Ars Subtilior (Ensemble Santeney)
Think Subtilior
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Info |
Musikrichtung:
Mittelalter Ensemble
VÖ: 03.08.2017
(Ricercar / CD / DDD / 2014 / Best. Nr. Ric 386)
Gesamtspielzeit: 52:00
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LISTEN SUBTILIOR!
Mit der sogenannten Ars subtilior haben die Komponisten der Musik in der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert das Schweben beigebracht. Komplizierte rhythmische und metrische Operationen sowie eine modale Harmonik sorgen dafür, dass die delikat ausbalancierten Stimmen sich wie bei einem Mobile um- und gegeneinander bewegen. Die Details erschließen sich auch dem aufmerksamsten Hörer erst bei einer genaueren Analyse des Notensatzes; atmosphärisch aber teilt sich der eigentümliche Effekt auch ohne genauere Kenntnisse unmittelbar mit. Die in mittelalterlichen Avantgarde-Zirkeln in Frankreich und Italien gepflegte Kunst kann eine eine geradezu hypnotische Wirkung auf den Hörer haben.
Freilich muss er bereit sein, sich der - für heutige Ohren - eher kontemplativen Machart der Stücke öffnen. Mit den Gaukler-Liedern und ähnlichem, das auf heutigen Mittelaltermärkten als "mittelalterlich" feilgeboten wird, hat die Ars subtilior nun gar nichts zu tun ...
Das Ensemlbe Santeney bringt eine kleine Auswahl dieser Preziosen auf seinem neuen Album Think Subtilior zu Gehör, wobei man sich durchweg für eine durchaus typische historisierende Besetzung mit Sopranstimme sowie diverse hochtönende Instrumente wie Flöte, Fidel, Laute und/oder Organetto entschieden hat. Selbst bei einem esoterischen "Subtilior-Klassiker" wie Fumeux fume par fumee von Solage, der in der Regel als Version für vier tiefe Männerstimmen aufgeführt wird, bleibt das Ensemble bei dieser Interpretation. Das verstärkt den oben beschriebenen Schwebe-Effekt noch, insbesondere bei einem derart "psychedelischen" Stück, das auch harmonisch so eigentümlich ist, dass es im späten 20. Jahrhundert komponiert worden sein könnte. Weil die sehr schöne Stimme von Julla von Landsberg naturgemäß etwas hervorsticht, entsteht bei dem Album durchgehend der Eindruck von "Liedern" mit "Begleitung", obwohl alle Stimmen im Prinzip gleichberechtigt sind.
Zur Auflockerung und als Brücke für den modernen Hörer haben die Musiker Zwischenspiele improvisiert, die vom Produzenten Thor-Harald Johnsen mit moderner Studiotechnik weiter bearbeitet wurden und zwischen den Stücken vermitteln. Moderne Ambient-Anklänge, Klangfarbeneffekte wie in der Neuen Musik usw. verweisen diskret auf die heute noch moderenen Aspekte dieses speziellen Repertoires und sorgen über die Länge von rund 50 Minuten Spielzeit dafür, dass auch die unerfahrenen Hörer in die ihnen fremde Welt hineinfinden - Listen subtilior!
Georg Henkel
Besetzung |
Ensemble Santeney
Julla von Landsberg: Stimme, Organetto
Elodie Wiemer: Blockflöte
Szilárd Chereji: Viella
Orí Harmelin: Laute
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