Wie ihr vielleicht in unserem Umsonst und Draussen-Festivalbericht gelesen
habt, konnten mich Phonodrive live auf ganzer Linie überzeugen und nun liegt
mir auch der Longplayer der Truppe zum Test auf Herz und Nieren vor.
Um es einmal vorwegzunehmen, auch auf eine Silberscheibe gebannt enttäuschen
die Jungs und Mädel keine der zugegeben recht hohen Erwartungen, denn der
Sound von Phonodrive, der grob gesagt eine Mischung aus knackigen
Alternativerock wie Garbage, The Cardigans auf der einen und gefühlvolle weibliche
Songschreibermusik alà Alanis Morisette auf der anderen Seite darstellt, kann man
einfach nicht schlecht finden, da für jeden Musikinteressierten ohne
Scheuklappen etwas dabei ist. Überspitzt gesagt: Für die Knaben - die für diesen
Musikstil recht ungewöhnliche doppelte(!) Gitarrenfraktion, die live natürlich noch
ein wenig mehr knallt - und für die Mädels - die emotional tiefgehenden
ruhigeren Stücke, die Dank der entzückenden Stimme von Frontfrau Corinna Lieb,
sowie der erstklassigen Produktion hervorragend zur Geltung kommen.
Vom Songwriting her ist bei dem bunten Haufen auch alles im grünen Bereich
und das Phonodrive in der Lage sind richtige Hits zu fabrizieren, haben sie
mit "Don`t Forget Me", das sich wochenlang die Pole-Position in den Charts
diverser Internetplattformen sicherte, schon ausreichend unter Beweis gestellt.
Auch eine handvoll andere Songs, wie das für einen Opener recht untypische,
sich steigernde "Do You Sometimes", das ruhige, melancholische "Senses", der
geballte lyrische Sentimentalitätsbolzen "Dedicated To You", sowie das flotte
"Time Is Standing Still", haben durchaus das Potential es dem Vorzeigesong der
Band gleichzutun. Trotz der offensichtlichen Radiokompatibilität der Stücke
wünscht man sich sehnlichst solche Songs in der Lala-Kiste, allerspätestens
wenn man zum siebten Mal am Tag dem neuestem (Erg)(St)uss von DJ Bobo und Co.
lauschen muss.
Die restlichen Titel des Albums kommen zwar nicht ganz an die bereits
genannten Verdächtigen ran, sind aber von der Bezeichnung "Ausfall" relativ weit
entfernt und haben durchaus ihre Überraschungsmomente parat, wie zum Beispiel
beim entspannten, leicht psychedelischen Rausschmeisser "What Is It", mit dem
man in dieser Form überhaupt nicht mehr gerechnet hätte.
Ein mir unbekannter Schreiberling titulierte Phonodrive angeblich einst als
"Götter des Pop-Himmels". Soweit würde ich zwar nicht gehen, aber es bleibt
festzuhalten das "One" in punkto Qualität mit Leichtigkeit den überwiegenden
Teil der Veröffentlichungen in diesem Genre hinter sich und einige gehypte
Megaseller ziemlich alt aussehen lässt. Um aber bei himmlischen Eingebungen zu
bleiben - Die Götter müssten verrückt sein, wenn man von dieser Band in
Zukunft nichts mehr hört. Also Augen bzw. Ohren offen halten.
16 von 20 Punkte
Manuel Liebler
Internet: www.phonodrive.de
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