillers", einem Footballteam der Semiprofi-Football-League.
Als Toby 1981 mit einer Hobbyband in Berührung kam, die sich "Easy Money Band" nannte und ihn bis heute als Tourband begleitet, wuchs sein Interesse an der Musik. Nach Feierabend trat der Sänger und Gitarrist mit dieser Band in kleinen Clubs der Stadt auf und verdiente sich so nebenbei noch ein paar Dollar dazu.
Durch einen Musikwettbewerb gelang es der Band, ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen. Dadurch häuften sich die Auftritte und zur Freude der Musiker erhöhten sich im Laufe der Zeit auch die Gagen, wenn auch in bescheidenen Verhältnissen. Als 1984 der Punkt erreicht war, an dem sich der Job am Tag und die Auftritte in den jetzt auch weiterentfernten Clubs am Abend nicht mehr vereinbaren ließen, wagten Toby Keith und die Band den Schritt, ihre Jobs an den Nagel zu hängen und sich von nun an ausschließlich der Musik zu widmen.
Da die Gagen jedoch noch alles andere als üppig waren, musste sich die "Easy Money Band" um Toby in den folgenden Jahren so durchkämpfen und hart am erhofften Erfolg arbeiten.
Alle Musiker waren von ihrer Sache jedoch voll überzeugt und glaubten daran, eines Tages ihren Weg machen zu können.
Es gelang der Band schließlich, sich als Opener für erfolgreiche Countrystars zu empfehlen,
unter anderem z.B. Brooks & Dunn, Billy Ray Cyrus oder auch Garth Brooks.
Im Jahr 1988 versuchte sich Toby Keith mit der Band in Nashville um einen der begehrten Plattenverträge zu ergattern, was allerdings vorerst fehlschlug und sie so erst mal weiter durch die Clubs tingelten.
Erst einem Freund von Toby gelang es, dessen Karriere auf den Weg zu bringen, indem er dem Chef der Plattenfirma Mercury ein Demoband zuspielte. Dieser hörte sich das Band mehrfach an und machte sich dann auf den Weg nach Oklahoma, um sich ein Livekonzert von Toby Keith anzusehen. Der schien dort voll zu überzeugen, denn von da an hatte er seinen ersten Plattenvertrag in der Tasche.
Sein erstes Album "Toby Keith" erschien 1993. Acht der insgesamt 10 Titel stammen aus der Feder des Songwriters und der Titel "Should've been a Cowboy" schoss gleich an die Spitze der Billboardcharts. Auch die Nachfolgesingle "He ain't worth missing" schaffte den Sprung in die Top 10 und so war das ein Einstand nach Maß für den Newcomer aus Oklahoma.
Es folgten die Alben "Boomtown" 1994, "Blue Moon" 1996 und "Dream walkin'" 1997, die zahlreiche Hits herausbrachten u.a. "Who's that man", "Does the blue moon ever shine on you", "Me too" oder "I'm so happy I can't stop crying", einen Song von Sting, den die beiden hier im Duett aufgenommen hatten.
Nach immer wieder wechselnden Labels hat Toby Keith bei Dreamworks jetzt wohl seine richtige Heimat gefunden. Er wurde dort mit offenen Armen empfangen und für das Erfolgsalbum "How do you like me now?!" von 1999 gab man ihm freie Hand, um seine für ihn so typische und facettenreiche Musik zu machen. Dass er sich bei diesem Label so wohl fühlt, liegt wohl auch daran, dass der Chef dort James Stroud ist, sein Freund und Produzent des 97er Albums "Dream walkin'", der mit Toby auch für dieses Album zusammenarbeitete.
Dass beide einen hervorragenden Job erledigt haben, bewies der große Erfolg der CD. Die erste Singleauskopplung "How do you like me now?!" setzte sich gleich mehrere Wochen an die Spitze der Billboardcharts und wurde in der Endabrechnung zum erfolgreichsten Country-Hit im Jahr 2000. Auch die Singles "You shouldn't kiss me like this" und "Country comes to town" schafften den Sprung nach ganz oben in den Hitparaden. Als Krönung konnte er bei den 36. jährlichen ACM-Awards dann endlich die längst verdiente Auszeichnung als "Sänger des Jahres" und den Award für das beste Album des Jahres entgegennehmen.
Toby Keith schaffte es mit dieser überzeugenden CD sein außerordentliches Talent als Sänger und Songschreiber hervorzuheben und sich zu einem der Topstars der Countryszene aufzuschwingen. Er ist ein Musiker, den man nicht in irgendeine bestimmte Schublade stecken kann, denn er sucht immer wieder neue Einflüsse für seine Songs und hebt sich dadurch von vielen anderen Künstlern ab. Seine CDs bieten dem Zuhörer eine Reise durch eine von verschiedensten Stilrichtungen geprägte Countrymusic.
Und das wäre auch das Stichwort um auf sein aktuelles Album "Pull My Chain" zu sprechen zu kommen.
Seine ganz eigene Art die Songs zu interpretieren ist manchmal etwas gewöhnungsbedürftig, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Manchmal etwas Funky angehauchter Gitarrensound oder auch mal Richtung Reggae-Country ("The sha lala song") oder mit Bläsern unterlegter Rhythm & Blues (" Pull my chain"). Dass Toby Keith mit seiner kräftig-markanten, eingängigen Stimme ein begnadeter Sänger ist, dürfte wohl jedem bekannt sein. Und jetzt wagt er sich sogar mal an einen Sprechgesang ran wie beim Titel "I wanna talk about me" beweist. Eigentlich etwas untypisch für die Countrymusic, aber er schafft es auch diesem Song das gewisse Etwas zu verleihen und dass der Titel als zweite
Singleauskopplung bereits in die Top-40 der Countrycharts eingestiegen ist zeigt, dass er auch sehr gut beim Publikum ankommt. Genauso wie der Opener der CD "I'm just talkin' about tonight", ein von Honky-Tonk beeinflusster Song, der im Eiltempo gleich zum ersten Nr.1 Hit des Albums aufstieg.
Ob gefühlvolle Balladen oder temperamentvolle Stück,
seine Musik kommt sehr locker und unbeschwert rüber. Man legt die CD ein und hat einfach Spaß daran den Jungen singen zu hören, seine fantastische Stimme führt einen ohne Langeweile durch dieses abwechslungsreiche Album, bei dessen Ende der Bonustrack "Gimme 8 seconds" noch mal richtig Volldampf gibt und kräftigen Countryrock durch die Boxen treibt.
Alles in allem eine gelungene, interessante, moderne Countryproduktion, die mit Sicherheit ihre Liebhaber finden wird. Countrypuristen sollten vor dem Kauf vielleicht mal in das Album hineinhören, für NewCountry-Fans allerdings eine Bereicherung in der CD-Sammlung.
GeraldH und FrankH
16 von 20 Punkten
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