Musik an sich


Reviews
Robert Plant

Lullaby and… The Ceaseless Roar


Info
Musikrichtung: Rock

VÖ: 05.09.2014

(Nonesuch / Warner Music)

Gesamtspielzeit: 49:33

Internet:

http://robertplant.com
http://www.facebook.com/robertplant


Robert Plant ist ein Musiker der gerne nach vorne schaut, nicht zurück. Deswegen sind ihm die Reunion-Rufe alter Led Zeppelin-Fans auch nicht viel mehr als ein Schulterzucken wert. Viel lieber tobt er sich weiterhin auf seine Art kreativ aus. Nach der Band of Joy hat er mit den Sensational Space Shifters eine neue Gruppe von Musikern um sich geschart. Ein Großteil davon arbeitete bereits mit ihm an den beiden Soloalben Dreamland (2002) und Mighty Rearranger (2005). Und in diese Richtung geht auch Lullaby and... The Ceaseless Roar.

Das Album ist somit ein mutiger Mix als African Beats, Blues, Folk, elektronischen Ambient-Sounds und experimentellem Rock. Wer also wieder auf eine Rückkehr zum Hardrock-Gegockel früherer Tage wartet (was wohl die wenigsten tun werden), dürfte ziemlich enttäuscht werden. Denn bereits die ersten Töne geben die Richtung des Albums vor: etwas nordafrikanisches Flair in der Melodieführung, ein blubbernder elektronischer Antrieb und der gemächliche Gesang von Robert Plant, der immer wieder in leicht mystische Anklänge wechselt, bereiten die Klangwellen, in die man sich fallen lassen kann. „Atmosphäre statt Rock“ lautet die Devise. Dabei findet man ein angenehmes Mittelmaß aus kalten Sounds und menschlicher Wärme. Das folgende „Rainbow“ (zugleich die erste Single der Platte) führt allerdings in eine andere Richtung und verbreitet mit seinen unverzerrten, klaren Gitarrenakkorden sonniges Flair, während die restliche Band leicht polternd dahin schlendert.

Zwischen diesen beiden Polen schwingt das Pendel von Lullaby and... The Ceaseless Roar hin und her. Dabei überrascht es immer wieder, wie gut die unterschiedlichen Gefühlsregungen zusammen passen. Eine gute Mischung aus beidem ist dabei „Pocketful of Golden“, das einen harmonischen Grundton und maschinellen Drive in sich vereint. Am Wegesrand finden sich allerdings noch einige weitere interessante Pflänzchen. „Turn it up“ gibt sich zum Beispiel als moderner, dunkler Blues, während das folgende „A stolen kiss“ eine heimelige Pianoballade ist, die vom einfühlsamen Gesangs Plants lebt. Hier kann man auch gar nicht anders, als den Sänger dafür zu bewundern, welch einnehmende und charismatische Stimme er noch immer besitzt.

Da verzeiht man ihm auch gerne, dass nicht jeder Song ein eingängiger Volltreffer ist. Denn ein paar Nummern leben eindeutig von ihrer Atmosphäre und nicht von ihrem Songwriting. „Up on the Hollow Hill“ zum Beispiel. Ganz anders dagegen das launige Leadbelly-Cover „Poor Howard“, das anstatt als Blues-, als Folk-Nummer um die Ecke biegt. Überhaupt geben sich die spielfreudigen Musiker auf dem Album ziemlich unberechenbar und man braucht sich nicht nicht wundern, dass man das Ganze mit einem Art Ambient-Remix von „Little Maggie“ beendet.

Aber auch das wirkt keinesfalls wie ein Fremdkörper. Denn am Ende schließt sich der Kreis mit genanntem „Arbaden“ wieder und man findet sich abermals am Schnittpunkt zwischen westlicher und Ethno-Musik, zwischen brennender Leidenschaft und kühler Synthetik. Ein spannendes Album eines noch immer wachen Geistes mit einer guten Band in seinem Rücken.



Mario Karl



Trackliste
1Little Maggie5:04
2 Rainbow4:15
3 Pocketful of Golden4:11
4 Embrace Another Fall5:50
5 Turn It Up4:03
6 A Stolen Kiss5:12
7 Somebody There4:30
8 Poor Howard4:10
9 House of Love5:02
10 Up on the Hollow Hill (Understanding Arthur)4:31
11 Arbaden (Maggie’s Babby)2:45
Besetzung

Robert Plant (Gesang)

The Sensational Space Shifters:
Justin Adams (Bendir, Djembe, Gitarren, Tehardant, Background Vocals)
John Baggott (Keyboards, Loops, Moog-Bass, Piano, Tabal, Background Vocals)
Juldeh Camara (Kologo, Riti, Fulani-Gesang)
Billy Fuller (Bass, Drum Programming, Omnichord, Standbass)
Dave Smith (Drums)
Liam “Skin” Tyson (Banjo, Gitarre, Background Vocals)


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