Nun haben sich die vier Kafkas aus Fulda erneut 4 Jahre Zeit gelassen zur nächsten Veröffentlichungen. Das 2010 erschienen Paula war ja ein großer Schritt mit einer Öffnung hin zum alternativen Rock und Pop.
Diesen setzten sie nun mit der EP Lebenslang konsequent fort. Der Opener “Ich tanze nackt in meinem Zimmer erinnert mit seinem elektronischen Beat ein Stück weit an den Opener des letzten Albums, ist aber doch mehr Alternativerock it feinen Gitarrenpassagen, einem sehr ausgefeiltem Gesang (+ weiblichen Chorus). Somit ist dieses Stück musikalisch und textlich mal gleich der Höhepunkt der 20 Minuten EP.
“Kannst Du sie hören“ setzt dann weiter auf Tempo. Knallendes Schlagzeug, treibende Gitarre und gehetzter Gesang. Der Chorus gelingt dann leider ein Stückweit zu Genrebeliebig und somit bleibt das Stück ein gutes Alternative Stück mit jedoch wenigen Überraschungen.
“Nicht egal“ setzt dann wieder auf elektronische Beats. Ein stampfender an die 80er Jahre angelehnter Beat treibt, später setzen dann auch noch Oldschool Synthieklänge ein. Der Text klagt meiner Meinung nach den Trend der heutigen Zeit nur noch in Schlagzeilen und Superlativen zu denken an. Feine Gitarrenriffs würzen das Stück.
“Für immer“ ist dann wieder aus der Kategorie Münchner Freiheit des Punk, welche sich die Band ja selber aufgepackt hat. Ein relative einfacher Indierocker mit einschmeichelnder Melodie. Wiederum ein wenig zu nah am gängigen Alternativerock der aktuellen Zeit (auch wenn es eine wirklich feine Gitarreneinlage in der Mitte gibt.)
Das trifft leider auch auf “Nur nicht nach Nachhause“ zu. Ebenfalls kein schlechter Song, jedoch sind mir perönlich die Zutaten zu wenig eigenständig und zu nah am Mainstream. Im treibenden Schlagzeug hört man zwar noch in wenig die punkige Seite durch, vielleicht einfach überproduziert.
Der Abschluss “Das kleine Herz“ fällt dann komplett in die Schiene aktueller deutscher Indiepop. Auch hier gibt es doch insgesamt recht schmalzige Midtempomusik mit wabbernden 80er Keyboardklängen. Das Stück geht ins Ohr und klebt sich dort fest mit seiner relativ einfachen Melodie und seinen sehr poppigen Strukturen. Die Kafkas zeigen sich hier sehr mutig und überschreiten die Grenze zum Stadionpomp-Alternative Sound deutlich.
Insgesamt eine feine Produktion, die jedoch nicht an den Vorgänger heranreiht. Stücke wie “Das kleine Herz sind hoffentlich ironisch gemeint und nicht das Zeichen dafür das die Band jetzt kommerzieller werden will.