"Jesus of Nazareth" und "Cheeses of Nazareth"sind nicht nur phonetisch kaum zu unterscheiden (jedenfalls, wenn man beides englisch
ausspricht), sie haben auch fast die selbe Aufgabe. Glaubt ihr nicht? Man muß nur berücksichtigen, dass das erste Nazareth, PA in Palästina
und das zweite Nazareth, PA in Pennsylvania liegt. Jesus ist in Nazareth (Palästina) auf die Welt gekommen, um die Seelen der Menschen vor
der ewigen Verdammnis zu retten. "Cheeses" aus Nazareth (Pennsylvania) ist auf die Welt gekommen, um liegen gebliebene Stücke der Five
iron Frenzy vor dem Schicksal des ewigen Vergessens zu bewahren.
So enthält "Cheeses" vor allem Demos, Single-b-Seiten und Live-Takes. Das ist bei Jesus anders. Er ist sozusagen DIE ultimative a-Seite der
Weltgeschichte. Das dürften die Five iron Frenzy allerdings ähnlich sehen. Auch wenn auf dieser "Resteverwertung" die Mission - anders als auf den regulären Alben - etwas kurz
kommt. Dafür beweisen die Amis, dass Christ-Sein und den Kopf voller Blödsinn haben kein unauflöslicher Widerspruch sein muß.
Zu Beginn geht das Ganze noch recht zivilisiert zu. Wir werden mit einem Reigen fröhlicher Pop-Punk-Ska-Stücke begrüßt, die zum Teil sogar
recht ernsthafte Texte haben, z.B. die Reflektion über das Leben eines Punks in "Marty". "Fistful of Sand" greift dann sogar in die Klezmer-Kiste;
die Dropkick Murphys auf Jiddisch sozusagen. "Mind for Reason", ein ganz früher FIF-Song, und "Burn" sind Ska Core Stück, die auch die
Mighty mighty Bosstones kaum besser hinbekommen hätten.
Pure Werbung sind die dazwischen plazierten drei Demos, denn sie machen massiv Spaß auf das Album "Upbeats and Beatdowns", auf dem sie in
überarbeiteter Form erschienen sind. "Never ask us to play this" scheint mit "Problems" von den Sex Pistols im Hinterkopf geschrieben worden
zu sein. Die "Ballade" "When I see her Face" ist offensichtlich nicht ganz so ernst gemeint. 44 Sekunden reichen für das große Gefühl einfach
nicht - zumal das Ende nach einer Mischung aus altem Pferd und alter Pumpe klingt. Das schräge Loblied auf Gott ("Praise the Lord") und die
witzige Abrechnung mit der veganen Straight Edge-Szene ("Omnivores for Mediocrity") sind dann schon richtige Ausnahmen in der nun
folgenden Sammlung oft nur sekundenlanger Tracks, die wohl am besten mit höheren Promillewerten gehört werden sollten. Das gilt vor allem für
Thea und ihr singendes Telegram - einen massiv überdehnten Gag. Zu recht fragen die FIF im folgenden Track "How's about some Milk".
"Screams in the Night" überrascht als halbwegs sinniger Track in der zweiten CD-Hälfte, relativiert sich allerdings durch den völlig sinnfreien
Text. Zu erwähnen bliebe noch der Dreiteiler "Abraham Lincoln Beard", der so etwas wie ein Hommage an die Residents darstellen könnte, und
daher stillistisch natürlich völlig aus dem Rahmen fällt. Zum Abschluß macht man sich noch ein wenig über Country- ("Cew Water") und
Metal-Fans lustig ("Metal rules!").
Jede andere CD hätte von mir Abzüge in der b-Note bekommen, wenn sie am Ende nach einer Leerpause von zweineinhalb Minuten nur noch
tierisches Gebrülle erklingen läßt. Aber zu dieser CD passt das, wie Arsch auf Deckel. Sicher ist "Cheeses" primär als Kuriositätenkabinett
für FIF-Fans gedacht, die den Backkatalog der Band schon im Schrank haben, aber auch andere Punk/Ska-Fans mit Humor sollten dem Teil was
abgewinnen können.
13 von 20 Punkte
Norbert von Fransecky
Internet: www.fiveironfrezy.com
zu beziehen über: www.gerth.de
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