SHARP hieß bislang "Skinheads against racial prejustice" und war das Signum einer linken Minderheit innerhalb der Skinhead-Szene. Die Jesus Skins setzen nun noch einen drauf. Bei ihnen heißt SHARP "Skinheads against religious prejustice". Inzwischen soll es bereits 500 organisierte christliche Glatzen geben. So jedenfalls berichtet es ein Bericht des ORB-Lifestyle-Magazins Polylux, den die Jesus Skins als Bonus auf ihrer aktuellen CD verewigt haben.
Musikalisch gibt es auf "Unser Kreuz braucht keine Haken" solide eingezimmerten Oi-Street-Punk ohne große Innovation. "Wollt ihr etwa Ärger?" klingt wohl nicht zufällig wie eine Echo des onkelzschen (Super-Adjektiv, nicht ???) "Ach, sie suchen Streit".
Schwierig wird es, wenn man sich die Texte der JS vornimmt. Saufen, prügeln, Rock´n´Roll gehört natürlich zum Oi-Image und bei einer x-beliebigen Skin-Truppe steckt man das als "gehört-halt-dazu" weg. Aber auch bei nur rudimentärer Kenntnis des Neuen Testaments sind Textzeilen wie "Wir sind Skins und Christen, preisen Gott den Herrn und prügeln Heiden windelweich und so was tun wir gern." absolut inakzeptabel. Von daher ist es kein Wunder, dass sie in ihren Texten nicht nur auf Heiden und Satanisten einprügeln, sondern auch eine Breitseite auf die Jesus Freaks (das christliche Alternative-/ Punk-Movement, das seinen Ursprung wie die Jesus Skins in Hamburg hat) abfeuern.
Die Jesus Skins sind "bewegungstroi". Das mag sie in den Augen der Skinhead-Szene ehren. Für Christen gilt aber immer noch das erste Gebot - und das verbietet es, Szene-Gebote über die göttlichen Gebote zu stellen. Und wenn sich die Skins in dem Polylux-Beitrag mit dem Bibelzitat "Auge um Auge, Zahn um Zahn" für ihre Gewaltbereitschaft zu rechtfertigen suchen, dann muss man ihnen entgegenhalten, was Jesus zu dieser Regel gesagt hat: "Ich aber sage euch: Wenn Euch jemand auf die rechte Wange schlägt, dann haltet auch die linke hin." Das mag zwar härter und weniger heroisch sein, als der Kampfgeist der Jesus Skins, aber - "so steht es geschrieben".
Ich bin hin und her gerissen zwischen der goilen Mucke, die das bietet, was man sich von den Onkelz mal wieder und von den Troopers etwas öfter wünscht, und von den dusseligen Texte. Darum verzichte ich diesmal auf ´ne Punktwertung.
Norbert von Fransecky
? von 20 Punkte
www.jesusskins.org