Alborosie
Alborosie & Friends
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Dies Album ist schon fast ein Fall für die von mir in großen Zeitabständen gepflegte Kolumne Die fremde Welt des Reggae. Zwei Eigentümlichkeiten des Reggae treten hier zu Tage. Anders als in der Pop- und vor allem der Rock-Musik ist auf Jamaika nicht das Album die primäre Publikationsform, die dann von einer oder mehreren Singles begleitet, bzw. promotet wird. Neue Stücke werden von Reggae-Artists und Producern möglichst sofort nachdem sie fertig sind, auf die Öffentlichkeit losgelassen. So sind die wichtigen Künstler sehr hochfrequent mit neuen Veröffentlichungen präsent. Ob und in welcher Zusammenstellung diese Titel dann auch mal auf einem Album erscheinen ist eher sekundär.
So sind alle 24 Titel, die hier zum ersten Mal auf CD erscheinen, in den letzten 10 Jahren als 7inch erschienen. Für Alborosie & Friends wurde dabei eine bestimmte Gruppe von Stücken berücksichtigt. Es sind so genannte Combinations, bei denen Alborosie mit anderen Künstlern im Duett erscheint. Das gibt es auch in anderen Genres. Michael Jackson hat Duette mit Paul McCartney aufgenommen, Tina Turner mit Bryan Adams, Queen mit David Bowie, Mick Jagger mit Pat Metheny oder Freddie Mercury mit Montserrat Caballé. Aber das sind bemerkenswerte Ausnahmen. In der Reggae-Szene ist eine derartige Zusammenarbeit alltäglich. Kaum ein Reggae-Album, bei dem nicht bei mehreren Titeln vermerkt ist. feat. .....
Für das Doppelalbum, das Alborosie uns hier vorlegt, zahlt sich das Konzept aus. Die wechselnden Duett-Partner schaffen Abwechslung, die auch bei Spielfilmlänge kaum Langeweile oder gar Überdruss aufkommen lässt. Dabei verliert Alborosie an keiner Stelle den roten Faden. Recht traditioneller Reggae mit schönem Flow bleibt durchgehend sein Markenzeichen.
Das ist noch keine Qualitätsgarantie. Und das eher weinerliche „Waan the Herb“ gefolgt von einer dünnen Collabo mit Gentleman lassen die Erwartungen vielleicht nicht gleich in den Keller gehen, aber in eine Höhe, die man gut knacken kann. Und das klappt spätestens mit dem Tripple „Money“ (schöner deeper Sound), „Tribal War“ (auch wenn’s etwas nach dem Motto „Reim dich oder ich fress dich“ gebaut ist, ein toller Fluss) und vor allem dem Bob Marley-Cover „Burnin‘ and lootin‘“. der tatsächlich alles weg brennt. Zoe ergänzt eine weiche poppige Reggae Ballade. Ranking Joe würzt mit Ska Anklängen und Ky-Mani Marley interpretiert „Natrual Mystic“ mit Melodica Beigabe.
CD 2 verabschiedet sich mit drei der schwächsten Songs des Albums – dem langweiligen Gehalle „I can’t stand it“, dem grauenhaft synthetischen Dancehall-Getackere von Busy Signal und dem redundanten „Stress“.
Das tolle „Marathon“ mit Spirituals Fun-Stimme, „Informa“ mit seinem packenden Gesang und vor allem das fantastische an die Vocal-Performance der Andrew Sisters erinnernde „Mama she don‘t like you“ gehören zum Besten, was ich in den letzten Monaten im Reggae-Bereich zu hören bekommen habe.
Daneben stehen als Positiva Etana, die hier fast an Kate Bush erinnert, die Edelschnulze „Can’t let you go“ und das hypnotisch fließende „Guess who’s coming“.
Schönes Teil, dem man ein besseres Booklet hätte verpassen können.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
CD 1
1 Waan the Herb (feat. Michael Rose) (3:40)
2 Celebration (feat. Gentleman) (3:49)
3 Stepping out (feat. David Hinds) (3:35)
4 I surrender to your Love (feat. I Eye) (4:09)
5 Money (feat. Horace Andy) (4:03)
6 Tribal War (feat. Luciano) (3:42)
7 Burnin' and lootin' (feat. Ky-Mani Marley) (3:18)
8 One Sound (feat. Gramps Morgan) (3:53)
9 Is this Love (feat. Zoe) (3:14)
10 Meditation (feat. Sizzla) (3:17)
11 Precious (feat. Ranking Joe) (3:49)
12 Natural Mystic (feat. Ky-Mani Marley) (4:48)
CD 2
1 Guess who's coming (feat. Black Uhuru) (3:25)
2 Marathon (feat. Spiritual) (3:35)
3 Outernational Herb (feat. The Tamlins) (3:43)
4 Mama she don't like you (feat. I Eye) (3:57)
5 Can't let you go (feat. Nikki Burt) (4:03)
6 Callin' (feat. Michael Rose) (3:58)
7 Life (feat. Jah Cure) (3:47)
8 Blessings (feat. Etana) (3:36)
9 Informa (feat. Lady Ann) (3:20)
10 I can't stand it (feat. Dennis Brown) (4:27)
11 Murderer (feat. Busy Signal) (3:33)
12 Stress (feat. Ky-Mani Marley) (3:22) |
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