Thieves' Kitchen
The Water Road
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Weiterhin ohne Plattenvertrag lassen Thieves' Kitchen es ruhig angehen und legen drei Jahre nach Shibboleth erneut ein Prog-Langeisen vor, nach dem sich die Plattenfirmen eigentlich die Finger lecken müssten.
Um den geneigten Hörer richtig zu fordern, wird ihm gleich das über 20-minütige „The long Fianchetto“ vorgelegt, ein opulenter Longtrack, der eher ruhig daher kommt. Nach einem Piano-Intro folgt ein langes elegisches Stück, bei dem Streicher und die Gitarre dominieren. Danach übernimmt das Piano – dieses Mal leicht jazzig – wieder die Führung. Nach einer weiteren, sehr schönen ruhigen Gitarrenphase erklingt weicher Gesang vor einer Streicherkulisse, das dann erneut von Gitarre und Piano abgelöst wird.
Mit dieser etwas hilflosen Aufzählung ist „The long Fianchetto“ natürlich nicht erfasst. Zu häufig wechseln sich die einzelnen kompositorischen Elemente im Laufe des Stückes ab, als dass man jede Wendung kommentieren könnte.
Entscheidend für den Gesamteindruck ist die durchgehend ruhige Herangehensweise. Auch wenn die Instrumente Raum für Soli bekommen, stellen sie diese in den Dienst eines in sich ruhend dahin fließenden Flusses (s. Cover). Hier versucht niemand auf kurzfristig glänzende Effekte zu setzen. Das passt zu dem Text, der sich mit flüchtigem Ruhm und der Frage beschäftigt, worum es im Leben eigentlich geht.
Die beiden folgenden Stücke halten den Kurs grundsätzlich bei, wobei das Instrumental „Returglas“ durch seine verspielte Art etwas lebendiger und fröhlicher wirkt.
In der Mitte lassen die Küchendiebe die Zügel dann doch einmal schießen. Mit einem deutlichem Fuß im Fusionjazz darf hier zum Teil wild los gefrickelt werden, während Amy Darby in Sanskrit(!) sanft die – mir natürlich nicht verständliche - Botschaft dazu gibt. Bei aller Liebe zu den sanften Parts des Albums, dieses Stück Leben hätte nicht fehlen dürfen.
Als Kontrast setzt sich dann das vielleicht ruhigste Stück des Albums dahinter. „Tacenda for you“ erinnert an die besten weichen und ruhigen Seiten von 90er Jahre Frauenbands wie The Gathering und Co. Sehr(!) schön!
Das zärtlich vor sich hin wehende „When the Moon is in the River of Heaven” bleibt mit Flöte, Synthiepiano und Stimme etwas undeutlich und verlangt eigentlich wieder nach einer etwas kräftigeren Erwiderung, die aber nicht kommt. Sehr verhalten leitet das kurze „Plaint“ zum abschließenden zweitlängsten Stück des Albums über, dessen ruhiger Oboen-Einstieg und der folgende ruhige Gesang vor Keyboardkulisse, den Ruf nach Power immer lauter werden lässt.
Der Abschied, bei dem dann wieder die Gitarren im Mittelpunkt stehen, ist zwar kraftvoller, hält den ruhigen Fluss aber bei.
Das Fazit ist damit gezogen: Ein wunderschönes Album, das in der zweiten Hälfte etwas mehr Abwechslung in Fragen der Dynamik vertragen hätte.
Norbert von Fransecky
Trackliste |
1 | The long Fianchetto | 21:01 |
2 |
Returglas | 4:12 |
3 |
Chameleon | 9:00 |
4 |
Om tare | 7:44 |
5 |
Tacenda for you | 9:34 |
6 |
When the Moon is in the River of Heaven | 7:46 |
7 |
Plaint | 2:35 |
8 |
The Water Road | 11:13 |
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Besetzung |
Andy Bonham (B)
Amy Darby (Voc, Klarinette, Blockflöte, Perc)
Thomas Johnson (Keys)
Phil Mercy (Git, Back Voc)
Mark Robotham (Dr, Perc)
Gäste:
Paul Beecham (Oboe)
Anna Holmgren (Flöte)
Stina Petterson (Cello)
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