Leo, L. (Florio)
L´Alidoro (DVD)
|
|
Info |
Musikrichtung:
Barock Oper
VÖ: 17.07.2009
(Dynamic / Klassik Center Kassel / 2 DVD / 2008, live / Best. Nr. 33588)
Gesamtspielzeit: 165:00
|
|
|
MIT LEICHTER HAND
Dass die erste moderne Aufführung von Leonardo Leos (1694-1744) 1740 uraufgeführter Oper "L´Alidoro" bis zum Jahre 2008 auf sich warten ließ, ist eigentlich kaum verständlich. Das als Commedia per musica bezeichnete Werk hebt sich nämlich qualitativ wohltuend vom Gros der Barockopern ab. Leo geht über das herbgebrachte Formenrepertoire der commedia per musica weit hinaus. So drängt das Ganze in seiner musikalischen Komplexität und Bandbreite bereits in Richtung der späteren komischen Oper. Es finden sich volkstümlich-heitere Momente, umfangreiche Finale, höchst unterschiedliche Arienformen, melodramatische Stücke und koloraturreiche Bravourarien sowie affektgeladene Auftritte als Einsprengsel aus der opera seria. Heiter-burleske Szenen wechseln mit ernsten Betrachtungen ab, todtraurige Lieder mit rhythmisch-tänzerischen Gesängen. Ja, es scheint, als wollte Leo es nicht nur der Handlung nach bei einem Vexierspiel und einer Verwechselungskomödie belassen, die L´Alidoro in bester italienischer Manier ist, sondern als habe er beabsichtigt, die vielen Masken und Verwandlungen auch in die Musik hinein zu transportieren. Dies geschieht ganz außerordentlich abwechsungsreich und kurzweilig, aber stets mit jenem unverwechselbarem melodischen Erfindungsreichtum der neapolitanischen Schule und mit einem spritzigen, ungewöhnlich expressiven Instrumentalsatz, der immer wieder für Überraschungen gut ist.
In fast neutraler Kulisse, mit nur wenigen Requisiten und in klassischen Kostümen lässt Regisseur Arturo Cirillo sich das Geschehen auf dem angedeuteten Dorfplatz vollziehen, wobei ein Hauptaugenmerk der sehr geschmack- und effektvollen, dabei aber doch diskreten Lichtregie galt. Die Personen nutzen die Freiräume der Bühne engagiert und mit viel Spielwitz.
Die Sänger bewegen sich musikalisch zumeist auf hohem Niveau. Besonders vermag dabei Valentina Varriale in der Rolle der bäuerlichen Zeza zu gefallen, die sie frech und stimmlich körperreich vorstellt. Neben der koloratursicheren, dabei doch leicht tönenden Maria Grazia Schiavo verblasst Francesca Russo Ermoli in der Partie der Elisa. Aufmerksamkeit erheischen die Auftritte von Maria Ercolano, die mit ihrem karmesinrot timbrierten Sopran intensiven Eindruck hinterlässt. Als Don Marcello überzeugt Giuseppe De Vittorio hingegen eher darstellerisch als sängerisch; ähnlich wie Gianpiero Ruggeri (Meo) bleibt er stimmlich zwar fehlerfrei, aber doch weitgehend glanzlos.
Das Barockorchester Cappella della Pietà de´Turchini spielt unter der Leitung von Antonio Florio silberhell, beweglich und schwungvoll, aber ohne Druck, ganz so, wie es diesem sommerlichen Opernspaß angemessen ist. Das Cembalo ist im ansonsten tadellosen Gesamtklang leicht überpräsent.
Dem Label Dynamic ist es damit geglückt, nach der glanzvollen Produktion mit Galuppis "L´Olimpiade" (s. MAS-Review) sogleich eine weitere überzeugende DVD nachzulegen.
Sven Kerkhoff
Besetzung |
Maria Grazia Schiavo: Faustina
Maria Ercolano: Luigi (Alidoro)
Valentina Varriale: Zeza
Francesca Russo Ermoli: Elisa
Giuseppe De Vittorio: Don Marcello
Filippo Morace: Giangrazi
Gianpiero Ruggeri: Meo
Nino Bruni: Cicco
Orchestra Barocca
Cappella della Pietà de´Turchini
Antonio Florio: Leitung
Arturo Cirillo: Regie
|
|
|
|