Christopher Dell
Das Arbeitende Konzert/The Working Concert (Revision VI-VII)
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Im Oktober 2016 hatte ich mich bereits mit der Revision I des Arbeitenden Konzerts beschäftigt. Das passt prima in die Sparte Neue Musik. Der Vibrafonist Christopher Dell, Jahrgang 1965, studierte Vibraphon, Schlagzeug und Komposition in Hilversum und Rotterdam, nachfolgend erfolgte ein Studium an der Berklee School Of Music in Boston. In den neunziger Jahren erweiterte er das Konzept der Improvisation um Strategien der Neuen Musik.
Wie bereits mit der “Revision I“ angesprochen, sollten auch hier erneut Alle gewarnt sein, die etwas Übliches erwarten. Denn auch hier bekommt man das Gefühl, die Gestaltung der Musik sei auf einem Weg der Suche, nach neuen und teils radikalen Klang- und Kompositions-Vorstellungen, hinsichtlich Klang, Melodik, Harmonik und Rhythmus. Konzentration in hohem Masse ist daher unbedingt erforderlich, diese Musik kann man kaum nebenher konsumieren, dazu ist sie zu kompliziert. Durch den Einsatz von Vibrafon und Saxofon hat man zwar grundsätzlich den Eindruck, das Ganze könnte typischerweise in den Bereich Jazz zuzuordnen sein, doch das bleibt sicher ein Teilaspekt des Ganzen.
Liebhaber fester Strukturen, egal, in welchem Musikgenre, sollten hier fernbleiben, weil sicher keine diesbezügliche Zufriedenheit bestehen könnte, doch rate ich andererseits stets, sich einzulassen auf fremdes Terrain, über den Tellerrand zu schauen und bereit zu sein, Neues zu entdecken. Vielleicht mag der eine oder andere Funke überspringen. Denn auch hier ist es letztlich wieder spannend, man wartet gespannt, wie es weitergeht.
Und damit nicht genug – das ganze Werk wird auch noch auf zwei CDs präsentiert, eine durchaus anstrengende Angelegenheit, dass in einer Gesamtdosis wahrzunehmen und gedanklich umzusetzen. Nachdem ich mich nach und nach eingelassen habe, fällt mir auf, dass eigentlich sehr viel Ruhe vorherrscht, bruchstückhafte Passagen, die fast ohne Emotionen dahinfließen, auf-und abschwellen, bestimmen das Bild der Abstraktion. Und so mag erneut der eine oder andere Streit entbrennen, ob das Kunst ist oder Scharlatanerie, was Dell hier bietet. Ich denke, das Freunde des Free- oder Avantgarde-Jazz am ehestens den Zugang finden könnten.
Und so will ich schließen mit einem Ausschnitt der Pressemitteilung: “Wo jede Struktur aufs Genauste präzisiert und jedes Instrument genau platziert ist, bleibt doch die Verschaltbarkeit der Installation offen für das Unplanbare“. In diesem Sinne – mutig sein und offen für Ungewöhnliches!
Wolfgang Giese
Trackliste |
Disc 1:
1 Revision VI-VII Formblock 01
2 Revision VI-VII Formblock 02
3 Revision VI-VII Formblock 04
4 Revision VI-VII Formblock 05a
5 Revision VI-VII Formblock 10
6 Revision VI-VII Formblock 13
7 Revision VI-VII Formblock 07
8 Revision VI-VII Mimesis
9 Revision VI-VII Formblock 03
10 Revision VI-VII Formblock 06
Disc 2:
1 Revision VI-VII Modular Form 01
2 Revision VI-VII Modular Form 02
3 Olekranon (for violincello solo)
4 Revision VI-VII Modular Form 03
5 Revision VI-VII Modular Form 04
6 Revision VI-VII Modular Form 07
7 Revision VI-VII Modular Form 06
8 Revision VI-VII Modular Form 05
9 Fonds II (for saxophone solo)
10 Revision VI-VII Modular Form 08
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Besetzung |
Christopher Dell (vibraphone, dirigat)
Pierre Borel (saxophone)
Elisabeth Coudoux (cello)
Jonas Westergaard (bass)
Robert Landfermann (bass)
Christian Lillinger (drums)
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