UFO
A Conspiracy of Stars
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Auf das neue, nach einer Zeile aus einem unvollendeten Lied benannte Werk von UFO war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Trotzdem habe ich es nicht geschafft, mir A Conspiracy of Stars zeitnah zuzulegen. Ihr laut ihrer eigenen Webseite mittlerweile 22. Studio-Output – sie zählen die EP Ain´t misbehavin´ von 1988 offenbar als vollwertiges Release – enthält einerseits Songs, die einen sofort begeistern, daneben aber auch diverse vermeintlich unauffällige Stücke, die man sich erst erarbeiten muss.
In die erste Kategorie fallen „Ballad of the left Hand Gun“ mit einer Wahnsinns-Bottleneck-Einlage am Anfang und einem dezenten Blues-Unterton, ebenso die hemdsärmelige und gerade deshalb ungemein charmante Liebeserklärung „Precious Cargo“.
Über allem schwebt jedoch „Sugar Cane“, das Herzstück der in der Digipack-Version knapp 51 Minuten von A Conspiracy of Stars. Klingt ein wenig wie „The wild One“, die Paradenummer des Einstands von Vinnie Moore, You are here. Das war 2004. Im Vergleich ist das neue Mini-Epos zwar im Tempo um etwa die Hälfte gedrosselt, aber mindestens genauso intensiv. 6 Minuten randvoll mit zeitlosem, einfach schönem Hardrock zum Genießen! Moores fließende Riffs, Licks und Soli und die Stimme von Phil Mogg mit ihrer einzigartigen Färbung und Charakteristik, die jedes Jahr souveräner scheint, harmonieren so prächtig wie noch nie. Die Beiden verstehen sich nach 11 Jahren blind, und das macht es einem leicht, nach und nach die Qualität eines „Messiah of Love“, „Rollin´ rollin´“ und besonders „Devil´s in the Detail“ zu erkennen. Wie konnte mir die Klasse der Nummer beim ersten Hören verborgen bleiben?!?
Nur „One and only“ aus der Feder von Bassist Rob De Luca gefällt mir nicht so gut (Sorry, Rob!), aber in dem Moment, wenn der ehemalige Shredder Moore, der seine Spielweise für UFO umstellte, zum Solo ansetzt, ist das vergessen. Der ebenfalls vom früheren Spread Eagle-Tieftöner beigesteuerte Opener „The killing Kind“ ist dennoch von anderem Kaliber! Dasselbe gilt für das von Paul Raymond geschriebene „The real Deal“, bei dem der Keyboarder wie im Konzert auch die Rhythmusgitarre übernimmt. Klingt nach den heutigen Deep Purple, ist interessant und vor allem richtig gut!
Auf einer Stufe damit bewegt sich der klassische Hardrocker „Run Boy run“. Der von Raymond und De Luca in Gemeinschaftsarbeit komponierte Bonustrack „King of the Hill“ ist zwar nur 2:40 Minuten lang, aber ganz gewiss nicht die schlechteste Nummer hierdrauf, sondern ganz im Gegenteil ein amtlicher Kracher, für UFO-Verhältnisse sogar speedig!
Obwohl das Schlagzeug kaum Durhschlagskraft besitzt, man die Bassdrum nur erahnen kann und Andy Parker von seinem Stil her ohnehin viel unauffälliger trommelt als Jason Bonham, ist A Conspiracy of Stars UFOs beste Arbeit seit You are here. Dass Weltklasse-Produzent Chris Tsangarides (Judas Priest, Thin Lizzy, Gary Moore usw. usf.) alle anderen Instrumente glänzend in Szene gesetzt hat, macht es um so unverständlicher, dass man regelrecht in die Boxen hineinkriechen muss, um die Drums wahrzunehmen.
Vielleicht hätte Fair Warning-Gitarrist Helge Engelke beim Mastern diesbezüglich noch was retten können, wer weiß?
Das Erstaunliche: Selbst diese eklatante Schwäche kann dieser Platte kaum etwas anhaben. In gewisser Weise zeigt gerade dieser Umstand ihre Klasse stärker als alle genannten Vorzüge.
Alles in allem eine überragende Leistung der Hardrock-Großmeister!
Michael Schübeler
Trackliste |
1 | The Killing Kind | 3:58 |
2 |
Run Boy Run 4:16 |
3 |
Ballad Of The Left Hand Gun | 4:27 |
4 |
Sugar Cane 6:08 |
5 |
Devil´s In The Detail | 5:09 |
6 |
Precious Cargo | 5:49 |
7 |
The Real Deal | 4:04 |
8 |
One And Only | 3:55 |
9 |
Messiah Of Love | 4:32 |
10 |
Rollin´ Rollin´ | 5:16 |
11 |
King Of The Hill | 2:40 |
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Besetzung |
Phil Mogg (Voc)
Vinnie Moore (Guit)
Paul Raymond (Keys, Rhythm Guit, Backing Voc)
Rob De Luca (B)
Andy Parker (Dr)
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