Mäuse
Das Judasevangelium
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Die Mäuse wurden bereits 1994 gegründet. Aus Österreich stammend haben sie eine sehr interessante Bandhistorie, Ihr erses Album wurde von keinem geringeren als Falco geadelt und gelobt, was jedoch nichts daran änderte, das die Scheibe gnadenlos floppte.
Die Band mühte sich weitere 5 Jahre , 500 Konzerte und 2 Alben ab, der Erfolg wuchs zwar marginal, der große Durchbruch sollte den stets von den Kritikern gelobten Männdern jedoch nicht vergönnt sein. Also lösteman sich auf, verlegte sich auf das verlegen und vertreiben anderer Musik und kam immer wieder mal zu sporadischen Wiedervereinigungskonzerten auf die Bühnen.
Und nun erscheint mit “Das Judasevangelium Ihr viertes Album und ich denke, der Kritikersegen wird weiter vergeben werden. Denn Das Judasevangelium ist nicht mehr und nicht weniger als das aufregenste deutschprachige Rockalbum, das ich in den letzten Monaten zu Hören bekomen habe. (Ja, ich weiß, das habe ich bereits über The Schwarzenbach´s Debüt gesagt, diese bewegen sich jedoch auf musikalisch weites gehend anderen Gefilden).
Auf dem Album finden sich 13 zum Teil sehr unterschiedliche Tracks auf gleich hohem Niveau, also kein Ausfall, und trotz der Uterschiedlichkeit ergibt sich ein rundes Bild. Es geht los mit dem Schrammelrocker “Nichts ist besser als gar nichts“ welches gut abgeht und it seinem treibenden Bass und den Gitarren an die ganz frühen Cure erinnert.
“Ill Pullover“ setzt diesen Stil vor, schraubt das Tempo jedoch zurück und wird sehr doomig. Der Refrain kling nach typischen 80er Jahre Deutschrock und somit erinnert der Song an sehr punkig verrockte Fehlfarben. Die elektronische Seite fliegt dann mit den an Grauzone erinnernden Sounds bei Der Hammer in der Hand des Idioten“. Ein geiler treibender Bass, einfache frühe Wavegitarrenlicks, Wall of Sounds Gitarren und der übersteuert wirkende Gesamtsound lassen ein grandioses Stück deutschen Waverocks entstehen. “Einer von Ihnen“ nimmt den Sound auf, hämmert jedoch mit dem elektronischen Sounds wie einst der Pyrolator über den Hörer. Einfache Keyboards, simpler, aber effiktiv treibender Bass und Gitarrensounds bauen einen an DAF und ja , The Cures A Forest erinnernden manischen Song, der den Hörer raus aus der Realität hämmert. Der DAF Faden wird mit den dunklen Keyboards und Maschinenrhytmen in Adam und Barbora verstärkt aufgenommen und weitergeführt. Dazu der Sprechgesang und die Düsternis, psychedelische Sounds und fertig ist die finstere Atmosphäre mit Cold Wave Touch.
“Schreib es mir in den sand“ ist perfekter Deutsch – Stadion- Rock. Perfekt bis auf die Tatsache, das der Sound wie aus der Garage klingt und sich somit deutlich vom Schmonz der Konkurenz absetzt. Wunderbare Breaks mit seltsamen Keyboardfiguren werten das Ganze dann noch erheblich auf. Den schönsten Namen trägt das folgende Stück: “Ich weine lieber im Taxi als im Bus“. Und auch musikalisch bietet dieser mit typischen Alternativeelemnten auf den Punkt gespielte Rocker so Einiges. (Gitarren, die den Hörer umhauen). Weiter gescheppert wird im Rocker “Herbst auf Heroin“, schöne verzerrte und quietschende Gitarren auf straightem Schlagzeug. Balladesk wird es im Stück “ In der Schlichtheit liegt der verdorrte Pomp“. Das schmalzige, gesampelte (?) Stück klingt wie von Schllplatte mit einer völlig verdreckten Nadelgespielt, darüber wird der Text gesprochen. Ist dies eine Homage an Falco? Daraufhin wird gleich wieder gerockt, geradeaus und auf die 12 mit “Der Brummbär“. Der verschrebbelte Ton bleibt. “Sandpapier“ bietet ein weiteres verpunkt klingendes Alternativerock Stück bester Sorte. Mit “kommt aus Sibirien“ folgt dann ein elektronisches Stück, verhallte Gesangsfetzen, eine sich stetig wiederholende elektronische Glockenmelodie und dieser wunderbaren verzerrten Gitarre entsteht ein bedrohlich und doch schönes Stück Elektropsych.
Einzigen Negativpunkt an diesem Album ist der manchmal etwas auf die Spitze getriebene Schrebbelsound, doch hat man sich an diesen erst einmal gewöhnt, will man sich die Scheibe immer und immer wieder von Vorne anhören. Nochmal: eines der besten deutschsprachigen Rockalben der letzten Jahre.
Anmerkung: nach dem intensiven Genuss dieses Albums musste ich mir einfach den bisherigen Katalog der Band über www.bandcamp.com/ besorgen. Hierbei viel dann sofort auf, das dieses aktuelle Werk das bisher mit Abstand eingängigste und rockigste der Band ist. Die Vorgänger waren alle sehr elektronisch. Teils sehr minimalistische, mehr auf die skurielen Texte zugeschnittene Soundexperimente vermengt mit rhythmischen Spielereien aus Dance, Bossanova und vielen anderen Elementen, mit einfachen Mitteln gesampelt und zusammengestellt. Teilweise durchaus anstrengend aber trotzdem sehr unterhaltend und innovativ. Auch sind einige Stücke der neuen Scheibe neue Versionen von hier eben sehr abweichend präsentierten Titeln. Ein zusätzlicher Anreitz, mit dem neuen Album einzusteigen und dann diese seltsam, verrückte aber sympathische Band zu entdecken. Schaut auch mal auf Youtube nach Ihnen, denn auch Ihre Livepräsentationen scheinen Ihren ganz eigenen Reiz zu haben.
Wolfgang Kabsch
Trackliste |
1 | Nichts ist besser als gar nichts | 3:31 |
2 |
Ill Pullover | 5:31 |
3 |
Der Hammer in der Hand des Idioten | 3:41 |
4 |
Einer von Ihnen | 2:43 |
5 |
Adam und Barbora | 3:03 |
6 |
Schreib es mir in den Sand | 3:53 |
7 |
Ich weine lieber im Taxi als im Bus | 3:24 |
8 |
Herbst auf Heroin | 3:42 |
9 |
Der Brummbär | 4:11 |
10 |
In der Schlichtheit liegt der verdorrte Pomp |
11 |
Sandpapier | 4:04 |
12 |
Kommt aus Sibirien | 4:04 |
13 |
Die Scharmützel mausern sich zum Feldzug | 6:06 |
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Besetzung |
Gerhard Potuzink
Tex Rubinowitz
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