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Händel, G. F. (Bonizzoni)

Le Cantate Italiane di Handel VII: Apollo e Dafne


Info
Musikrichtung: Barock Kantate

VÖ: 01.06.2010

(Glossa / Note 1 / CD / DDD / 2008-2009 / Best. Nr. GCD 921527)

Gesamtspielzeit: 71:51



ABSCHIED VOM ITALIENISCHEN HÄNDEL

Aller guten Dinge sind sieben. Mit der 7. Folge ist die Glossa-Edition der italienischen Kantaten von Georg Friedrich Händel nun vollendet. Fabio Bonizzoni und La Risonanza präsentieren mit der Sopranistin Roberta Invernizzi und den beiden Bässen Furio Zanasi und Thomas E. Bauer drei sehr unterschiedliche Stücke, die Händel während seines dreimonatigen Neapel-Aufenthalts geschrieben hat. In dieser vor Musik überquellenden Stadt hat der junge Mann noch einmal in vollen Zügen die aktuellen italienischen Trends aufgenommen und seinem eigenen, inzwischen schon ganz ausgereiften Stil inkorporiert.

Mit Apollo e Dafne entstand eine veritable Kurzoper, in der der virile Apollo der keuschen Nymphe Dafne so vehement nachstellt, dass diese sich aus Verzweiflung in einen Lorbeerstrauch verwandeln lässt. Händel goss das Libretto in eine reich instrumentiere, plastische Musik, von deren Einfallsreichtum auch seine späteren Opern zehren sollten. Die beiden Charaktere wurden vom Komponisten trefflich gezeichnet. Apoll besitzt eine gewisse Don-Giovanni Anmutung, während die spröde Schöne ihre anmutigen Reize erst in pastoralem Licht präsentiert, bevor sie sich dem Liebeswerben des entflammten Jung-Gottes immer nachdrücklicher widersetzt.
Die beiden anderen Kantaten sind Solo-Porträts: In Agrippina condotta a morire hat Händel auf das differenzierte psychologische Wechselbad des Librettos ein ebenso flexibles Konzert der Affekte komponiert. Auch aufgrund der formalen Eigenarten, mit denen Händel die Grenzen zwischen Rezitativ, Arie und Arioso verwischt, ist dies das interessanteste Stück der Platte. Agrippina, die zwischen Todesverachtung, Verzweiflung, Rache, Sehnsucht und Liebe hin und her gerissene Mutter des Nero, hat in Invernizzi eine überzeugende Interpretin, die den seelischen Abgründen mit einer reichen, aber niemals manierierten Palette vokaler Farben nachspürt.
In der kurzen Kantate Cuopre talvolta il cielo darf Furio Zanasi den Vokalkünsten des Bassisten Domenico Antonio Manna nacheifern, der für seinen gewaltigen Stimmumfang und stupende Virtuosität bekannt war. Die daraus resultierenden Intervallsprünge meistert auch Zanasi, wenngleich die tieferen Töne dabei etwas blass klingen. Zanasis Timbre ist im Vergleich mit dem von Thomas E. Bauer allerdings samtiger und leuchtender.

Das Kammerensemble La Risonanza besticht auch in dieser letzten Folge durch ein klangschönes, lebendiges und farbenreiches Spiel, das sich selbst noch in kleinster Besetzung durch Präsenz auszeichnet.



Georg Henkel



Besetzung

Roberta Invernizzi: Sopran
Thomas E. Bauer & Furio Zanasi: Bass

La Risonanza

Fabio Bonizzoni: Cembalo & Leitung


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