Dr. Martens pflegt man zwar mit Skinheads, aber zuallererst mit rüdem Oi!-Punk in Zusammenhang zu bringen. Dass eine derartig relaxte Sunshine-Ska-Band wie Maroon Town einen Dr. Martens Sponsoring-Vertrag über 100.000 englische Pfund einheimsen konnte, ist daher erst mal überraschend. Übrigens nicht die einzige Überraschung, die die Band zu bieten hat.
Auch textlich bewegt die Band sich Lichtjahre entfernt von den Kreisen, die man mit den Springerstiefelproduzenten und -trägern schnell assoziiert. Gegen globale Ungerechtigkeit ("One World") und Geldherrschaft ("Pound to the Dollar") bringen sie die "Vision of Hope" in Anschlag. Und einen verbürgteren Anti-Rassisten als Pastor Martin Luther King jr. kann man ja wohl kaum samplen ("Prince of Peace").
Überraschung Nummer drei ist die Tatsache, dass "One World" bereits 1992 eingespielt wurde. Warum es dann, trotz des opulenten Sponsoring-Vertrages und diverser anderer "aufsehenerregenden Auszeichnungen", erst jetzt veröffentlicht wurde, darüber schweigt sich die Höfflichkeit der Plattenfirma leider aus.
Nun ja, Ska-Bands reiten ja glücklicherweise auf einem ziemlich zeitlosen Anti-Trend. Und so klingen Maroon Town nur in der Hinsicht unzeitgemäß, dass ihre Tracks kaum zum diesjährigen Wetter passen. Zwischen Swing, Ska und soulpoppigen Anbauten bilden relaxte Reggae-Klänge das Skelett, das die Brixtoner aufrecht gehen lässt.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
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