Als Lake of Tears vor knapp zwei Jahren ihre Auflösung bekannt gaben, wurde gleichzeitig noch ein letztes Album angekündigt, um die vertraglichen Pflichten gegenüber Black Mark Records zu erfüllen. Dieses Album liegt nun vor als wäre nichts geschehen. Als wäre nichts geschehen, das kann man auf die Lancierung der CD beziehen, die ohne jeden Kommentar zu der Auflösungsankündigung geschieht. Von Seiten der Plattenfirma kein Wunder; die LoT-Erklärung zur Auflösung lies wenig gute Haare an ihrem Label. Als wäre nichts geschehen haben sich LoT aber auch stilistisch weiterentwickelt. "The Neonai" setzt den Weg der ehemaligen Death Metaller hin zu einer praktisch völlig unmetallischen Rockband, die auch ihr Düsterimage immer weiter ablegt, konsequent fort.
Das beginnt schon bei dem farbenfrohen Cover, das höchstes Lob verdient und geradezu nach der Vinyl-Klappcover-Edition schreit. Bandname und Tracklist erscheinen so geschickt auf dem Cover, dass sie den optischen Genuss in keiner Weise mindern.
Die Liebe zu Pink Floyd ist bei LoT altbekannt. Mindestens zwei Mal verneigt man sich auch diesmal vor der britischen Legende. "Solitude" glänzt mit der berühmten gilmoursche Gitarre. Und so offne wie beim Titel "Down the Nile" hat man seine Quellen ("The Nile Song") wohl noch nie benannt. Man sieht den jungen Waters regelrecht ins Mikro schreien. Zitate ganz anderer Art höre ich in "Nathalie and the Fireflies". Ich kann mir nicht helfen: bei dem Track habe ich ständig die Gitarrenläufe von "Hotel California" im Ohr.
Bei aller Liebe zu "The Neonai" lässt sich aber nicht verleugnen, dass die neue CD nicht ganz an die beiden Vorgängeralben heranreicht. Mit wenigen Ausnahmen - und das sind die genannten "Zitaten-Tracks" - bleibt die CD Abwechslung, Steigerung und Höhepunkte schuldig. Dennoch haben sich LoT das Prädikat "empfehlenswert" redlich verdient.
Norbert von Fransecky
14 von 20 Punkte
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