Codex Faenza – Robertsbridge Codex – Codex Las Huelgas u. a. (Marti, C.)
KeyNotes. Frühe Europäische Musik für Tasteninstrumente
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Info |
Musikrichtung:
Mittelalter Tasteninstrumente
VÖ: 02.08.2021
(Ramée / Note 1 / CD / DDD 2019 / Best. Nr. RAM 1916)
Gesamtspielzeit: 65:54
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KLINGENDE FUSSNOTEN
Clavizimbalum, Clavicytherium, Organetto … weit in die Vergangenheit zurück führt dieses Programm mit Musik für Tasteninstrumente aus mittelalterlichen Quellen und auf ebensolchen Instrumenten. Das Clavizimbalum ist ein kleiner Vorläufer des Cembalos; beim verwandten Clavicytherium steht der Resonanzkörper in der Senkrechten; das Organetto ist eine gotische Mini-Orgel, die auf dem Arm getragen wird. Während dieses Instrument mit der einen Hand über den Balg „beatmet“ wird, kann die andere Hand auf der Klaviatur spielen.
Corina Marti hat entlegenes, oft anonymes Repertoire aus alten Codices – Las Huelgas, Robertsbridge, Faenza u. a. – vom 13. bis 15. Jahrhundert und quer durch Europa extrahiert und kunstvoll eingespielt. Diese Stücke, die in musikwissenschaftlichen Studien meist in Fußnoten abgehandelt werden und oft stumm bleiben, wurden von Marti in einen größeren programmatischen Zusammenhang gestellt. „KeyNotes“ lautet denn auch der ironisch-doppeldeutige Titel ihres Albums, auf dem diese Preziosen erklingen. Eine „richtige“ Orgel kommt dabei übrigens auch zum Einsatz, ein Instrument von Johannes Koch, das im Kern von 1498 stammt. Die übrigen kleineren Instrumente sind Nachbauten anhand von existierenden oder in Abbildungen überlieferten Modellen.
Breit wie die Quellenauswahl ist auch die Art der Stücke: Bearbeitungen von Messsätzen und Motetten, geistlichen Hymnen, Tänze, Volkslieder, Praeludien … ein breites stilistisches und historisches Spektrum, das weite Einblicke in eine versunkene Musikwelt erlaubt, die zugleich das Fundament der abendländischen Musik bildet und in den Werken Bach, Mozarts, Beethovens, Chopins und Debussys in unzähligen Brechungen und Transformationen weiterlebt.
Die meist kurz gefassten archaischen Weisen, die oft auf gregorianischen und davon abgeleiteten Melodien beruhen, und die modalen Harmonik mögen zunächst begrenzend wirken. Beim genaueren Hinhören offenbaren sie allerdings eine Fülle von musikalischen Möglichkeiten, die von den alten Meistern entwickelt und differenziert ausgeschöpft wurden. Die rhythmischen Feinheiten, das reiche Ranken- und Zierwerk erinnern immer wieder an gotische Bau- und Schnitzkunst. Monumentale Orgelpunkte – modern gesprochen: Drones – verleihen vor allem einigen Orgelstücken erhabene Wirkung. Flirrend filigran oder sternfunkelnd silbrig kommen dagegen die Stücke für die Zupfinstrumente herüber.
Die in allen Fällen leicht hallige, leuchtende Akustik stellt für diese Musik einen optimalen Klangrahmen bereit.
Besonderes Lob gilt dem kundigen und tiefschürfenden Begleittext - unverzichtbar bei einem solchen"special interest"-Programm. Allerdings: Was ist in dieser zunehmend komplex-diversen Welt eigentlich nicht "special interest"?
Georg Henkel
Trackliste |
Werke aus dem Lochamer Liederbuch, Buxheimer Orgelbuch, Codex Las Huelgas, Montpellier Codex, Robertsbridge Codex, Codex Panciatichi, Codex Squarcialupi, Codex Faenza u. a. |
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Besetzung |
Corina Marti, Tasteninstrumente
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