GOLDSTADT – Das Schicksal einer Stadt während des 2. Weltkrieges
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Goldstadt, die zweite Solo-Veröffentlichung von THOMAS GLÖNKLER, ehemalig bei der leider nicht mehr existierenden Prog-Band ICU, beschäftigt sich mit der Bombardierung und fast kompletten Zerstörung der Stadt Pforzheim während des 2. Weltkrieges. Sowohl die textliche als auch die musikalische Umsetzung wissen zu überzeugen und so war es klar, dass ein Interview zusätzlich Aufschluss über die Motivation der Themenwahl und der musikalischen Ausrichtung geben sollte.
Hallo Thomas, wahrscheinlich kennen Dich bisher nur wenige Leser von Musikansich daher wäre es schön, wenn Du Dich erst einmal kurz vorstellen könntest.
Mein Name ist Thomas Glönkler. In den 90ern habe ich in der deutschen Prog-Band ICU Gitarre gespielt und drei CDs veröffentlicht. Im Februar erschien meine neue Solo-CD GOLDSTADT, die sich mit dem Schicksal der Stadt Pforzheim im 2. Weltkrieg beschäftigt.
Wie zufrieden bist Du selbst mit Deiner neuen Veröffentlichung „Goldstadt“ und wie sind die bisherigen Rückmeldungen von Fans und Presse auf das Album?
Persönlich bin ich sehr zufrieden mit der CD. Von Käufern und Presse bekam ich auch sehr viel positives Feedback. Einzig mit dem Gesang von Ralf scheinen manche Leute ihre Probleme zu haben.
Für „Goldstadt“ hast Du Dir ja ein ‚schwieriges‘ Thema ausgewählt. Wie bist Du darauf gestoßen. War es einfach nur privates Interesse oder kam da von außen ein Impuls?
Das Thema „Zerstörung deutscher Städtelandschaft im 2.WK“ hat mich schon sehr lange beschäftigt. Es war absehbar, dass sich dies musikalisch einmal niederschlägt. Pforzheim wurde im Bombenkrieg nahezu vollständig zerstört. Mit dieser Geschichte habe ich mich intensiv auseinandergesetzt, da die Stadt ja quasi in meiner Nachbarschaft liegt. Da lag die Idee, ein Konzeptalbum darüber zu machen einfach nahe. Ich denke in dieser Richtung haben wir Deutschen noch sehr viel zu betrauern.
Besonders beeindruckend finde ich die eingebauten Aussagen eines Zeitzeugen. Gibt es da noch mehr, was nicht mit auf die CD gekommen ist?
Davon gibt es in der Tat noch mehr. Auf den Aufnahmen ist mein Schwiegervater zu hören, wie er aus der Gefangenschaft nach Pforzheim heimkehrte. Durch ihn habe ich sozusagen noch einen persönlichen Bezug zum Schicksal der Stadt bekommen. Auch das Ausmaß des Angriffes wurde mir dadurch erst bewusst. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Wir haben mehrere Interviews gemacht, von denen ich dann nur kurze Sequenzen benutzt habe.
War der thematische Aspekt ausschlaggebend, dass es diesmal deutsche Texte gibt oder willst Du bewusst in dieser Richtung weiter arbeiten?
Das war eine Entscheidung, die ich schon vor längerer Zeit getroffen habe. Natürlich passt es zu dieser Thematik besonders gut, aber auch die nächsten Projekte werden in deutscher Sprache erscheinen.
Was waren die Gründe, nach Deiner letzten, sehr zurückgenommenen CD ‚Auszeit‘, auch musikalisch wieder zu Deinen progressiven Wurzeln zurückzukehren?
Das war schon länger so geplant. AUSZEIT war hier eher die Ausnahme, eine Art Resteverwertung über die Jahre liegengebliebener Ideen, die vielfach noch sehr reduziert auf 4-Spur entstanden sind. Alle weiteren Projekte sollen eher im traditionellen Band-Kontext realisiert werden.
Du hast auf „Goldstadt“ wieder mit Ralf Großmann zusammengearbeitet, mit dem Du ja auch bei ICU zusammengespielt hast. Gibt es da evtl. die Hoffnung, dass es da noch mehr geben wird?
