Musik an sich Vocatus - Geld verdienen mit Beschwerden!

Reviews


Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Impressum



Musik an sich
 
W.A. Mozart: Streichquintette KV 516, 593
Bereits erschienen (MDG)
Wiener Klassik
 

Ensemble Villa Musica

"Das Beste zum Schluß" - dieses SSV-Motto könnte auch über Vol. 3 der Gesamteinspielung von Mozarts Streichquintetten durch das Ensemble Villa Musica stehen. Das Beste und das Anspuchsvollste.

In wohl keinem anderen Werk begegnet uns ein so abgründiger, tief verstörender Mozart, wie im g-moll Quintett KV 516. Fast aggressiv gegeneinander geführte Stimmen irritieren den Hörer, der am Ende einem Wechselbad ausgesetzt wird, wie es extremer nicht sein könnte: Einer unendlich melancholischen Hinführung folgt schließlich das Rondo als Schlußsatz in ganz heiterer, gelöster Stimmung.

Selten gelingt es einem Ensemble, all dies technisch so perfekt und zugleich empfindsam nachzuvollziehen, wie dem Ensemble Villa Musica auf dieser Einspielung. Die Extreme, Ecken und Kanten werden nicht geglättet, aber auch nicht - wie sonst häufig - überpointiert.

Mag sein, daß sich das ideal ergänzt: Mozarts späte, reife kammermusikalische Werke und eine Gruppe von erfahrenen Interpreten, die sich nach einer Karriere bei den bekanntesten deutschen Orchestern der solistischen Besetzung zuwenden. Auffallend ist ihre warme, runde Tongebung. Naturgemäß haben es in der von Mozart etablierten Quintettbesetzung mit 2 Violinen, 2 Bratschen und einem Cello die Violinen manchmal schwer, sich gegenüber der dunklen Mittellage zu emanzipieren. Dank einer tadellosen Aufnahmetechnik, die zudem auf den üblichen trockenen Studiosound verzichtet, wird das Problem hier adäquat gelöst, so daß sich alle Stimmen stets gut verfolgen lassen.

Wer das auch noch beim D-Dur-Quintett KV 593 schafft, darf sich allerdings eines guten Gehörs rühmen. Nicht etwa wegen der Klangqualität, sondern wegen der enormen Komplexität dieses Stücks. Mozart hat hier den Gipfelpunkt seines kammermusikalischen Schaffens erreicht und den Ausführenden dabei einiges zugemutet, so beispielsweise im halsbrecherischen letzten Satz, in dem er sich überdies als ein Meister der Fuge erweist.

Lange wurde eine "entschärfte" Version gespielt, die im Autograph nachgetragen worden war, um auch weniger perfekten Musikern das Stück zugänglich zu machen. Solche Tricks hat das Ensemble Villa Musica weiß Gott nicht nötig und bewältigt die Originalfassung erwartungsgemäß mit Bravour.

Wo auch der Kritiker beim besten (oder schlechtesten) Willen keinen Kritikpunkt findet, heißt es dann wie im SSV: Schnellstens zugreifen!

Repertoire: 4 Punkte
Klang: 5 Punkte
Interpretation: 5 Punkte
Edition: 5 Punkte

Gesamt: 19 Punkte

Sven Kerkhoff

 

Inhalt | Impressum | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe