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Wacken Open Air 2001

 
Wie immer entschlossen wir uns schon am Donnerstag loszufahren. Aus den anderthalb Fahrstunden wurden dank Stau mal eben 4 Stunden Fahrzeit. Auch unser Campingplatz war diesmal doppelt so weit weg wie letztes Jahr, was ich mir nur damit erklären kann, das heute schon WASP, FINNTROLL und CREMATORY spielen. Doch irgendwie waren die alle nichts für mich, so dass ich mich auch Freitag und Samstag hauptsächlich den Death und Grind Core Bands widmete.
Nach wenig schlaf (dank unserem Zeltnachbarn, der uns schon um 6 Uhr morgens mit Iron Maiden beschallen musste), waren wir dann natürlich schon zur ersten Band Pünktlich auf der Matte. Und die nannte sich DECEASED und haute mich noch nicht so wirklich um.
Als nächstes waren für mich CARNAL FORGE angesagt, die schon eher meinen Erwartungen entsprachen. Mehr Trash als Death, aber sehr geil. Immer schöne Tempowechsel, die entweder zum Bangen oder Durchdrehen einluden. Mich haben sie jedenfalls animiert, mir demnächst mal eine Cd von ihnen zuzulegen.
Jetzt war erst mal musikalische Pause angesagt und der Metalmarkt wurde durchstöbert und so manches Schnäppchen gemacht.
Dann waren es soweit. Eine der besten Bands des Festivals war angesagt. NAPALM DEATH!!! Und sogar auf der Hauptbühne (wo außer Dark Tranquillity keine Death Metal Kapelle spielen durfte) (Naja ich würde Dark Tranquillity doch eher als Black Metal einstufen... aber eine geniale Band Anm.d.Red.). Dort waren sie aber auch zurecht, denn einerseits zogen sie dermaßen viele Besucher an die Haupttribüne wie nicht jede Band hatte, und zweitens waren sie einfach nur geil und meiner Erfahrung nach auch eher eine Festival Band, als eine Club Band. Barney ging wieder mal ab wie eine Rakete und nutzte die gesamte Bühnenbreite aus. Gespielt wurde alles von neuen Sachen bis zu alten Grind Sekunden Krachern. "Nazi Punks Fuck Off" war für mich persönlich in der heutigen Zeit der wichtigste Song des ganzen Festivals, doch leider sah ihn keiner zum Anlass, ein paar Sprechchöre gegen die rechte Gesinnung zu singen. Wäre schön gewesen, wenn wir uns alle zusammen noch mal klar geäußert hätten, denn schließlich werden ja weltweit Berichte über das Wacken gelesen und gerade die Deutschen werden ja immer noch skeptisch beäugt.

NASUM waren letztes Jahr (oder war es doch dieses Jahr?) mit NAPALM DEATH auf Tour und gefielen mir da schon sehr sehr gut. Und auch heute legten die sympathischen Schweden auf der Party Stage wieder einen super Gig hin. Als das erste Stück erklang, war mir wieder klar, dass sie heute wieder alles zermalmen würden. Dieser typische Sound und diese kreischige Stimme machen NASUM eigentlich unverwechselbar. Der Bassist ging wie bei einem epileptischen Anfall und machte Bewegungen, bei denen andere sich wohl die Schulter auskugeln würden. Der Moshpit vor der Bühne ließ auch nicht lange auf sich warten. Vereinzelt sah man auch Leute wieder verschwinden, die sich wohl etwas anderes vorgestellt hatten, aber allgemein konnten NASUM sich nicht über zu wenig Aufmerksamkeit beschweren.
Eine halbe Stunde Pause war danach angesagt, so dass es sich nicht lohnte woanders hin zu gehen, denn dann spielten hier EXHUMED, die wohl den besten T-Shirt Verkauf des Festivals hatten. Überall liefen Leute mit Slaughtercult oder Gore Grind Shirts rum. So bestand natürlich jetzt auch das Publikum überwiegend aus Fans mit diesen Shirts. Naja, und der Rest hatte entweder NASUM, MORTICIAN, AUTOPSY oder natürlich IMPETIGO Shirts an. Eigentlich hatte ich mich ziemlich auf EXHUMED gefreut, doch so richtig vom Hocker gehauen haben sie mich nicht. Der Schlagzeuger ging mit seinem Posen zwischen den Songs ziemlich auf die Nerven, und dass der Gitarrist einmal kurz eine Kettensäge auf die Bühne holte und damit einmal am Mikro rumschrabbelt wirkte eher albern als evil bzw. besonders Gore. Der Bassist kotzte dann noch einmal (zur Freude der Security) in den Sicherheitsgraben und der Schlagzeuger ließ sich mit Blut aus einem Schädel überschütten. Das war`s dann aber auch schon mit Showmäßigem von den Kings of Gore Metal. Nicht zu vergessen ist natürlich nachträglich noch, dass die beiden Gitarristen und der Bassist auf die Rückseite ihrer Instrumente schön mit weißen Tesafilm "Extreme Gore Metal" stehen hatten. Coolste Aktion der Band!!! Fazit: War mir irgendwie `ne Nummer zu krank und zu albern.
