Nach einigem Hin und Her schien es vor Redaktionsschluß der letzten Ausgabe, als gäbe es einen Hawkwind-Auftritt beim diesjährigen
Cornberg-Festival. Aber die August-Ausgabe stand kaum im Netz, da kam die Hiobs-Botschaft aus
eben jenem Netz der Netze - erst
einmal als Gerücht: Cornberg fällt (mal wieder) aus! Dazu gab es die Mail von Hawkwind´s Tour Manager:
"Wir haben soeben festgestellt, dass das Cornberg Festival NICHT stattfindet. Sollte jemand Tickets gekauft haben, schlage ich
vor, dass er sich mit Kalle Becker (dem verantwortlichen Veranstalter; Red) über 0173 352 40 67 in Verbindung setzt."
Menschen, die das versucht haben, melden Folgendes: "Diese miesen Abzocker gehen weder ans Telephone noch ist es seit
vorgestern möglich ins Gästebuch oder das Forum zu posten, denn es läßt
sich ganz einfach nicht mehr öffnen. Ich möchte nicht wissen wieviele
jetzt auf ihren Karten sitzen bleiben . Sowohl Kalle als auch Lee sollten
mir besser nicht über den Weg laufen, man hab ich n Hals!!!" oder kürzer "Kalle Becker ist das größte A****loch
überhaupt!"
Dass es sich dabei nicht nur um isolierte Überreaktionen handelt, beweist eine Nachricht im Birth-Control-Gästebuch: "@ all -
zum Cornberg Festival!
Wir haben von Think Progressive die Mitteilung bekommen, daß "der Termin
15.8. wahrscheinlich nicht möglich sein wird"! Nun ja, gebucht waren wir
eigentlich für den 16.8.! Nach Rücksprache mit dem TP-Büro wurde mir
gesagt, daß das Festival nicht stattfinden wird. Gestern um 17.00 Uhr
sagte mir Kalle Becker, daß er weiter um die Genehmigung kämpfen würde.
Seitdem kann ich bei TP (weder über Festnetz noch über Handy) jemanden
erreichen. Die Community auf deren website (Forum und Gästebuch) scheint
abgeschaltet worden zu sein. ... Derzeitiger Stand ist jedenfalls, daß
'Cornberg' nicht stattfindet !!!"
Abschliessend eine Stellungnahme von TP:
"Liebe Freundinnen und Freunde des Herzberg Classics (Burg Herzberg
war der ursprüngliche Veranstaltungsort des Festivals; Red), wir müssen Euch heute leider mitteilen, daß wir das Herzberg
Classics
verschieben müssen und uns um einen anderen Austragungsort und anderen
Austragungszeitpunkt kümmern müssen. Das diesjährige Herzberg Classics
sollte in Hessen stattfinden. Hessen ist ein Land, das sich per Verfassung
verpflichtet, die Ausübung und die Verbreitung der Kultur nicht zu
behindern. Folgendes ist geschehen: Wir haben im Mai diesen Jahres in der
Gemeinde Schrecksbach von einem Landwirt Flächen angemietet, um das Open
Air zu produzieren. Wie Ihr ja alle wisst, stehen wir auf Natur und nicht
auf Stadien, da wir der Ansicht sind, daß Menschen und Kultur in die Natur
gehören und so ein einmaliges Flair entsteht. Schon im Vorfeld machte uns
der Bürgermeister der Gemeinde Schrecksbach klar, daß er diese Sorte von
Menschen, die wir vertreten, in seiner Gemeinde nicht will. Mit diesem
Vorurteil kämpfen wir überall und das Beispiel Eckardtshausen hat gezeigt,
wie binnen kürzester Zeit das Image haschrauchender und arbeitsscheuer
Rockfans ins Gegenteil umschlagen kann und sich diese Gemeinde z. B.
darauf freut, wenn Ihr nächstes Jahr wiederkommt. In einer öffentlichen
Bürgerversammlung im Juli diese Jahres haben wir für die Duchführung
plädiert und wir sind der Ansicht, daß viele Bürger dieser Region die
Durchführung begrüßt hätten. Dem Bürgermeister war klar, daß wir notfalls
mit Gerichtsbeschluß dieses Open Air hätten durchführen können. Per 30.
07. 2003 erhielten wir von der Gemeinde Schrecksbach einen
Auflagenkatalog, auf den ich etwas weiter unten eingehen werde. Am Ende
dieses Auflagenkatalogs verweist der Bürgermeister darauf, daß just in
dieser Zeit verstärkt Gülle auf die umliegenden Felder gefahren wird.
Diese Narretei a la Ludwig Thoma finden wir ganz lustig, aber wir sind
nicht bereit, unsere Gäste diesen Gerüchen auszusetzen. Es zeigt sich, daß
in dieser Region der Fleiß der Landwirte über der Gastfreundschaft steht.
Darüber hinaus wird als Auflage die sogennante Haftpflichtversicherung
incl. Sach- und Personenschäden verlangt und zudem eine Kaution in Höhe
von 25.000 Euro, von der wir dann sicher nichts mehr wiedersehen. Bei
erwarteten 3000 - 5000 Zuschauern ist dies ein Anteil pro Besucher von
5,00 - 8,50 Euro. Diese Regelung halten wir als rechtswidrig, doch in der
Kürze der Zeit haben wir keine Chance mehr, gerichtlich diese Punkte außer
Kraft zu setzen. Fakt ist: Eine solche Kaution können wir nicht leisten.
Ich denke, für alle ist es langsam an der Zeit darüber nachzudenken, wie
es verhindert werden kann, daß solche lokalen Dorfpatronen Kultur
attackieren können. Wir wissen, daß jetzt wieder eine unendliche
Diskussion in der Szene losgetreten wird und ein paar Idioten
rumstänkern. Alle die an unserer Kultur interessiert sind, fordern wir
auf, sich hinter uns zu stellen. Wir stehen jedem von Euch Rede und
Antwort, deswegen laden wir Euch für Samstag, den 16. 08. 2003 zu einer
Party ins Wilhelmsthal ein. Laßt uns zusammensitzen und zusammen reden und
wir versprechen Euch ein geiles Fest. Daneben wird es natürlich eine
musikalische Unplugged-Session für Euch geben. Habt bitte Verständnis, daß
wir den ganzen Prozeß jetzt mit unseren Bands besprechen müssen und
schnellstens einen Ausweichtermin suchen und daß wir telefonisch erst
wieder ab Montag, den 10. 11. 2003 zur Verfügung stehen. Wir freuen uns,
Euch in Wilhelmstahl (Bratwurstdreieck am Schloß) zu sehen."
www.thinkprogressive.de
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