Musik an sich


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Bach, J. S. (Farr)

Musik für Lautenwerk (Lautencembalo)


Info
Musikrichtung: Barock Lautenwerk

VÖ: 04.07.2008

(Naxos / Naxos / 2 CD DDD 2000-2005 / Best. Nr. 8.570470-71)

Gesamtspielzeit: 100:48



GRAVITÄTISCH

J. S. Bach hat nur wenige Stücke für ein Instrument hinterlassen, das in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts allmählich aus der Mode geriet: die Laute. Irritierend sind dabei die technischen Anforderungen, die einige seiner Stücke an Instrument und Spieler stellen. Manche Akkorde und tiefe Töne jenseits des üblichen Lautenumfangs sind einfach nicht ausführbar.
Das liegt nicht unbedingt daran, dass es sich bei Bachs Lautenkompositionen oft um Bearbeitungen älterer, ursprünglich nicht für die Laute gedachte Stücke handelt. Es hat vor allem damit zu tun, dass Bach offenbar nicht in allen Fällen an eine echte barocke Laute gedacht hat, sondern an ein nach seinen Spezifikationen gebautes Cembalo, das mit Darmsaiten versehen wurde und wie eine Laute klang, wenngleich mit außergewöhnlich großem Umfang und Volumen.
Dieses „Lautenwerk“ gestattete ein vollgriffiges virtuoses Spiel. Bach nutzte die Spielräume allerdings ökonomisch und wahrte den Lautencharakter der Stücke. Für das Spiel auf einer normalen Laute müssen dann freilich hier und da doch Anpassungen vorgenommen werden, was dann allerdings zu sehr befriedigenden Ergebnissen führt, wie man jüngst wieder bei einer Einspielung von Paul O’Dette erleben konnte.

Keines der beiden Lautenwerke aus Bachs Besitz hat sich erhalten. Vielleicht gab es auch deshalb bislang keinen Versuch, die Werke instrumentengerecht aufzuführen. Zum Glück ist wenigstens eine genaue Beschreibung des Bachschen Lautenwerks durch Jacob Adelung aus dem Jahr 1768 überliefert. Der renommierte Cembalobauer Keith Hill hat sich bei seinem Nachbau an diesen Angaben orientiert und ein meisterliches Instrument mit einem sehr schönen, lebendigen Klang gebaut.
Die amerikanische Cembalistin Elizabeth Farr traktiert es auf dem gewohnt hohen Niveau. Alle Bedenken ob eines doch etwas starren, dynamisch wenig flexiblen Klangs, der nach „gefälschter Laute“ klingen könnte, überspielt sie mit ihrer klugen Artikulation und offenen Phrasierung, die die Spannungsmomente im Detail wieder unter einem großen Bogen zusammenführt und die Musik im Fluss hält. Gleich das eröffnende G-Moll-Prelude BWV 995 aus der ehemaligen Cello-Suite Nr. 1 (BWV 1011) besticht durch seine dunkle Gravität. Die terrassendynamischen Möglichkeiten der zwei Manuale nutzt Farr geschickt, um einzelne Phrasen voneinander abzusetzen oder Echowirkungen herauszuarbeiten. Verständlich, dass Bach seine Stücke gerne auf einem solch opulenten Spezialcembalo spielte.



Georg Henkel



Trackliste
CD I
01-07 Suite G-Moll BWV 995 22:43
08-13 Suite E-Moll BWV 996 16:17
14-18 Suite C-Moll BWV 997 19:57
19-21 Prelude, Fuge und Allegro in Es-Dur BWV 998 11:24
22 Prelude C-Moll BWV 999 1:31
23 Fuge in G-Moll BWV 1000 (nach 1001/2) 5:18

CD II
01-08 Suite E-Dur BWV 1006a (nach BWV 1006)
09-12 Sonata in D-Moll BWV 964 (nach BWV 1003)
13-29 Sarabanda con Partite BWV 990 23:38
Besetzung

Elizabeth Farr: Lautencembalo (Keith Hill)



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