Robben Ford
Pure
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Ach ja, Robben Ford begleitet mich bereits lange. Der 1951 geborene Gitarrist lief mir musikalisch erstmals über den Weg als Mitglied der mit seinen Brüdern gegründeten Charles Ford Band. (Platte auf Arhoolie, aus 1972) Später erblickte ich ihn dann als Gitarristen der von Tom Scott gegründeten Band The L.A. Express. (1976)
Insofern zeichnete sich bereits früh ab, dass Ford als Musiker in keine Schublade zu packen war, so offen er damit umging, in verschiedenen Genres zu Hause zu sein, sei es im Blues, im Jazz oder im Bereich Fusion. Nach "Sun Room", dass er mit dem Saxofonisten Bill Evans 2019 vorgelegt hatte, also eine reine Jazz-Fusion-Platte, erscheint nun Pure.
Pure? Also, was kann uns hier erwarten - ganz pur? Kann ja auch "echt", "rein", "klar" oder "unverfälscht" bedeuten.... Im Pressetext ist so zu lesen: Es geht hier nicht um die Gattung "schnell, schneller und noch schneller"! Vielmehr dreht sich das Album um eine Menge Feel, Groove, Haltung und Melodie; das beherrschen nämlich nur ganz wenige Vertreter seiner Zunft..
Im Übrigen handelt es sich bei Pure um ein reines Instrumentalbum. Und im Grunde genommen vereint es alles das, was der Protagonist von Beginn seiner Karriere musikalisch vorgelegt hat und verarbeitet es hier in neun Songs. Bis auf einen Song spielte er alle Gitarren- und Keyboard-Parts selbst ein, und nahezu jeder Song weist andere zusätzliche Musiker auf, vornehmlich an Bass und Schlagzeug, und bei drei Songs gibt es Bläser. Beim zweiten Song gibt auch Bruder Patrick Ford ein Gastspiel am Schlagzeug.
Mit diesem ersten Song wird allerdings sogleich ein seltsam anmutender Sound verbreitet, bei dem ich ein wenig ratlos zurückbleibe, angesichts der Kürze des Stückes, dass wirklich nur als Einleitung gelten kann, entwickelt sich doch eigentlich so gar keine Songstruktur und für Improvisation ist der zeitliche Rahmen doch zu knapp bemessen. Seltsam ist es auch, dass hier das "Prelude" zu "Pure" vorgestellt wird, erscheint dieser Song doch erst mit Track 8! Bleiben wir doch gleich dabei, denn nun schließt sich der Kreis zum diesem seltsam anmutenden Song. Ein knallendes Schlagzeug paart sich mit den luftigen Tablas zum gemeinsamen Rhythmus, neben der stark verzerrten Gitarre sorgt die arabische Laute Oud für einen akustischen Gegenpart. Nach gut vier Minuten wird der Song ausgeblendet, und wie schon die Einleitung bleibe ich hier ratlos zurück, kann ich diesem Stück doch irgendwie gar nichts abgewinnen, weil es einfach dahin plätschert und somit den für mich schwächsten Song der Platte darstellt.
Doch - es gibt Entschädigung, gleich mit "White Rock Beer---8cents" frönt der Protagonismus dem shuffelnden Blues und führt mich gedanklich hin zu Stevie Ray Vaughan und Bugs Henderson. Locker aus dem Handgelenk, oder aus dem Ärmel geschüttelt, jedenfalls ganz cooooool, zeigt Ford hier seine professionelle Lässigkeit, und die beiden Bläser umrahmen sehr geschmeidig.
"Balafon" ist ähnlich cool, solche Titel kenne ich ebenfalls von Stevie Ray Vaughan. Mich persönlich stört hier allerdings das zu sehr in den Vordergrund gemischte und klatschende Schlagzeug, dass zwischendurch die angenehme ruhige Atmosphäre entzaubert. Ähnlich aufgebaut, wirkt "Milam Palmo" schon entspannter und hier könnte ich mir Peter Green und Danny Kirwan gut als zusätzliche Gitarristen vorstellen.
"Go" - yeah - let's get funky! Bill Evans und Jeff Coffin geben diesem Fusion-Funk das passende Bläsergerüst. Das ist kein besonders umwerfender Titel, aber ganz entspannt und auf das Wesentliche konzentriert. Vielmehr zeigt es auf, dass auch dieses Genre von Ford beherrscht wird. Dann - mein Lieblingssong - "Blues For Lonnie Johnson" - Gänsehaut pur, wenn sich sofort das bluesige Gitarrensolo einschmeichelt, ganz zart vom Keyboard unterstützt. Und dazu erneut die beiden Bläser, dass ist so bewegend, eigentlich sollte sich Robben verstärkt dem Blues zuwenden. Dieser Song besitzt ähnlich emotionale Qualitäten, wie man es von vielen Instrumental-Stücken von Ronnie Earl kennt.
Noch einmal ein lockerer Ausflug zur Fusion (#7), wovon auch der letzte Song eine Spur abbekommen hat, "If You Want Me To" atmet darüber hinaus auch noch eine Spur Bluesfeeling. Insgesamt gesehen eine fürwahr sehr bunte Mischung, mit der Gemeinsamkeit einer zumeist entspannten Ausrichtung, doch für mich sind die verschiedenen Stilrichtungen zu sehr angerissen und aus meiner Sicht nicht mit vollem Einsatz und dem eher bekannten Herzblut anderer Veröffentlichungen eingespielt worden, nun - bis auf den "Blues For Lonnie Johnson". Vorschlag: eine komplette Bluesplatte mit Widmungen an weitere Blueser.....
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Pure (Prelude) (1:36)
2 White Rock Beer... 8 cents (5:52)
3 Balafon (3:30)
4 Milam Palmo (4:11)
5 Go (5:57)
6 Blues For Lonnie Johnson (4:50)
7 A Dragon’s Tail (4:51)
8 Pure (4:13)
9 If You Want Me To (5:08)
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Besetzung |
Robben Ford (all guitars, all keyboards, except - #3)
Patrick Ford (drums - #2)
Dave Row (bass - #2, 6)
Bill Evans (saxophones - #2, 5, 6)
Jeff Coffin (saxophones - #2, 5, 6)
Nate Smith (drums - #5, 6)
Keith Carlock (drums - #3)
Brian Allen (bass - #3, 7, acoustic bass solo - #9)
Russell Ferrante (Wurlitzer piano - #3)
Toss Panos (drums - #1, 7, 8)
Shannon Forest (drums on guitar solo - #7, drums - #9)
Casey Wasner (drums - #4)
Steve Mackey (bass - #4)
Wes Little (percussion - #4)
Jimmy Malis (oud - #1, 8)
Satam Ramgotta (tabla - #1, 8)
Anton Nesbitt (bass - #5, 9)
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