Musik an sich


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Wunderlich, Fritz

A poet among Tenors


Info
Musikrichtung: Gesang (Oper, Operette, Lied)

VÖ: 13.8.2010

(EMI Classics EMI / 6 CDs / ADD / 1959-1966 / 50999 6 29525 2 1)

Gesamtspielzeit: 400:00

Internet:

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STIMMWUNDER

In diesem Jahr wäre der große deutsche Tenor Fritz Wunderlich 80 Jahre alt geworden. Grund genug, dem leider so früh, nämlich 1966 im Alter von 35 Jahren verstorbenen Sänger eine Anthologie in der Serie EMI Icons zu widmen. Der Wunderlich-Fan mag diese 6-CD-Box als Pendant zu jener Sammlung verstehen, die die Deutsche Grammophon mit „The Art of Fritz Wunderlich“ (7 CDs, DGG, 2005) schon vor einigen Jahren vorgelegt hat. Beide Kollektionen gemeinsam bilden recht umfassend das diskographische Vermächtnis Wunderlichs ab, was nicht zuletzt deshalb möglich ist, weil seine Karriere als Schallplattenstar nur gut sechs Jahre währte.

Da die renommierten Techniker der EMI schon in den vergangenen Jahren immer wieder Teile dieses klingenden Archivs vorbildlich restauriert haben, konnte auf Vorlagen zurückgegriffen werden, die mit einer ganz erstaunlichen klanglichen Brillanz und teils sogar gut gestaffeltem Klangbild aufwarten. So stellt man verblüfft fest, dass ein Großteil der Patina nicht der Qualität der Tonspur geschuldet ist, sondern eher der Art der Interpretation durch die verschiedenen Orchester, die nicht mehr recht unseren heutigen Vorstellungen von zumindest historisch informierter Aufführungspraxis entsprechen mag. Doch dies ist schnell vergessen, sobald Wunderlichs Stimme anhebt, die solche Umstände zur Marginalie macht und die auch heute noch mit ihrer Strahlkraft beeindruckt. So verschieden die – mit ziemlich kurzen Pausen aneinandergereihten – Stücke auch sein mögen: in allen scheint Wunderlichs Begabung auf, den Vortrag mit tiefer Empfindung, zugleich bei aller Präzision aber auch mit echter Spontaneität zu versehen. Erst dadurch nehmen die Opern- und Liedfiguren plastisch Gestalt an. Besonders stark geraten in diesem Sinne die – auch im Hinblick auf die Orchesterbegleitung herausragenden - Ausschnitte aus Tschaikowskys Opern „Pique Dame“ und „Eugen Onegin“, aber auch die Puccini-Partien. In der Sammlung findet neben bekannten Opern-Highlights auch Unbekanntes seinen Platz, so etwa Fritz Neumeyers „Studentenlieder“, die Wunderlich mit kongenialem Witz und Esprit zu echten Preziosen veredelt.
Weitere Perlen sind die Arien aus den Komischen Opern der deutschen Romantik und den Operetten – ein heute nur noch randständiges Repertoire, dessen Unterhaltungswert und musikalischen Gehalt man hier noch einmal nachempfinden kann. Reizvoll, dass es zudem in so manchem Duett und mancher Szene ein Wiederhören mit anderen Stars von Weltrang gibt: Hermann Prey, Rudolf Schock, Anneliese Rothenberger, Gottlob Frick oder Pilar Lorengar sind an Wunderlichs Seite zu erleben.

Der Vielseitigkeit des Tenors ist es zu verdanken, dass es musikalisch quer durch die Jahrhundert geht: von der Bach-Kantate zur Verdi-Oper, vom Schubert-Lied zur Mozart-Arie, von Mahler zu Kálmán. Jeder Hörer wird so seine persönlichen Favoriten finden, aber diese Stimme lohnt es allemal, auch jene Stücke zu hören, die für sich genommen vielleicht nicht den eigenen Geschmack treffen.
Am Ende bleibt das Bedauern über Wunderlichs viel zu frühen Tode und die Erkenntnis, dass Tenöre dieses Formats in unseren Tagen kaum noch zu finden sind.



Sven Kerkhoff



Trackliste
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Besetzung

Fritz Wunderlich: Tenor

div. Sänger und Orchester


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