Musik an sich


Reviews
P.O.D.

Murdered Love


Info
Musikrichtung: (Nu)Metal

VÖ: 24.08.2012

(Razor & Tie / Soulfood)

Gesamtspielzeit: 40:46

Internet:

http://www.payableondeath.com


Eine neue Generation kommt in die Jahre. Ohne ein gewisses Grinsen im Mundwinkel ist es kaum möglich, eine Band, die gerade ihr 20stes Jubiläum feiert, noch als NuMetal zu bezeichnen. Und dennoch: Zum einen sind P.O.D. eine der Bands, die diesen Sound Anfang der 90er populär machten; zum anderen spielen sie ihn noch heute authentischer, als Heerscharen ihrer Schleppenträger.

Einen zweiten Pokal tragen die fünf Amis in Europa eher im Verborgenen. Zusammen mit DC Talk sind sie wohl die einzige explizit und in den Texten unmissverständlich missionarisch christliche Band, die es in den letzten 30 Jahren praktisch weltweit an die Spitze der Charts und der Airplaylists geschafft hat. Und wenn sie 2012 etwas über Bord geworfen haben, dann ganz gewiss nicht ihr Engagement für Jesus Christus.

In der zweiten Reihe der NuMetal Bands tummeln sich christliche Truppen dagegen so dicht, wie in kaum einem anderen Musikstil. Und fast allen von ihnen ist eins gemein. Wirste älter, wirste weiser. Mit anderen Worten, sie whimpen aus. An dieser Stelle müssen P.O.D. mit ganz anderer Latte gemessen werden. Denn musikalisch gehen die vier back to the roots und machen ihre Liebe zum Hardcore so deutlich wie zum letzten Mal auf dem 99er Album The fundamental Elements of Southtown, dem Vorgänger ihres großen Hitalbums Satellite. Dafür treten die Balladen deutlich zurück. Eigentlich ist nur das Teenie-mässigste Stück des Albums, das softe „Beautiful“, als Ballade zu bezeichnen.

Und so dockt Murdered Love mit dem Titelsong an Rage against the Machine und mit dem Opener an Henry Rollins an. Das mit Reggaerhythmen daher kommende „Panic & run“ rotzt teilweise regelrecht punkig los. „Babylon the Murderer“ dost das Schweinesystem zum Teil mit Police-artigen Chören ein.

Ihre Fähigkeit Gefühl und Härte zu verbinden, weisen P.O.D. z.B. mit „High“ überzeugend nach. Spannend ist das überraschend fröhliche „West Coast Rock Steady“ mit seinem leicht hämmernden Piano im Hintergrund. Moderater Nu Metal verbindet sich hier mit HipHop-Elementen und gleichzeitig Chören, die man in den 70ern in Soundtracks zu TV-Serien wie Rockford erwartet hätte.
Ebenso überraschend ist „Bad Boy“, das zwar kein Wham!-Cover ist, aber es müsste mit dem Teufel(!) zugehen, wenn die Band bei diesem leicht beschwingten Stück den 80er Jahre Pop-Klassiker nicht im Hinterkopf gehabt hätte.

Tolles Album, mit dem sich ein weiterer ehemals neuer Stil in die Lounge der lebendigen Klassiker einreiht.



Norbert von Fransecky



Trackliste
1Eyez 2:46
2 Murdered Love 3:45
3 High 3:22
4 Lost in forever 4:06
5 West Coast Rock Steady 3:05
6 Beautiful 3:53
7 Babylon the Murderer 4:19
8 On Fire 3:44
9 Bad Boy 3:18
10 Panic & Run 3:16
11 I am 5:10
Besetzung

Wuv Bernardo (Dr)
Traa Daniels (B)
Sonny Sondoval (Voc)
Marcos Curiel (Git)



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