Musik an sich


 
Inhalt
News
Reviews
Leserbriefe
Links
Impressum
 
Musik an sich
 
Train - Drops of Jupiter
(Columbia Records)
Pop-Rock
Drops Of Jupiter

 
Es gibt immer wieder einige Künstler, die durch eine hervorragende Single bestechen und dann einfach in der Versenkung verschwinden. "Meet Virginia"-Band Train hätten eine solche Band werden können, nachdem sie mit jenem Song 1999 in den USA einen Riesen-Hit landeten. Den Sprung über den großen Teich haben sie mit ihrem Debüt allerdings nicht geschafft. Sie hätten, wäre Sänger Pat Monahan nicht eines Nachts die einfach geniale Idee zu einem Song gekommen - zu einem Zeitpunkt, als das Zweitwerk der nordkalifornischen Band eigentlich schon fertig für den Sprung in die Läden war.
Begonnen hat alles Mitte der Neunziger in der San Francisco Bay Area, der Wiege vieler guter Bands des letzten Jahrzehnts. Und von dort scheinen sich die fünf Jungs von Train jetzt aufzumachen, die Welt mit romantisch-angehauchten Wortspielereien und gesammelten Lebens- und Liebesweisheiten zu erobern.

Drops Of Jupiter

Monahans Meisterwerk lyrischer Innovation nennt sich "Drops of Jupiter", und sein brillanter Einfall wurde nicht nur in letzter Minute zur ersten Singleauskopplung, sondern auch zum Titelsong der neuen Platte.
Nein, wer das Debüt der fünf Kalifornier kennt, der mag etwas wie "Drops of Jupiter" nicht gerade erwartet haben. Es mag gar erscheinen, dass sich Train ein bisschen selbst verraten haben - an die derzeit alles ergreifende Popkultur.
Doch wieder Nein. Trotz massiven Airplays in den Staaten, und mittlerweile auch hierzulande, besticht "Drops of Jupiter" sowohl durch die musikalische als auch die textliche Gestaltung und Umsetzung. Bildgewaltige Metaphern schaffen eine so wunderschöne Traumwelt, dass man sich wünschte, ein bisschen von dieser Schönheit bliebe einem auch im wahren Leben erhalten. Der Einsatz eines Streichorchesters, geführt durch die talentierte Hand Paul Buckmaster, verleiht dem Song eine Klasse, die sich in heutigen Pop-Balladen leider nur selten finden lässt. Und trotz einiger beinahe zu phantasievoller Bilder weiß doch jeder, worum es geht: Zurückzubleiben, während es die große Liebe auf Selbstfindungsreise in die Weiten des Lebens zieht (naja, spätestens jetzt wissen Sie es). Und irgendwie wünscht man sich, dass man selbst zu solch Wortzaubereien inspirieren könnte.
Vielleicht ist "Drops of Jupiter" auch gar nicht so umwerfend, wenn man den Song nicht in einer jenen schwachen, einsamen Momente zum ersten Mal hört und dem Himmel dankbar ist für solch wunderschön-romantische Unterstützung in jener schweren Stunde. Monahan sei Dank, wissen wir, dass wir nicht allein sind.
Doch halt: Train sind mehr als Pat Monahan, so wie das Album "Drops of Jupiter" mehr bietet als einen umwerfenden Titelsong. Neben Monahan (Gesang, Trompete, Saxophon, Percussion) gibt es da nämlich noch Jimmy Stafford (Gitarre, Mandoline), Rob Hotchkiss (Gitarre, Bass, Mundharmonika), Scott Underwood (Schlagzeug, Keyboard, Percussion) und Charlie Colin (Bass, Gitarre), die bereits seit Anfang der Neunziger zusammen spielen. Und neben "Drops of Jupiter (Tell Me)" finden sich auf der Platte weitere umwerfende Songs, von denen einige durchaus ebensolche Hitqualitäten besitzen wie der Titelsong und eigentlich alle durch ausgesprochen ungewöhnliche und kreative Texte in ihren Bann zu ziehen wissen. In "Respect" fordert sich die Band in einer Beziehung mit einigem Nachdruck eben solchen. Einigen dürfte dieser Song vom zweiten Dawson`s Creek Soundtrack bekannt vorkommen.
Das zuvor auf einer Independent-Platte veröffentlichte "Something More" (in den USA die zweite Singleauskopplung des Albums, erstmals erschienen auf "One and a Half") ist einer jener hoffnugslos-optimistischen Songs, die einen träumen lassen von besseren Zeiten in einer Beziehung. "She`s on Fire" entfacht durch seinen positiven Upbeat-Sound helle Begeisterung schon beim ersten Hören ebenso wie das nicht minder rockige "I Wish You Would".
Es geht um Beziehungen auf "Drops of Jupiter" - und dagegen ist nichts zusagen, denn zum einen dreht sich im Leben ja schließlich alles irgendwie um Liebe und Beziehungen, und zum anderen vermitteln Train das Gefühl der Aufrichtigkeit. Keine einfach dahin gesagten Worten, weil es sich gerade so schön reimt. Keine abgedroschenen Metaphern. Keine Lügen, wenn es um Gefühle geht.
Vielleicht ist "Drops of Jupiter" als Zweitwerk nicht gerade das, was eingefleischte Train-Fans erwartet haben: Bei weitem nicht so rockig wie das Debüt der Band und wesentlich leichter sind die Songs auf diesem Album. Doch sind sie nicht minder gut durchdacht. Und auch von Trains instrument-spielerischem Können kann man sich auf diesem Album ebenso überzeugen wie auf dem Debüt.
Und verraten an die Scheinwelt der Popmusik haben sich die Wahlkalifornier auch nicht, denn wieder verzaubern die Songs erst nach mehrmaligem Hören und dann eher durch ihre ansprechenden Texte als durch ihren Sound. Insgesamt wirkt das Album ein bisschen routinierter, ein bisschen glatter als sein Vorgänger. Einige Ecken und Kanten in ihrer Musik haben sich die fünf aber immer noch vorbehalten.
Die Platte gehört eindeutig in die Kategorie Pop, doch dort erhält sie das Prädikat empfehlenswert allemal.
Fazit: Gut gemacht Pop-Rock mirt großartigen Texten.

Nach einer Tour durch kleine Clubs entlang der US-Westküste und Werbeauftritten in Europa und Australien touren Train im Moment in den USA zusammen mit Matchbox Twenty. Im Spätherbst werden sie sich noch einmal auf europäischen Bühnen blicken lassen, ehe sie sich dann wahrscheinlich nach jahrelanger Tournee erst einmal etwas Ruhe gönnen werden.
"Drops of Jupiter" befindet sich in den US-Charts seit Monaten unter den Top10. Auch den Chart-Einstieg in einigen europäischen Ländern haben Train mit ihrer Single gemeistert. In England schafften sie gar den Einstieg auf Platz 10. Und der Erfolg sei ihnen gegönnt.

14 von 20 Punkte

Mehr Informationen zu Train, ihrer aktuellen Tour und News zur Band finden Sie auf: www.trainline.com und www.train-online.de.

Katja Wenk
 

Inhalt | Impressum | Links | News | Reviews | Leserbriefe
zur Homepage | eMail Abo bestellen | Download aktuelle Ausgabe