Es gibt CDs, bei denen stimmt gar nichts. In diesem Fall begann das mit dem Briefumschlag. Wenn ich einen solchen aus dem Hause Prophecy Productions im Briefkasten finde, dann freue ich mich auf ein Stündchen angenehmer Melancholie. Etwas düster, aber nicht depressiv, etwas morbide vielleicht, aber nicht necrophil. Zu 50 Prozent stimmte das auch (Aber diese 50 Prozent stehen in der Review zum aktullen Blazing eternity-Silberling - sehr zu empfehlen!).
Von der zweiten CD grinst mich jedoch ein seltsamer Esel an. Natürlich, Natur hat auch bei Green Carnation, Tenhi oder ähnlichen PP-Projekten seinen wichtigen Ort, aber niemals so, niemals mit diesen Farben. Das sah dann doch eher erschreckend nach einem dieser kreuzdebilen Comedy-Projekte aus.
Was dann aus den Boxen tönt, scheint genauso wenig zusammenzupassen, wie PP zu besagtem Esel, ist aber dermaßen genial, dass die CD neben der Filmmusik zu "Robbi, Tobbi und das Fliewatüüt" permanent den CD-Schacht blockiert.
Stellt Euch einfach vor Apocalyptica, die Pogues, Eläkeläiset und die Comedian Harmonists hätten gemeinsam ein neues Album eingespielt, um in Berliner und Wiener Cafehäusern aufzuspielen. Von ersteren stammen die oft hart eingespielten Streicher, von zweiteren diverse punkige und fokloristische Einflüsse, von dritteren die Ernsthaftigkeit und von den letzten der Bezug zum Flair des Cafehauses.
Ein paar Textproben ??
- "Ach wie gut, dass niemand weiß, dass ich gerne beiß. Es ist das Tier, das Tier in mir" (Das Tier)
- "Fick dich ins Knie Madame, Madame, mich kriegst du nie Madame" (Madame)
- "Ich habe Lust auf Lust. Ach was bin ich geil, so geil! Wer ficken will muss freundlich sein." (Lust auf Lust)
- "Ich fühl mich wie ein Pinguin, ich brauche auch kein Heroin. Du hast mich völlig, völlig verstrahlt" (Luder)
- Titel wie "Wann machen wir mal wieder Telefonsex" sprechen für sich.
Der Wahnsinn an der Scheibe ist, dass sie dabei weder debil, noch prollig oder penetrant wirkt, sondern von einem bis zum anderen Ende einfach nur noch höllisch Spass macht - und zum Teil (Meine Tür) viel mehr Inhalt hat, als man am Anfang vermutet und bemerkt. Auch im Textblatt lohnt sich hier der zweite Blick.
Hört Euch das Teil unbedingt an.
www.honigdieb.de
19 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
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