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Edguy - Die Story

 
"Neue Helden braucht die Szene", so schrieb Deutschlands bekanntestes Magazin für Heavy-Music auf den Titel ihrer Septemberausgabe und porträtierte auf dem Cover Edguys Tobias Sammet (voc,keys) bzw. Dirk Sauer (git.). Wie steinig allerdings der Weg zu solchen Ehren ist und einiges über the past, present und future der hessischen Metal-Hopefuls kann euch hoffentlich dieser Artikel ein wenig näherbringen.
Die Story beginnt im Sommer 1995, zu einer Zeit in der Heavy-Metal in dieser Form höchstens müde belächelt wurde, als vier Jungs aus dem Raum Fulda sich aufmachten um auf eigenes Risiko eine CD aufzunehmen, mit Musik, die ihnen am meisten Spaß machte. Sänger Tobias Sammet sagte später einmal scherzhaft dazu, das er mit seiner geringen Körpergröße nur als Rockstar genügend hübsche Mädchen in sein Bett bekommen würde. Die 16-17 Jahre alten Nachwuchskünstler verschickten über 100 Kopien ihres Werkes, das sie "The Savage Poetry" tauften, an alle nur denkbaren Plattenfirmen und Musikmagazine. Die meisten zeigten überhaupt keine Ressonanz, von anderen kam die CD mit dem Kommentar zurück, dass diese Art von Musik uninteressant wäre, da sie überhaupt keine Zukunft habe. Nur ein paar Mags zeigten sich absolut begeistert und so wurden die Edguys vornehmlich durch kleine Artikel, Liveauftritte und den Verkäufe der Compactdisc auf ihren Konzerten einer etwas grösseren Schicht bekannt und dies führte auch zum ersten Plattendeal mif AFM-Records.
Für die Orginalversion von "The Savage Poetry" wurden später Schwarzmarktpreise von über 500 US-Dollar geboten und dieser Missstand veranlasste die Band das Album im Milleniumsjahr 2000 nochmals in einer völlig neu eingespielten und teilweise umarangierten Version herauszubringen. Als kleines Schleckerli für die treuen Fans gab es als Bonusdisc die Orginalversion von "The Savage Poetry" bei der limitierten Erstausgabe ohne Aufpreis dazu. Als offizielles Labeldebüt wurde 1996 der Longplayer "Kingdom of Madness" veröffentlicht. Da Mastermind Sammet (er übernahm auf "Kingdom of Madness" und "The Savage Poetry" Bass, Keyboards und Vocals) in der Zwischenzeit wieder eine Menge Stücke geschrieben hatte, musste auf keinen Track von "The Savage Poetry" zurückgegriffen werden und Edguy präsentierten ein komplett neues Debüt, auf dem sogar Grave Digger Boss Chris Boltendahl bei dem abschließenden Epos "The Kingdom" ein paar Gastvocals übernahm. Leider besitzen die zwei Erstlingswerke produktionstechnisch gelinde gesagt nicht gerade allerhöchstes Niveau, aber die Qualität der Songs ist sagenhaft.
Diese soundtechnischen Probleme wurden beim nächsten Album "Vain Glory Opera" behoben, da die Band durch den unerwarteten Erfolg sogar das nötige Kleingeld hatte sich dieses Album in den renommierten Finnvox-Studios in Helsinki veredeln zu lassen. Auch den ersten Besetzungswechsel gab es zu vermelden, den statt Dominik Storch saß nun Felix Bohnke hinter den Drumkits, den laut Sammet ersten Außerirdischen in einer Rockband. Auch namhafte Gastmusiker waren auf der 10-Song-Scheibe vertreten. Niemand geringeres als Blind Guardian Frontmann Hansi Kürsch, der bei dem Titeltrack des Albums und bei "Out of Control" Sammet gesanglich unterstützte. Bei letztgenanntem Track steuerte Stratovarious-Chefe Timo Tolkki ein spektakuläres Gitarrensolo bei. Das Songwriting wurde bei "Vain Glory Opera" spürbar verfeinert, die Tracks abwechslungsreicher und mit "Hymn" fand sogar eine äusserst gelungene Coverversion den Weg auf das Album.
Der nächste Streich von Sammet und Co. wurde im Jahre 1998 auf die Metalgemeinde losgelassen und nannte sich "Theater of Salvation". Das Album klang dank seinen Chören um einiges bombastischer als seine Vorgänger, was man am besten bei Tracks wie "Land of the Miracle" oder vor allem bei dem 12-minütigen Titelstück hören kann. Auch wurde mit Tobias Exxel, der den Bass übernahm, Sammet ein wenig entlastet.
Den Bombast von "Theater of Salvation" erhöhte der Sänger im Jahre 2001 bei seinem Soloprjekt, der genialen Metal-Oper "Avantasia", die den vorläufigen Höhepunkt in künstlerischer und verkaufstechnischer Hinsicht darstellte. In diesem zusammenhängenden Konzeptalbum gaben sieben Gastsänger (unter ihnen Michael Kiske/ehem. Helloween, David DeFeis/Virgin Steele, Rob Rock, Kai Hansen/Gamma Ray), eine Gastsängerin und eine Allstarband (mit Mitgliedern u.a. von Gamma Ray, Rhapsody, Helloween) ihr Stelldichein. Die Idee für dieses Projekt kam Sammet durch die verschiedenen Gastbeiträge auf den Edguy-Longplayern und ein zweiter Teil von "Avantasia" ist auch schon fast fertig im Kasten. Auch Basser Tobias "Eggi" Exxel wandelte in diesem Jahr auf Solopfaden und veröffentlichte mit Mitgliedern von Steel Prophet, Squeeler und Edguy, die sich unter dem Namen Taraxum formierten, ein Album, das sich erheblich vom Stil der Hauptband abhob und rockigere Wege ging, aber durchaus absolut hörenswert ist. Während ihr diese Zeilen lest wird auch schon das neue Machwerk aus Fulda in den Läden stehen, das auf den Namen "Mandrake" hört (ein ausführlicher Test folgt in der nächsten Ausgabe von Musik an sich).
Die drei Stücke die ich vorab hören konnte, lassen darauf schließen, dass "Mandrake" die Härte von "The Savage Poetry" und den Bombast von "Avantasia" zu einem äußerst leckeren Cocktail vereint. Auch live wird man Edguy auf ihrer Headlinertour entweder Ende dieses oder Anfang nächstes Jahr bewundern können. Zusätzlich werden sie mit ihrer Präsenz den Festivalkalender 2002 etwas durcheinanderwirbeln, wie mir Basser Tobias Exxel auf der Musikmesse in Frankfurt verriet. Die Jungs sind sich in ihrem Verhalten absolut treu geblieben und man merkt sofort wieviel Freude es den Fünfen macht ihr Hobby als Beruf ausüben zu können. Leider wird die Gruppe von vielen als sogenannte "Metal-Boygroup" abgetan, woran der typische Edguy-Humor (ein paar Kostproben in diesem Artikel, auf jeder CD aber vor allem live!) und das Bühnenoutfit (Sammets Kuhfellhose ist legandär!) wohl Schuld sind und keinem gängigen Metal-Klischee entspricht.
Aber ich denke die inzwischen als Referenz herbeigezogene, (siehe z.B. Supreme Majesty ) eigenständige Musik spricht für sich und ob die Szene neue Helden braucht oder schon sein Eigen nennt, muss jeder Fan für sich selbst entscheiden.

Manuel Liebler
 

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