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Reviews
Berezovsky, M. (Currentzis)

Weltliche Musik


Info
Musikrichtung: Klassik

VÖ: 24.06.2004

Caro Mitis / Klassik Center Kassel (SACD hybrid, DDD (AD: 2003) / Best. Nr. CM 0022003)

Gesamtspielzeit: 54:48

Internet:

Caro Mitis



RUSSISCH-ITALIENISCH

Maxim Berezovsky (1740-1777) stammte aus äußerst ärmliche Verhältnissen, schaffte es aber dank seiner musikalischen Begabung schon früh, als Sänger in die Hofkapelle in St. Petersburg aufgenommen zu werden. Dort wurde er unter anderem vom italienischen Komponisten B. Galuppi unterrichtet, der schließlich auch eine Studienreise Berezovskys nach Italien befürwortete. Hier konnte der junge Russe bei G.B.Martini seine Kenntnisse im Bereich des Kontrapunkts und der traditionellen Kirchenmusik erweitern. 4 Jahre verbrachte er in Bologna, Venedig und Livorno. Mit "Il Demofoonte" gelang ihm dort sogar ein beachtlicher Opernerfolg. Als Berezovsky 1773 nach St. Petersburg zurückkehrte, fand er, wohl auch aufgrund von Intrigen, keine adäquate Position mehr am Hof, zog sich schließlich zurück, verfiel dem Alkohol und setzte seinem Leben am 24. März des Jahres 1744 durch Selbstmord frühzeitig ein Ende.

Wie begabt und vielseitig Berezovsky gewesen ist, und wie unverständlich damit sein Scheitern in Russland erscheinen muß, macht diese (auch auf herkömmlichen CD-Playern abspielbare) SACD deutlich. Erfreulich ist dabei zunächst, dass sich ein russisches Ensemble und ein russisches Label der Sache angenommen haben und so für ihren fast vergessenen Landsmann die Werbetrommel rühren. Noch erfreulicher aber erscheint dies, weil das in einer sehr kundigen, frischen und abwechslungsreichen Weise geschieht. Die SACD gibt einen guten Überblick über Berezovsky Schaffen, der lange Zeit auf siene kirchenmusikalischen Werke reduziert wurde. Hier sind sinfonische und kammermusikalische Stücke ebenso vertreten, wie 2 Opernarien.
Die einleitende Sinfonie C-Dur, ein ganz im italienischen Geiste geschriebenes Orchesterwerk, geht das auf historischen Instrumenten technisch fehlerlos agierende Pratum Integra Orchestra mit entschlossenem Zugriff an. Manchmal wird dabei allerdings die Grenze zwischen erfrischender Respektlosigkeit und Ruppigkeit überschritten, weil die Akzente zu stark zugespitzt werden.
Die Arien aus der oben zitierten Oper bietet die Sopranistin Galina Knysh mit viel dramatischem Gespür und einer leicht metallischen Stimme dar. Ihr Vortrag lebt und atmet, was bei derart aus dem Zusammenhnag gerissenen Bravournummern nicht unbedingt selbstverständlich ist.
Es folgen drei Cembalosonaten, die am ehesten an verwandte Werke Joseph Haydens denken lassen. Die Solistin, Olga Martynova, trägt diese Stücke mit der nötigen Leichtigkeit und Unbekümmertheit vor, ohne dabei ihr virtuoses Können zu verleugnen. Das Instrument, ein Nachbau eines Pianofortes aus der Werkstatt Stein um 1788, paßt perfekt zu der Musik, läßt es doch einen breiten Spielraum für dynamische Schattierungen, ohne einen allzu weichen und schmeichelnden Klang zu produzieren.
In der C-Dur-Sonate für Violine und Cembalo zeigt Martynova danach ein lupenreines Zusammenpsiel mit Sergei Filchenko.

Als Leckerbissen gibt es zum Abschluß eine ganz besondere Fassung von Berezovskys wohl bekanntestem Werk, dem Geistlichen Konzert "Verstoße mich nicht im Alter". In diesem Konzert verschmilzt Berezovsky den traditionellen russischen a-capella-Chorgesang geschickt mit italienischen Stilelementen. Der künstlerische Leiter des Pratum Integrum Orchestra, Pavel Serbin, hat das Konzert für Streichquartett arrangiert. Die eindringliche Wirkung, dies es mit seiner strengen, archaischen Fugentechnik, seiner scharfen Rhymthmisierung und seinen düsteren Melodielinien auch in dieser Fassung erzielt, ist verblüffend.

Der Klang der SACD ist bestechend rein und klar. Das Booklet enthält viele Detailinformationen, wenn auch nur in englischer Sprache.



Sven Kerkhoff



Trackliste
1-3 Sinfonie C-Dur
4 Arie des Timante "Prudente mi chiedi" aus der Oper "Il Demofoonte"
5 Arie des Timante "Misero Pargoletto" aus der Oper "Il Demofoonte"
6 Sonate B-Dur für Cembalo
7 Sonate C-Dur für Cembalo
8-9 Sonate F-Dur (in 2 Teilen) für Cembalo
10-12- Sonate in C-Dur für Violine und Cembalo
13 Geistl. Konzert "Verstoße mich nicht im Alter" (Transkription für Streichquartett von P. Serbin)
Besetzung

Galina Knysh, Sopran
Olga Martynova, Pianoforte/Cembalo
Sergei Filchenko, Violine/Konzertmeister

Pratum Integrum Orchestra

Ltg. Teodor Currentzis



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