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Der Ex-Byrd ROGER MC GUINN verzaubert Nürnberg
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Als bekannt wurde, dass der legendäre Frontmann und Gitarrist der Byrds in Nürnberg spielen sollte, hab ich es erst gar nicht geglaubt. Doch die Plakate und die Anzeigen in diversen Magazinen deuteten darauf hin: Der kommt tatsächlich! Die Vorfreude war groß, als ich zur Katharinenruine pilgerte. Leider hat das Wetter gerade an diesem Tag eine kleine Macke und es wechselt ständig zwischen starkem Regen und Sonnenschein. Die Katharinenruine ist gut besucht, das Publikum scheint sich eher im „Mitte 40-Bereich“ anzusiedeln. Für ein derartiges Ereignis ist die Ruine ein idealer Spielort, soviel steht fest. Als ich die Bühne sehe wird klar: Der singt alleine, eine Band kommt hier definitiv nicht zum Einsatz. So bin ich schon sehr gespannt, wie sich das dann wohl anhört. Vorstellen kann ich mir das noch nicht. Aber: Es hört auf zu regnen und die Sonne kommt raus.
Es gibt keine Vorband und pünktlich um 20 Uhr betritt Mr. McGuinn die Bühne. Natürlich mit seiner zwölfseitigen Rickenbacker-Gitarre bewaffnet. Der erste Song ist legendär und alle anwesenden scheinen ihn zu kennen: „My Back Pages“. Mit einem glasklaren Sound ausgestattet fliegen dem ehemaligen Byrds-Sänger die Sympathien nur so zu. Seine Stimme klingt zu diesem Zeitpunkt noch etwas dünn, was sich spätestens nach dem dritten Lied jedoch gelegt hat. Er wechselt zwischen der Rickenbacker, einer siebenseitigen und einer Art Mandoline hin und her. Alle Instrumente beherrscht er vorzüglich und es ist ein wahrer Augen- und Ohrenschmaus, zuzuhören. Er selber scheint sich über die Jahre sehr gut gehalten zu haben. Live versprüht er die Aura eines Religionslehrers oder Pfarrers, der seine Botschaften über Musik vermittelt. Von den Songs her ist das ganze natürlich zum Großteil ein Querschnitt über seine Schaffensphase mit den Byrds. Nach jedem Song freut er sich diebisch und fast schon bescheiden über den Applaus - wie ein kleiner Junge der ein Gedicht in der Schule aufsagt. Das Ganze kommt unglaublich sympathisch rüber, abgehoben scheint dieser Mann definitiv nicht zu sein.
Ein paar Songs von der Sweetheart Of The Rodeo-Platte werden gespielt, die mir live wesentlich besser gefallen, als auf CD. Der Abend nimmt seinen Lauf und es folgt ein Hammersong nach dem anderen. Bei „The Ballad Of Easy Rider“ lässt er es ganz cool angehen, der Song hört sich fast so an, wie auf der CD und geht unter die Haut. Dazu erzählt er immer wieder ein paar Geschichten, wie die Songs entstanden sind und wer da alles dran beteiligt war, was schon sehr eindrucksvoll ist. „Eight Miles High“ spielt er auf seiner Siebenseitigen und holt dabei alles aus dem Instrument heraus. Bei „He Was A Friend Of Mine“ erzählt er, wie der Song überhaupt entstanden ist. Was ich bis zum Konzert nicht wusste: Der Song ist John F. Kennedy gewidmet und der „Freund“, der im Song besungen wird, ist der in Dallas erschossene ehemalige US-Präsident. Gänsehaut pur! Highlights sind für mich noch das absolut kultige „Mr. Spaceman”, „Chimes Of Freedom” und das von seinem Soloalbum stammende „Lover Of The Bayou“.
Einen Song präsentiert er, der eigentlich von Tom Petty and the Heartbreakers stammt: „American Girl“ – und der Song ist wirklich klasse. Als dann nach ca. 70 Minuten Spielzeit die Überklassiker „Mr. Tambourine Man“ und „Turn Turn Turn“ angestimmt werden neigt sich der Konzertabend bereits dem Ende zu. Ein lässiges „So You Want To Be A Rock N Roll Star“ beendet den regulären Set, aber er kommt noch einmal zurück für Zugaben. Er fragt das Publikum was er spielen soll. Ein ganz eifriger Fan in der ersten Reihe brüllt „My Back Pages“, worauf Roger entgegnet, dass dieser Song ja bereits gespielt worden ist. Aber er spielt ihn trotzdem.
Nach 90 Minuten ist das Konzert auch schon wieder vorbei. Die Zeit verging wie im Flug und ich denke dass ich nicht übertreibe wenn ich sage, dass dieser Abend ein ganz besonderer Konzertabend war. Diese Songs von diesem legendären Musiker live in einer derart passenden Spielstätte präsentiert zu bekommen, ist auf jeden Fall ein Highlight. Und was der auf der Gitarre präsentiert, ist allein schon sehenswert. Fazit: Wenn Mr. McGuinn in eure Stadt kommt, unbedingt hingehen!
Stefan Graßl
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