Dann wollte ich mir schön BEHEMOTH angucken, doch da wurde leider wenig drauß, da Wacken dieses Jahr auf die vierte Bühne verzichtete und dafür ein kleines Zelt hatte, wo die Band spielte. Passend fing es auch noch an zu regnen, was das Zelt noch voller werden ließ mit Leuten, die BEHEMOTH eigentlich gar nicht sehen wollten. Ich stand dann also irgendwo abseits in der hintersten Ecke und sah nix. Was ja eigentlich schon schlimm ist, aber noch viel schlimmer war, das ich auch nichts hörte. Denn das Zelt war Rechteckig und die Band stand am anderen Ende etwa 50 Meter entfernt mit halber Lautstärke. Schade, aber das mit dem Zelt und einer Band wie BEHEMOTH passt einfach nicht mehr zusammen, denn dafür sind sie einfach schon zu bekannt und beliebt.
Also die Zeit totschlagen und dann zu MORTICIAN. Bei ihrer letzten Tour standen die Leute nur mit offenen Mündern da und bewunderten den Drummer (der den Drumcomputer ersetzt und dazu derbe schnell sein muß). Doch diesmal war das alles schon ganz normal und alle besinnten sich wieder auf`s Bangen und Moshen. Im Gegensatz zur Clubtour wurden diesmal auch nicht immer auf die Intros der Songs verzichtet. Außerdem meine ich, dass diesmal mehr die für MORTICIAN verhältnismäßig langsameren Songs zur Geltung kamen, was mehr Abwechslung garantierte.
Dann war`s auch vorbei mit dem Grind Core und ich schaute mal ganz kurz bei HELLOWEEN vorbei, die einfach schon Kult sind und man auf jeden Fall mal gesehen haben sollte (sei es auch nur für eine Vierelstunde).
Genausolange schaute ich mir auch noch die Deutschen Blackmetaller DESASTER an, die ihren Namen nicht alle Ehre machten und musikalisch einem ordentlich auf die Mütze geben. Für die Blackmetaller ein gutes Aufwärmprogramm für DIMMU BORGIR. Die wiederum hab ich leider nicht mehr gesehen, weil der Sandmann kam. Habe aber gehört, dass die nicht so dolle waren (genauso wie bei ihrer letzten Club Tour, wo ich auch beinahe eingeschlafen bin).
Die Nacht diesmal besser überstanden, gönne ich mir zum Frühstück erst mal eine Scheibe WARHAMMER. Die gefallen mir aber auf CD besser, was an der mageren Show von ihnen liegen kann. Jedenfalls zog es mich daraufhin zur Party Stage, wo CIRCLE OF GRIEF spielten, die ich nicht mal dem Namen nach kannte. Doch die waren für mich eine durchweg positive Überraschung. Leider bin ich zu unwissend, um sagen zu können, was das für eine Musikrichtung ist. Aber ich würde es als eine Mischung aus melodischem, sehr leichten Death Metal und Einflüssen von Subway to Sally abstempeln. Vielleicht können mich andere aber auch eines besseren belehren.
Danach gings ab zur Hauptbühne, wo CRYPTOPSY spielten. Eigentlich ist mir ihre Art Death Metal zu spielen zu kompliziert, aber live hat das ganze doch noch ein ganz anderes Kaliber als auf CD. Fetter, wuchtiger Sound und ein Sänger, der vom optischen eher an eine Hardcore Band erinnerte, hatten aber wohl den größten Teil der Leute (die um 11 Uhr schon wieder auf den Beinen waren) auf ihrer Seite.
