Rachmaninow, S. (Ticciati)

Symphonie Nr. 2 c-moll


Info
Musikrichtung: Spätromantik

VÖ: 03.09.2021

(Linn Records / Outhere / Note 1 / CD / 2020 / Best. Nr. CKD 653)

Gesamtspielzeit: 63:15

Internet:

DSO Berlin



MUT

Es gehört schon eine Portion Mut und die Überzeugung von der Qualität der Musik dazu, wenn man - wie Robin Ticciati mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin - ein Werk wie Rachmaninovs (1873-1943) 2. Symphonie, die schon in der gekürzten Fassung vielen als ausschweifend, langatmig und schwer goutierbar gilt, in der ungekürzten Fassung neu einspielt. Über eine Stunde dauert diese Originalversion. Und sie überzeugt erstaunlicherweise sogar stärker, denn Rachmaninovs Talent und Streben, aus minimalsten Motivzellen in epischer Breite Großes zu entwickeln und schließlich wieder zurückzuführen, wird so mit letzter Konsequenz betrieben.

Sonst gerne als Apotheose russicher Schwermut oder als filmmusikalischer Steinbruch betrachtet, erweist sich die Symphonie auf diese Weise als eine Art permanenter Gestaltwandler - aus süßen Elegien entwickeln sich grimmige Momente, aus Zornesausbrüchen Freudenstürme, aus symphonischem Schmelz folkloristische Farbigkeit. Ticciati gelingt es, dies präzise herauszuarbeiten und sich geduldig ohne Bombast entfalten zu lassen. Gerade beim endlosen Eingangssatz, der teils wie eine irrlichternde Suchbewegung erscheint, kein kleines Kunststück. Die grell konturierte zweite Satz bildet hierzu einen deutliche Kontrast. Und das sanglich ausmusizierte Adagio setzt sich schließlich bestens vom fast von jazzigen Beginn des optimistisch furiosen Finales ab. Das gut gestaffelte Klangbild hilft sehr, den Faden beim Hören nicht zu verlieren.

Die Symphonie bleibt letztendlich ein (streicherlastiges) Stück spätromantischer Sahnetorte, doch so kundig serviert lässt sich die Völlerei durchaus genießen.



Sven Kerkhoff



Trackliste
Symphonie Nr. 2 e-moll, op. 27
Besetzung

Deutsches Symphonie-Orchester Berlin

Robin Ticciati: Ltg.


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