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JOHN PEEL - Ein schüchterner Querkopf kämpft für unangepasste Musik
Info |
Autor: Michael Heatley
Titel: John Peel – Ein Leben für die Musik
Verlag: I.P. Verlag Jeske/ Mader GbR, Berlin, 2006
ISBN: 3-931624-33-1
Preis: € 14,90
192 Seiten
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Es dürfte niemanden geben, der sich mit moderner Musik beschäftigt und den Namen John Peel noch nicht gehört hat. Vor zwei Jahren ist der berühmteste Rundfunkmoderator Großbritanniens gestorben. Jetzt liegt seine Biographie in Deutsch vor.
Es ist eine reduzierte Biographie. Der Privatmann John Peel tritt kaum in Erscheinung – höchstens als Fan des FC Liverpool. Oder hatte der exzessive Musikfreund neben der Musik gar kein Privatleben mehr? Manchmal gewinnt man diesen Eindruck. Das weitgehende Fehlen privater Informationen könnte aber auch in der Person Peels begründet liegen. Der Abkömmling „besserer Kreise“, der sich auch in der Gegenwart von Royals angemessen bewegen konnte, war eine eher scheue und schüchterne Erscheinung, der sich vorwiegend vor der Musikanlage und im Rundfunkstudio mit seiner Obsession beschäftigte und sich nur wenig – wie man das vielleicht erwarten würde – in Clubs und Backstagebereichen herumgetrieben hat. Viele der Musiker, die er protegiert und oft als erster, oder gar einziger, im Radio gespielt hat, hat er niemals persönlich kennen gelernt.
Ein Leben für die Musik ist eine beeindruckende Fleißarbeit. Heatley listet penibel auf, wann Peel welche Band gespielt hat. Dass er dabei massiv „im Tonstudio“ versackt und wenig von der darum herum lebenden Welt einfängt, mag am Charakter seines Objektes liegen. Zu lesen ist das manchmal schwierig, weil sich vieles mit anderen Bandnamen wiederholt und die Musiker genauso wenig lebendig werden wie der Moderator. WARUM Peel eine Band beeindruckend fand, erfährt der Leser so gut wie nie. Es bleibt beim blossen DASS, das sich immer wieder wiederholt.
Am Ende des Buches listet Heatley Peels jährlich veröffentlichte Listen seiner Lieblingssongs auf. Dabei wird nicht zuletzt auch die Begrenztheit Peels deutlich. Er war Brite und Musik aus anderen Ländern scheint es für ihn – nach diesen Listen geurteilt – kaum gegeben zu haben.
Dennoch geht eine Botschaft an alle Welt von diesem Buch aus, eine Botschaft, die man in den Aufsichtsgremien sämtlicher Radiosender hören sollte. Gebt Menschen wie Peel Raum; Menschen, die einfach das spielen, was ihnen gefällt – ohne Rücksicht auf Stars, Plattenfirmen oder Playlists für die Heavy Rotation. Das muss ja nicht den ganzen Tag so gehen. Aber räumt eure Studios in der blauen Stunde vor Mitternacht für Tausende von Peels, damit hungrige Musikfans die Möglichkeiten haben, neue Trends zu entdecken, die noch gar keine Chance hatten, Trends zu werden, oder einfach nur trendfreie Musik zu hören. Jazz neben Rap, Metal neben Country, Kinderlieder neben Klassik – ganz wie bei musikansich.de nebenbei gesagt.
Norbert von Fransecky
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