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I’ll never get out of this world alive - Der Debütroman von Steve Earle
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Steve Earle war bisher in unseren Breitengraden überwiegend als Alternative Country-Musiker bekannt. Mittlerweile ging er auch unter die Autoren. Das liegt an sich ja relativ nahe. Erzählt er in seinen Songs meist auch recht lebhafte Geschichten. I’ll never get out of this world alive heißt nicht nur sein letztes Album, sondern auch dieser Roman. Benannt wurde er nach einem alten Hank Williams-Song. Und nicht nur der Titel ist eine Hommage an den guten, alten Hank. Nein der Sänger spielt eine große Rolle in dem Buch…
Wir schreiben das Jahr 1963. Der Hauptcharakter - ein Arzt, schlicht Doc genannt - ist hier mehr oder weniger gestrandet. Eine Zulassung hat er keine mehr. Deswegen hält er sich mit illegalen Abtreibungen über Wasser, um seine starke Drogensucht zu finanzieren. Ein typischer gescheiterter Charakter eben. Einst war er Hank Williams’ Mediziner, der ihn seit seinem Tod hartnäckig als Geist auf Schritt und Tritt verfolgt, ihm Genosse wie Feind ist. Oder sind es doch nur Wahnvorstellungen?
Seine Umgebung ist entsprechend genauso desolat. Prostituierte sind Docs beste Kunden, ein korrupter Bulle ein ständiger Begleiter und sein Drogendealer sein bester Freund. Eines haben sie alle gemeinsam: eigentlich sind sie doch keine schlechten Menschen. Das Leben dieser Existenzen und vor allem von Doc beginnt sich schleichend zu verändern, als eine 18-jährige Mexikanerin namens Graciela als Patientin in das Leben des Arztes tritt. Irgendetwas hat dieses Mädchen. Und es scheint nicht von dieser Welt zu sein. Ist sie ein Engel oder eher eine Art Mutter Theresa für diese Ansammlung an gescheiterten Persönlichkeiten…?
Man merkt es, die Umgebung in der diese Geschichte spielt und die darin auftauchenden Personen sind genauso rau und dann doch wieder liebenswert wie die Songs von Steve Earle. Zwar an sich mit kraftvollen Worten beschrieben, ist das Tempo des Romans ziemlich gemächlich. Nicht selten die Atmosphäre sogar richtig trist. War es das Ziel des Autors, ein solches Flair zu erzeugen, ist ihm das gelungen. Auch schlingert die Geschichte in der zweiten Hälfte stellenweise ein wenig umher und man ist sich nicht sicher, wo sie hinführen soll. Trotzdem kann man das Buch nicht einfach weglegen. Zu sympathisch sind die Charaktere. Über ein zu geringes Maß an Persönlichkeit kann man sich nicht beklagen.
Große Weltliteratur hat Steve Earle also hiermit nicht wirklich vorgelegt. Aber der Musiker war schon immer etwas anders. Die große Masse sprach er nie an. Warum sollte es nicht so sein, wenn er ein ganzes Buch schreibt? I’ll never get out of this world alive mit seinem saloppen Erzählton kann man durchaus als gelungen ansehen.
Mario Karl
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