Landini, F. (Micrologus)
Fior di dolceca
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Info |
Musikrichtung:
Renaissance Ensemble
VÖ: 01.07.2005
Zig Zag Territories / Note 1 CD (2001/2004) / Best. Nr. ZZT 050603
Gesamtspielzeit: 57:12
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ARS NOVA MIT NEUEN STIMMEN
Die neue Musik des Mittelalters riskierte im 14. Jahrhundert sogar eine päpstliche Abmahnung, die den regelwidrigen Fortschritt beklagte: Die sogenannte Ars nova gab sich nämlich vor allem in Frankreich deutlich vertackter als die etablierte mehrstimmige Musik der Gotik. Bisweilen trumpfte sie mit verwirrender rhythmischer Komplexität auf, tönte nicht nur polyphon, sondern auch polyglott (durch den gleichzeitigen Vortrag mehrerer verschiedener Texte in den einzelnen Stimmen eines Stückes). Das war ein Experimentierfeld für Komponisten, die Musik zunehmend als spekulative weltliche Kunstform betrieben. Auch in Italien widmete man sich mit dem neuen Stil, blieb dabei aber insgesamt melodiebetonter und klangsinnlicher. Einer der prominentesten und fruchtbarsten Vertreter der neuen Kunst war hier Francesco Landini (1325-1397), ein blinder Komponist, Instrumentalvirtuose und Instrumentenerfinder. Zahlreiche Bearbeitungen zeugen von der Bekanntheit dieses Meisters. Einen repräsentativen Querschnitt durch sein Oeuvreder, der sich von vergleichbaren Produktionen in manchen Details unterscheidet, legt hier das italienische Ensemble Micrologus vor.
Da ist zum einen der historisch stimmige Einsatz von „leisen“ Instrumenten wie Rebec und Fiedel, die bei den meist dreistimmigen Stücken eine, zwei oder auch sämtliche Stimmen übernehmen können. Das sorgt für willkommene klangliche Auflockerung und interessante Perspektiven, auch was den subjektiven Ausdrucksgehalt oder die Verzierungspraxis angeht. Zum anderen vermeidet das Ensemble Micrologus jenen gewiss sehr schönen und ätherischen, auf Dauer aber meist etwas spannungsarmen „Renaissance-Standardton“, der bei diesem Repertoire oft bevorzugt wird. Statt auf eine vollkommene Verschmelzung der Stimmen abzuzielen, treten die individuellen, obertonreichen Timbres der Solisten hervor. Der ungekünstelte, mitunter auch raue und „leiernde“ Ton unterstreicht die archaische Note von Landinis Musik, verleiht ihr aber zugleich einen rustikalen, volkstümlichen Charakter.
Das (notwendig hypothetische) Ergebnis überzeugt in den meisten Fällen, vor allem in den Ensembles. Eine gewisse Starrheit und Strenge gehört ohne Zweifel zum Ton dieser alten und doch seltsam modern anmutenden Musik. Dennoch ist mir z. B. O fanciulla gilia des Tenors von Ulrich Pfeiffer zu unbeweglich und akademisch geraten.
Georg Henkel
Trackliste |
1 | Musica son(madrigale a 3 voci) (P.B., A.F., S.S.) | 3:18 |
2 | Chepena è quest’al cor(ballata a 3 voci, vers. strumentale) (organetto, liuto, arpa) | 2:59 |
3 | Chosì pensoso(caccia a 3 voci ) (P.B., A.F., U.P., organo, ribecona) | 2:38 |
4 | Cara mie donna(ballata a 3 voci) (P.B., A.Q.,U.P.) | 4:14 |
5 | Vaga fanciulla(ballata a 2 voci, vers. strumentale) (organo, ribeca, liuto, arpa) | 4:17 |
6 | L'almamia piange(ballata a 3 voci) (P.B., A.Q., U.P.) | 3:42 |
7 | Per allegrezza(ballata a 2 voci) (P.B., liuto, arpa, ribeca) | 3:32 |
8 | Ofanciulla giulìa(ballata a 3 voci) (U.P., organo, liuto, arpa) | 6:10 |
9 | Che pena è quest’al cor(ballata a 3 voci) (P.B., A.Q., U.P.) | 3:56 |
10 | Questa fanciull’amor(ballata a 3 voci) (P.B., A.Q., U.P., organo, liuto, ribecona) | 3:56 |
11 | Non creder, donna(ballata a 2 voci) t. Sacchetti (S.S., M.B.) | 6:29 |
12 | Orsù, gentilispiriti (ballata a 3 voci) (P.B., A.F., liuto, organo, ribecona) | 4:42 |
13 | Non avrà ma’ pietà(ballata a 3 voci, vers. strumentale) (chitarrino, liuto 2°, arpa) | 3:43 |
14 | Adiu, adiu, dous dame(virelai a 3 voci) (P.B., liuto, arpa, viola) | 3:36 |
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Besetzung |
Ensemble Micrologus Patrizia Bovi, Gesang und Gotische Harfe Adolfo Broegg, Laute und Theorbe Goffredo Degli Esposti, Orgelportativ Gabriele Russo, Rebec, Fiedel
Gesang: Alessandra Fiori Ulrich Pfeifer Alessandro Quarta Mauro Borgioni Guillermo Perez Simone Sorini
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