Musik an sich


Reviews
Scorpions

Forever And A Day (DVD)


Info
Musikrichtung: Hard Rock

VÖ: 21.08.2015

(Sony Music)

Gesamtspielzeit: 100:00

Internet:

http://www.the-scorpions.com


Bei der vorliegenden DVD handelt es sich um eine Dokumentation, die von Katja von Garnier gedreht wurde. Der Silberling ist außerdem noch als Blu-ray und Digital Video Longform erhältlich. Katja von Garnier begleitete die Protagonisten Klaus Meine (Gesang), Rudolf Schenker (Gitarre), Matthias Jabs (Gitarre), Pawel Maciwoda (Bass) und James Kottak (Schlagzeug) auf ihrer „Farewell-Tour“.

Mein erster Gedanke war: Was, die machen schon seit 50 Jahren zusammen Musik? Das ist eine verdammt lange Zeit. Ich merke, dass ich selber mit der Band alt bzw. älter geworden bin. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich das erste Mal die Scheibe Love At First Sting gehört habe. Ein magischer Augenblick und eine phantastische Hard-Rock-Scheibe! Nicht viele Bands haben es so lange zusammen ausgehalten. Dass hier nicht mehr die Originalbesetzung am Start ist: geschenkt. Die treibenden Kräfte bei den Scorpions sind Klaus Meine und Rudolf Schenker, das wird auf dieser DVD mehr als deutlich.

Viele alte Weggefährten werden zu den Scorpions befragt und hinterlassen ihre durchaus interessanten Statements. Darunter befinden sich der Musikjournalist Hollow Skai, Radiomoderator Frank Laufenberg, Gottfried Helnwein, der Schöpfer des Blackout-Covers oder der vor kurzem verstorbene Scorpions-Manager Peter Amend. Außerdem sieht man viele Musikerkollegen, die mit sehr viel Respekt über die Hannoveraner sprechen. Hier sind z. B. Don Dokken, Paul Stanley oder Danko Jones mit von der Partie. Einige Persönlichkeiten hätte ich so nicht erwartet, wie z. B. Wladimir Klitschko oder Michail Gorbatschow. Es ist schon sehr beeindruckend wenn man sieht, dass sich die Scorpions nicht nur für ihre Musik, sondern immer auch für Politik und das Weltgeschehen interessiert haben. Beachtlich ist, dass auch einige Weggefährten interviewt werden, mit denen es Ärger gab. So sind z. B. Herman Rarebell, Michael Schenker oder der einstige Erfolgsproduzent Dieter Dierks zu hören. Aber auch hier hört man erstaunlicherweise nur positives. In etlichen Bandbiographien werden solche Personen systematisch ausgeklammert!

Die Entwicklung der Scorpions wird mit dem Griff nach Amerika in den 80er Jahren und dem legendären US Festival prägnant dokumentiert. Der Trick mit den fünf Düsenjets zu Beginn des Scorpions-Sets mit „Rock You Like A Hurricane“ ist gigantisch. Über 300.000 Fans sind heute nahezu unvorstellbar. Man sieht hier gut, welche rohe Live-Energie durch die Bandmitglieder entfesselt wurde. Rock'n'Roll pur: Die Scorpions signieren blanke Brüste einiger fanatischer Ami-Frauen. Die 90er waren der Höhe- und Tiefpunkt in der Bandgeschichte. Der Sprung nach Russland, die Über-Scheibe Crazy World mit dem dazugehörigen Hit „Wind Of Change“ und die Eye To Eye-Scheibe, die komplett verrissen wurde, kommen zur Sprache. Hier wird nicht lange darauf eingegangen, was jedoch in Ordnung geht. Wichtig ist, dass es erwähnt wird! Rarebell sieht dies als Hauptgrund, warum sich die Fans des härteren Materials von der Band abgewandt haben.

Über die laufende Tour erfährt man eine ganze Menge. Man ist hautnah dabei, wenn Klaus in Frankreich Stimmbandprobleme bekommt und der Auftritt bis kurz vor Anpfiff vakant ist. Hier wird gut gezeigt, wie viel Druck auf dem kleinen, stimmgewaltigen Sänger liegt. Brutal ist, als die Mütter von Pawel und Klaus während der Tour in der Ukraine sterben und die beiden nicht einmal zur Beerdigung gehen können, weil Auftritte abgesagt werden müssten. Da merkt man erst, wie hart das Leben als Musiker eigentlich ist.

Bei der Begeisterung, die immer noch von der Band ausgeht, wird die Frage nach dem „Wann hört ihr denn jetzt auf?“ von den Bandmitgliedern und auch dem Manager gestellt. Gottfried Helnwein beantwortet diese sehr lässig, indem er bemerkt, dass das Leben für einen Künstler dann aufhört, wenn er nicht mehr kreativ sein kann. Eine richtige Antwort bekommt man nicht. Die Shows der Scorpions werden 2016 fortgeführt, ein Ende ist nicht in Sicht.

Die DVD ist sehr unterhaltsam und ein Muss für jeden Scorpions-Fan! Katja von Garnier ist es hervorragend gelungen, ein Portrait der Band zu erstellen und die Fans hautnah an ihre Idole heranzulassen. Einziger Kritikpunkt: Bonusmaterial gibt es keins und der für mich essentielle Uli Jon Roth kommt leider gar nicht zu Wort. Dabei hat er maßgeblich den Sound der Band in den 70er Jahren beeinflusst.



Stefan Graßl



Besetzung

Klaus Meine (Gesang)
Rudolf Schenker (Gitarre)
Matthias Jabs (Gitarre)
Pawel Maciwoda (Bass)
James Kottak (Schlagzeug)


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