50 Jahre Woodstock - Hintergründe und bleibendes Erbe
Das Leben kann ungerecht sein. Der Name Woodstock ist Legende geworden und steht für mehr als für das berühmteste Musik-Festival aller Zeiten. Er ist Synonym geworden für eine ganze Epoche, für den Traum eines anderen Miteinanders, für einen alternativen friedlichen Lebensstil. Dabei hat Woodstock für das Festival vor allem eins getan. Es hat es abgelehnt. Die Organisatoren Michael Lang und Artie Kornfeld hatten das kleine, etwa 100 Kilometer nördlich von New York in der Nähe des Hudson gelegene Städtchen (5884 Einwohner; Stand: 2010 laut Wikipedia) als Ort für ihr Festival ausgesucht, weil es sich in den 60er zur Künstlerkolonie entwickelt hatte, wo bereits regelmäßig Festivals mit mehreren Hundert Teilnehmern stattfanden. Nach Anwohnerprotesten entschlossen sich die beiden jedoch das Festival zu verlegen. Würde man (hier in Deutschland) eine Umfrage nach dem Ort Bethel machen, würde man wahrscheinlich viel Schulterzucken ernten. Einige Passanten würden die großen diakonischen Einrichtungen bei Bielefeld nennen (alleine 18.000 Mitarbeiter); andere vielleicht auch das altisraelische Heiligtum (Beth-El = Haus Gottes), nach dem Bodelschwingh seine Einrichtung benannt hat. Nur wenige würden den Ort im Bundesstaat New York nennen (4255 Einwohner; Stand: 2010 laut Wikipedia) – etwa 60 Kilometer südwestlich von Woodstock, in dem der Milchbauer Max Yasgur den Organisatoren letztendlich seine Weide für die Mutter aller Festivals zur Verfügung gestellt hat. Mike Evans und Paul Kingsbury begnügen sich nicht damit das Festival als solches darzustellen. Das tun sie auch. Jedes Konzert bekommt zwei bis vier ausführlich bebilderte Seiten zur Verfügung gestellt, um das Festival ausführlich abzufeiern. Aber der Leser hat schon 70 Seiten hinter sich bevor Richie Havens am Freitag, dem 15. August, um 17 Uhr die Bühne betritt. Evans und Kingsbury haben sie benutzt nicht nur um die Schwierigkeiten bei der Organisation des Festivals zu beschreiben. Sie haben Vorläufer-Festivals, in Newport, Miami, Atlanta und die Soundouts in Woodstock, genannt; vor allem aber das politische und kulturelle Klima beschrieben, das den Nährboden für die Gegenkultur geschaffen hatte, in dem nicht nur Woodstock, sondern die ganze Hippie-Ära mit Hair, Flower Power und der Friedensbewegung verwurzelt waren. Zwischen den Konzerten werden immer wieder einmal Sonderkapitel eingeschoben, die besondere Ereignisse dokumentieren oder auf einzelne Akteure neben und hinter der Bühne hinweisen. Z.B. auf den Moment, in dem die Zäune fielen und Woodstock zum free concert wurde, oder auf die Hippie-Truppe Hog Farm, die kurzfristig für zusätzliches Catering angeheuert wurde. Und als Jimi Hendrix die Bühne am Montagmorgen(!) um 10.30 auf Seite 219 verlassen hat, ist noch lange nicht Schluss. Auf wiederum 70 Seiten wird Nachlese gehalten – vom Aufräumen über Nachfolge-Veranstaltungen, das Verwerten des Festivals und sein Erbe. Dabei gibt es Details, wie die Auflistung der Gagen von 18.000 $ für Jimi Hendrix bis 375 $ für Quill, wie einen langen Appendix, der darstellt, was aus den beteiligten Künstlern nach Woodstock wurde. Außerdem wird beschrieben, was heute in Bethel und Woodstock (noch) an Woodstock erinnert – inclusive des Hinweises auf archäologische(!) Ausgrabungen in Bethel, mit denen nachgewiesen wurde, wo Bühne, Boxentürme und ähnliches gestanden haben. Im Vorwort wird das nicht explizit ausgewiesen, aber wenn ich es richtig sehe, ist Woodstock. Chronik eines legendären Festivals die Aktualisierung einer erstmals 2009 erschienenen Publikation. Norbert von Fransecky |
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