In den letzten drei Ausgaben haben wir Euch Stück für Stück (bzw Konzert für CD) diese phantastische Ska-Combo vorgestellt,
die sich leider in diesem Sommer für immer von den Bühnen dieser Welt zurückgezogen hat. Gerade ist, fast zeitgleich mit der Bandauflösung,
die allerletzte CD erschienen. Die werden wir Euch in der nächsten Ausgabe präsentieren. Hier geht es um die Yellow Umbrella-Live-CD
"Les Schuhkarton-Tapes", die auf der Frankreich-Tour 2001 (Tracks 1-6, 8 und 9) in Tschechien (Track 7) und im heimatlichen Dresden
(Tracks 10 bis 16) mitgeschnitten wurde.
Dabei präsentieren uns die Sachsen das, was wir von den Studio-Alben gewohnt sind - entspannten poppigen Ska, der wie nebenbei immer
wieder den Duft der großen weiten Welt atmet, spanischen (Ay, ay, ay, ay !!!!"), slawischen ("Poljuschko/ Katjuscha") natürlich
jamaikanischen ("Inner Sun"), aber auch orientalischen ("Waitin' in Cairo") Flair verbreitet.
Am typischten aber sind Tracks wie "Josephine" und "It's so easy" auf der einen; "Rude Boy Company" und
"Rise & Fall" auf der anderen Seite. Letzter repräsentieren das klassische reggaelastige Ska-Element; erstere die etwas an die
70er Jahre erinnernde Sorglosigkeit, die eine Stunde mit Yellow Umbrella zum entspannenden Trip werden läßt,der uns aus aus den
Problemen hianusträgt, die uns vom 11. September, der Rentenreform und der Umweltkatastrophe ins Alltagsleben gerührt werden. Überhaupt machen "Les Schuhkarton-Tapes"
den Kompositionen - anders als viele Live-Scheiben - nicht zusätzlichen Druck unterm Hintern, sondern betonen eher den relaxten Charakter der
Stücke.
Als verantwortungsbewußter Pädagoge kann ich mir eine Spitze gegen die drogenverharmlosende Ansage zu "It's so easy" nicht
verkneifen. Es mag ja sein, dass eine Kiffer-Therapie für gewalttätige Rechtsradikale seinen Reiz hat. Debile Schlaffies sind wahrscheinlich
besser als brutale Schläger. Aber wenn man den Anstieg der Anzahl gerade jugendlicher Kiffer beobachtet, der die Legalisierungs-Debatte der
letzten Jahre begleitet, wünscht man sich gerade von "öffentlichen Personen", zu denen ich auch Musiker zählen würde, etwas mehr
Verantwortungsgefühl.
Aber das sei nur eine Klammerbemerkung, die bei dieser genialen CD, die die Flucht aus dem grauen Alltag auch ohne Drogen erleichtert,
nicht das letzte Wort sein. Darum sei zum Schluß noch auf die aüßerst spritizge instrumentale Ska-Adaption von Kraftwerks "Model"
hingewiesen.
16 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Internet: www.yellowumbrella.de
Bereits erschienen
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