Im Planungsstadium definitiv ja. Wir haben vor GOLDSTADT schon Gesangsdemos zur CD TIEFENLAND zusammen aufgenommen. Dann kam GOLDSTADT dazwischen. Aber diese Arbeit werden wir fortführen.
Wie kam es damals eigentlich zur Auflösung von ICU nach drei richtig guten Alben?
Die persönliche Lebensplanung der einzelnen Musiker war wohl der Hauptgrund für den Split. In dieser Phase konnten einige Bandmitglieder einfach nicht mehr die nötige Zeit aufbringen, die ernsthaftes Musizieren in einer Band nun mal erfordert. Eigentlich schade, da wir zu dem Zeitpunkt als Band gerade erst richtig zusammenwuchsen und einige recht starke Songs zusammen geschrieben haben.
Wie bist Du überhaupt zur Musik gekommen?
Konsumiert habe ich Musik schon immer. Mit 12 kam dann der Wunsch auch selbst in einer Band zu spielen, worauf ich dann Gitarrenunterricht genommen habe. Den Rest habe ich mir autodidaktisch angeeignet. Dies erklärt wohl auch meinen persönlichen Sound.
Wirst Du in absehbarer Zeit auf Tour gehen, oder zumindest einzelne Konzerte geben? Wenn ja, was kann man sich live von Dir erwarten?
Konzerte zu GOLDSTADT sind angedacht, aber noch im Planungsstadium. Zur Realisierung des visuellen Konzepts benötigen wir allerdings die Unterstützung der Stadt Pforzheim, dies ist aber alles noch nicht spruchreif. Klar ist, dass die Musik bildhaft unterstützt werden müsste, auch die Arrangements der Stücke würden der Live-Situation angepasst werden und dadurch sicherlich rauer und härter klingen.
Du bist ja im Hauptberuf Lehrer. Wie schaffst Du es da überhaupt bei Deinen musikalischen Unternehmungen praktisch nebenher auf diesem Niveau zu musizieren?
Hierdurch erklärt sich die lange Produktionszeit. Bei GOLDSTADT waren es immerhin vier Jahre. Da mein Alltag und meine Familie mich oft bindet, dauert es halt ein bisschen länger, was aber sehr positive Seiten hat, da die Ideen länger reifen können und die Qualitätskontrolle besser greift.
Auf ‚Auszeit‘ erwähnst Du ein Projekt mit dem Titel „Zauberwald“, das 2006 hätte erscheinen sollen. Was ist daraus geworden? Können wir noch damit rechnen?
Jaaaaaa, ZAUBERWALD steckt schon in der Pipeline und wird wohl noch vor TIEFENLAND das nächste Projekt werden. Das Konzept ist schon sehr ausgereift. Es handelt sich hierbei um eine Auseinandersetzung rund um das Thema „Familie“ und Prägungen, die wir so mitbringen.
Welche Instrumente (mich würden speziell die Gitarren und Bässe interessieren) spielst Du und welches Equipment verwendest Du im Studio?
Nun, das ist alles total unspektakulär. In meinem Homestudio arbeite ich mit CUBASE SX und diversen Plug-Ins. Hauptsächlich benutze ich einen Strat-Nachbau von Peavey, Western von ARIA und Klassik von IBANEZ, an Keyboards verwende ich alles, was ich in die Finger bekomme und mir auch mal von Freunden ausleihe, hauptsächlich ROLAND oder YAMAHA. Mein ROLAND JX 3P z. B. macht herrliche Analogsounds, die ich immer wieder gerne benutze.
Gibt es noch etwas, das Du unseren Lesern von Musikansich mitteilen möchtest?
GOLDSTADT ist ein Konzeptalbum, welches man am Stück hören muss. Ich persönlich finde es wichtig, Musik in einen thematischen Kontext zu stellen. Auch abseits von ausgetretenen Pfaden findet man interessante Inhalte. Wenn das Thema genügend Substanz hat, kann die Musik die Auseinandersetzung auf ein anderes Level heben. Das funktioniert meiner Meinung nach auch bei „schwierigen“ Themen wie der deutschen Vergangenheitsbewältigung. Man muss sich nur darauf einlassen und sich die Zeit nehmen.
Vielen Dank, dass Du Dir die Zeit zur Beantwortung genommen hast.
Bitte, ist doch selbstverständlich. Danke für euer Interesse.
Ingo Andruschkewitsch
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