Nachdem ich nun mein Frühstück nachgeholt hatte, war ich pünktlich zu KRISIUN wieder vor der Party Stage. Ich hatte mich schon sehr auf sie gefreut und muss sagen, dass sie noch besser waren als erwartet. Zwar klangen die Lieder auch live alle ziemlich ähnlich, aber trotzdem waren die einfach geil und stehen aus technischer Sicht Bands wie Cannibal Corpse (auch wenn die ja etwas andere Musik machen) in keinster Weise nach. Der Gitarrist spielte ein Solo nach dem anderen. Und das alles mit schüttelnder Mähne und in einem mörderischen Tempo. Respekt! Außerdem machten die Brasilianer einen sehr symphatischen Eindruck, so das auch KRISIUN für mich eine der besten Bands des Festivals war.
Dann war für mich erst mal lange Zeit Pause angesagt, bis TANKARD die Party Stage betritten und ein super Comeback gaben. Purer Trash Metal mit viel Partystimmung. Alle Refrains wurden vom Publikum lauthals mitgesungen. Der Sänger zeigte ungefähr 100tausend mal seinen antrainierten Bierbauch und überschüttete sich mit Bier. Es fehlte nur noch Freibier, aber auch so waren sich glaub ich alle einig, dass TANKARD eine Band ist, die man einfach nicht verpassen darf, und die ruhig noch ein paar Jährchen weiter machen sollte.
Von TANKARD ging`s dann rüber zur Double Mega Stage, wo IN FLAMES uns mit melodischem Deathmetal versorgen wollten. Und über die Livequalitäten von IN FLAMES braucht man ja nicht mehr viele Worte verlieren, wenn man sie schon gesehen hat, oder die neue Live CD von ihnen kennt (die übrigens innerhalb weniger Stunden am Nuclear Blast Stand ausverkauft war). Der Sänger passte zwar irgendwie mit seinem weißen Hemd und seiner Krawatte nicht wirklich in eine Death Metal Band, aber IN FLAMES sind da ja sowieso etwas anders. Neben ihren gewohnten live Sachen, erfuhren wir dann noch, dass dieser Auftritt als IN FLAMES DVD mitgeschnitten wird, die dann irgendwann erscheinen soll. Außerdem spielten sie ein ganz neues Lied (übrigens sehr geil und nett zum Mithüpfen), das von ihrer neuen CD ist, die es schon in naher Zukunft zu kaufen geben wird.
HAMMERFALL schaute ich mir auch mal ganz kurz an und konnte mich köstlich über eine Zugbrücke auf der Bühne amüsieren. Naja, wer`s braucht. Sonst waren sie spielerisch und natürlich auch showmäßig ihrem Ruf sehr gerecht. Power Metal der neuen Generation von seiner besten Seite.
MOTÖRHEAD konnte ich mir auch noch kurz angucken, während ich schon vor der anliegenden Bühne stand und auf SODOM wartete. Muss man wohl auch einfach mal gesehen haben. Auch wenn ich kaum Stücke kannte, war ich doch sehr angetan von ihnen und ihrer sehr geilen Lichtshow (unter anderem mit einem Flugzeug, das die ganze Zeit über den Köpfen von Lemmy und Co wegflog). Sehr geil und für mich der Headliner des Festivals.
Als letztes waren nun noch SODOM angesagt, die ihr (ich glaube) 20jähriges Jubiläum feierten und auch einen Livemitschnitt dazu machten. Was meiner Meinung nach nicht so eine gute Idee war, denn nach 2 Tagen Festival und dann noch um 2 Uhr nachts waren nun nicht mehr alle so fit, wie z.B. noch bei IN FLAMES. Da half auch noch so viele Ansporn von Herrn Tom nichts. Die Show war auch eher mäßig und ziemlich durchfahren. Der Gesang beim ersten Song garnicht zu hören und allgemein auch sehr leise. Und so richtig lustvoll sahen selbst die Musiker nicht aus. SODOM haben wohl auch nicht ihren besten Tag gehabt. So gesehen leider (ich betone leider) die Enttäuschung des Festivals.
Das war also das Wacken Open Air 2001. An das Billing und an die Besucherzahlen vom letzten Jahr kam es meiner Meinung nach nicht ran, aber trotzdem ist Wacken ein Pflichtprogramm für alle Metalfans. Hoffen wir, dass nächstes Jahr das Wetter wieder besser mitmacht und uns wieder Größen wie zum Beispiel MOTÖRHEAD heimsuchen. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei, wenn es heißt: "Our Mekka is called Wacken".

Jarno
 

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