Avielle
Oread
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Die in der Schweiz lebende Musikerin Avielle verfügt über arabisch-jüdische Wurzeln. Gelebt und gearbeitet hat sie bereits weltweit, in Deutschland, Großbritannien, den USA und auf den Philippinen.
Ganz poetisch werden wir beim Aufklappen des Booklets mit allen Texten begrüßt: Hello, beautiful stranger!. So würde sie gern zu einer Tasse Tee einladen und von den Wundern der Natur berichten. Da man sich jedoch auf diese Weise begegnet, möchte sie stattdessen ein Gedicht mit uns teilen. Dieses ist dann im Booklet nachfolgend aufgeführt.
Nun, wie ordnet man die Musik auf dem Debüt Oread nun ein? Im Eröffnungssong "Ocean" ist Fernando Noriega mit Violine und Cello zu hören, was dem Song einen sehr warmen und weichen Ausdruck verleiht. Gitarre, Schlagzeug, und darüber erhebt sich der geschmeidige und sich variabel dehnende Gesang, so, als würde die Stimme als weiteres Instrument eingesetzt. Auf diese Weise fliessen die Melodien und schlängeln sich voran.
Mit "Mountain Ridge" wird bereits eine andere Richtung eingeschlagen, der Sound wird druckvoller, das Schlagzeug treibt an, die Gitarre bleibt hintergründig noch immer in einem dezenten Folk-Modus, so, als hätte man einen typischen Singer/Songwriter-Modus mit Rock angereichert. Und so darf dann auch nicht das Solo auf der E-Gitarre fehlen. Was mir jedoch auffällt, dass Gesang in dieser Atmosphäre weniger passend erscheint.
Gesanglich benötigt Avielle demnach solche Songs wie den ersten oder wieder mit "Waves". Mithin stehen ihr die ruhigen und beschaulichen Stimmung viel besser zu Gesicht, gerade hinsichtlich der sehr speziellen Ausrichtung der Gesangsstrukturen, ein Gesang, der möglicherweise auch durch die arabisch-jüdischen Wurzeln geprägt wurde. Bei solchen Songs wie "Lullaby" wird dieses recht deutlich. Auf "Prairie Winds" wird dann das Pferd gezäumt, und mitten in der Prärie bläst der Wind, und er flüstert, und plötzlich taucht ein Mann auf, der an einem Zaun arbeitet, und schon ist es um die Dame geschehen. Ein recht eigenwilliges Liebeslied...
Erst mit dem Song "Feathers & Blood" komme ich wieder in den Genuss einer Violine, und ich stelle fest, dass es sehr gut gewesen wäre, Streichinstrumente verstärkter einzusetzen, denn gerade das unterstreicht die mitunter verträumte Stimmung viel besser. Und ich hätte dann bei diesen Songs, oder überhaupt bei den ruhigen Stücken, komplett auf das Schlagzeug verzichtet, denn dieses wird meistens recht statisch gespielt, es fehlt dann jede Art von Groove oder swingendem Feeling und es nimmt den jeweiligen Songs etwas von ihrer Leichtigkeit.
So liegt für mich eine Art Zwitter-Sound vor, man ist nicht sicher, in welche Richtung es tendieren soll. Mein Wunsch wäre in diesem Zusammenhang eine Ausweitung der ruhigen Songs, hin zum Singer/Songwriter-Genre, mit mehr akustischen Elementen und dem Einsatz von Streichern. "What Is Real" - plötzlich wähne ich mich bei Pink Floyd und ihrem Song "Cirrus Minor", denn recht ähnlich startet es hier. Keyboards, Gezwitscher, Akustikgitarre, seichte Drums, bis dann nach eineinhalb Minuten der sehr harmonische und schöne Gesang einsetzt. Fast schon gleitet die Stimmung hin zur Musik einer Enya, doch das vollendete "watteweich" jener Produktionen wird hier nicht erreicht, man hebt nicht ab, sondern bleibt noch auf dem Boden. Auch hier wieder ist der gedehnte Gesang das Markenzeichen, ein sehr angenehmer Abschluss.
Wolfgang Giese
Trackliste |
1 Ocean
2 Mountain Ridge
3 Waves
4 By The River
5 Lullaby
6 Prairie Winds
7 Feathers & Blood
8 What is Real |
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Besetzung |
Avielle (vocals, guitars, other instruments?)
TIllman Schürfeld (drums)
Gisela Adrenalini (violin - #7)
Fernando Noriega (violin & cello - #1)
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