Musik an sich


Reviews
Nevermore - Enemies Of Reality
(Century-Media-Records)
Power Metal
Trackliste:
1. Enemies Of Reality
2. Ambivalent
3. Never Purify
4. Tommorow Turned Into Yesterday
5. I, Voyager
6. Create The Infinite
7. Who Decides
8. Noumenon
9. Seed Awakening

Eines der Referenzwerke im Metalsektor in diesem Jahrtausend stellt sicherlich Nevermore`s letzter Meilenstein "Dead Heart In A Dead World" dar, bei dem es den Jungs aus Seattle fast in Perfektion gelungen ist Härte und Melodie bzw. Wahnsinn und Gefühl zu einer unwiderstehlichen Einheit verschmelzen zu lassen.

Mit dem neuesten Longplayer der Truppe können und wollen Nevermore das Vorgängeralbum nicht toppen, denn anstatt "Dead Heart In A Dead World Part II" auf die Menschheit loszulassen, geht die Reise sozusagen Zurück in die Zukunft, noch vor "Dreaming Neon Black"-Zeiten. "Enemies Of Reality" bietet (leider nur) neun Songs von denen die meisten Titel zwar mit unzähligen Feinheiten, wie z.B. fast schon in einem Anflug von Genialität scheinbar zufällig aus dem Armel geschüttelten Gitarrenspielereien von Klampfengott Jeff Loomis, angereichert sind, sich aber jedoch erst nach mehrmaligen Hören dem Konsumenten öffnen. Falls sie sich überhaupt öffnen muss man unbedingt noch dazusagen, denn ein ewiges Rätsel, neben dem Sinn des Lebens und der Popularität von Robbie Williams, wird mir wohl das völlig durchgeknallte "Noumenon" bleiben. Ist aber auch nicht weiter verwunderlich, da Frontpsycho Warrel Dane ja selbst der Meinung ist, das man erst bei vier Gläsern Bourbon hinter dieses Werk blicken kann. Die Marke dieses hochprozentigen Getränkes hat er uns jedoch leider nicht verraten und dies könnte der Grund sein, das soviele Versuche von mir kläglich gescheitert sind. Hicks !

Am ehesten noch in die melodische Kerbe schlägt die gelungene Halbballade "Tommorrow Turned Into Yesterday" das man ohne schlechtes Gewissen als das "Heart Collector" des neuen Silberlings bezeichnen kann, sowie das ebenfalls relativ ruhige "Who Decides", während der schon von diversen Livegigs bekannte Titelsong und das ungewöhnlicherweise schon mit dem Chorus beginnende "Never Purify", dessen Refrain doch sehr an das Titelsstück der letzten CD erinnert, eher in die Sparte "Gelungene Vertreter des Rückfalls in alte, harte Zeiten" eingeordnet werden kann. Ebenfalls noch auf der Haben-Seite kann das genial, verrückte Gitarrensolo auf "I, Voyager" gutgeschrieben werden und das war es dann auch schon mit Friede, Freude, Eierkuchen. Die restlichen Stücke gehen bei ca. 56 maligen Konsum bestimmt unweigerlich In Leib und Blut über, aber ob man sich das antun will, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich denke es reicht wenn man tagtäglich irgendwelche Radiomusik vorgespielt bekommt und nach einiger Zeit erschreckenderweise unfreiwillig dazu mitsummt. An der Produktion, gibt es trotz angeblicher Budgetkürzungen seitens des Labels und heftiger Bedenken im Vorfeld der Veröffentlichung, so gut wie gar nichts auszusetzen, da der komplette Silberling kurz vor Toresschluss nocheinmal gemastered worden ist. Also keine Angst vor weiterer St.Angerei bzw. stänkerei.

"Enemies Of Reality" ist sperriger, komplexer und härter als die letzten beiden Nevermore-Outputs und wird vor allem Fans der Anfangszeit dieser Band begeistern. Für alle anderen gibt es ein nettes Cover, bei der limited Edition eine Bonus-DVD mit Videos des Haufens, eine CD mit 50 Prozent songtechnischer Trefferausbeute und die Erkenntnis das Vorfreude wohl doch die grösste Freude bleibt.

13 von 20 Punkte

Manuel Liebler

Internet: nevermore.the.nl

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