Procol Harum

Still there'll be more


Info
Musikrichtung: Prog

VÖ: 22.03.2018

(Esoteric / Cherry Red / Rough Trade)

Gesamtspielzeit: 138:34

Internet:

http://www.procolharum.com


Äußere Form

Man soll ein Buch nicht nach dem Cover beurteilen. Ich weiß, aber das Äußere stimmt ja auf das Innere ein. Und Esoteric hat dieser Procol Harum-Werkschau einen schicken Auftritt beschert. Vor uns liegt ein doppelt aufklappbares Digipack. Geschlossen haben wir ganz unaufgeregt ein verspieltes Artwork auf der Front- und die Tracklists der beiden CDs auf der Rückseite.

Klappen wir es zum ersten Mal auf, liegen zwei Farbfotos der Band vor uns – einst und jetzt. Nach dem zweiten Aufklappen (und dem Entfernen des Inhalts) sehen wir vier Seiten mit Reproduktionen von englischsprachigen Zeitungsartikeln. Es empfiehlt sich allerdings der Gebrauch einer Lupe beim Entziffern. Bei den beiden mittleren Seiten ergibt sich ein weiteres Leseproblem, denn hier sind die Clear Trays für die beiden CDs eingeklebt.

Die beiden äußeren Seiten sind als Stecktaschen gestaltet. In der linken steckt das 20-seitigie informative Booklet mit vielen Fotos und ausführlichen Linernotes. Außerdem wird zu jedem Titel die Quelle, Erscheinungsdatum und Besetzung angegeben. In der rechten Tasche steckt ein auf achtfache CD-Größe auffaltbares Poster, das auf Vorder- und Rückseite jeweils ein historisches Plakat faksimiliert.


Innere Werte

Still there'll be more bildet die Geschichte Procol Harums chronologisch ab. Sie endete 1977 vorerst nach 10 Jahren und – auf dieser CD – 24 Titeln. Es folgt ein Titel von 1991, zwei aus dem Jahr 2003 und zwei aktuelle von 2017, die jeweils neue Startversuche markieren, deren nähere Umstände im Booklet leider sehr stiefmütterlich behandelt werden.

Vier echte Kronjuwelen haben die Mannen um Gary Brooker in ihrer Karriere abgeliefert. Zwei von ihnen wurden bereits vor der ersten LP als Singles veröffentlicht und werden die Vorstellung davon, wie Procol Harum zu klingen haben, wohl auf ewig prägen – das atmosphärische „Homburg“ und natürlich der Song, auf den die Band gelegentlich reduziert wird, die Edel-Ballade „A whiter Shade of Pale“. Dazu kommt das erste Stück der ersten LP, das dramatische „Conquistador“, das auf dieser Compilation in einer Version vom 72er Live-Album zu hören ist und das extrem ruhige „A salty Dog“, das 1969 auf dem gleichnamigen dritten Album erschienen ist.

Ein wenig klingt das so, als hätten Procol Harum ihr Feuer schon zu Beginn ihrer Karriere verschossen. Das ist aber nur insofern richtig, als sie die schwindelnde Höhe dieser Mega Songs nicht ständig erreichen konnten und sich im Laufe der Jahre und Reunions auch stilistisch bewegt haben. Der rockige „Whisky Train“ hat fast etwas Molly Hatchet artiges an sich. „Grand Hotel“ changiert zwischen Revue- und Zirkus-Sounds. „Fires (which burnt brightly)“ versucht es mal mit weiblichem Gesang. „Nothing but the Truth” rockt mit mehr Hammer-Piano als Orgel.

Und auch nach der ersten Auflösung produziert die Band starkes Material. „An old english Dream“ und vor allem „Can’t say that” vom bislang letzten Album Novum sind starke Rock-Nummern, auch wenn sie nicht unbedingt so klingen, als würden sie von der Band stammen, die „A whiter Shade of Pale“ aufgenommen hat. Aber zwischen den beiden Stücken liegen ja auch 50 Jahre Leben.

Fazit

Wer offene Ohren hat, kann hier neben dem Genuss der Klassiker etliche weitere Perlen entdecken.



Norbert von Fransecky



Trackliste
CD 1
1 A whiter Shade of Pale (4:08)
2 Homburg (3:57)
3 Cerdes (Outside the Gates of) (5:05)
4 Repent Walpurgis (5:05)
5 Shine on brightly (3:32)
6 Quite rightly so (3:40)
7 A salty Dog (4:38)
8 The Devil came from Kansas (4:38)
9 Whisky Train (4:32)
10 Whaling Stories (7:07)
11 Simple Sister (5:52)
12 Broken Barricades (3:13)
13 Conquistador (4:16)
14.1 Look to your Soul (7:07)
14.2 Grand Finale
15 Grand Hotel (6:06)

CD 2
1 For Liquorice John (4:22)
2 Fires (which burnt brightly) (5:09)
3 Nothing but the Truth (3:14)
4 Beyond the Pale (3:06)
5 As strong as Samson (5:07)
6 Pandora's Box (3:38)
7 The unquiet Zone (3:41)
8 Something Magic (3:38)
9 Strangers in Space (6:07)
10 Perpetual Motion (4:51)
11 An old english Dream (4:42)
12 This World is rich (5:20)
13 Can't say that (7:15)
14 The only One (6:08)

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