Eine deutlichere Spur kann man kaum legen. Der erste volle Track nennt sich "Light in the Black", wird eingeleitet von einem Intro namens "Rising" und zwei Stücke später heißt es "Dream evil". Wer nicht erst seit Linkin Park härtere Sounds hört, müsste spätestens jetzt Größenwahn vermuten.
Aber Messiah´s Kiss halten ihr Versprechen. Mike Tirelli (Holy Mother) klingt nicht nur so; er kann Herrn Padavona (aka Ronnie James Dio) tatsächlich Paroli bieten. Bei dem RJD des Jahres 2001 wäre das ja nicht gaaanz so bemerkenswert. Aber Tirelli liefert wirklich Leistungen ab, die von dem singenden Helden-äh-Tenor auch in seinen Glanzzeiten nicht völlig in den Schatten gestellt wurden. Ich war von seinem Gesang zwar auch bei seiner Stammformation Holy Mother schon immer recht angetan. Aber Messiah´s Kiss ist für ihn noch einmal ein klarer Quantensprung nach vorn.
Die Dio-Parallelen sind besonders deutlich beim bereits erwähnten "Light in the Black". Die Gitarren sind im Vergleich zu Blackmore etwas banal, aber zwei Götter auf einmal zu ersetzen, wäre ja auch etwas sehr viel verlangt. "Final Warning" könnte von einer der späteren Dio-Scheiben stammen.
Zwei Mal greifen Messiah´s Kiss so massiv auf Dio-Kompositionen zurück, dass der Vorwurf des Plagiats nahe liegt. "Blood, Sweat and Tears" kopiert "Stand up and shout"; "Night comes down" "Stars" vom Hear´n´Aid-Projekt.
Mit "Thunderball" und "Mortal Sin" kommt der zweitwichtigste Einfluss von MsK ins Spiel: Running wild. Weiter Einflüsse sind Udo Dirkschneider (Blood, Sweat and Tears) und King Diamond ("Dream evil"). Und obwohl jener kaum den Anspruch erheben kann, in der selben Liga zu spielen wie Dio, geht dieser Versuch doch erheblich deutlicher ins Beinkleid.
Kurz: "Prayer for the Dying" gehört in jede(!) ernst zu nehmende Metal-Sammlung.
Norbert von Fransecky
18 von 20 Punkte