Lambretta reloaded: Neues Album, neuer Drummer
Info |
Gesprächspartner: Linda Sundblad (Lambretta)
Zeit: 18.06.2005
Interview: Telefon
Stil: Rock
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MAS: Seit eurem letzten Album ward ihr viel auf Tour und habt weit über 100 Konzerte gespielt. Wo war das beste Publikum?
Linda Sundblad: Das Publikum war überall toll. Besonders in Deutschland, denn hier hatte jeder das Album. Wir hatten eine großartige Zeit, auch wenn es ziemlich anstrengend war.
MAS: Nach eurer großen Welttournee hat euer Drummer Tomas Persic die Band verlassen. Warum?
Linda Sundblad: Wir hatten uns entschlossen, ihn aus der Band zu schmeißen, weil wir nicht mehr dieselben Ziele vor Augen hatten. Das war die beste Entscheidung, denn sonst würde die Band vielleicht nicht mehr exisiteren.
MAS: Steht ihr noch in Kontakt mit ihm?
Linda Sundblad: Nein, seid er gegangen ist habe ich nicht mehr mit ihm gesprochen. Aber wir wünschen ihm alles Gute und hoffen, dass er weiter Musik in anderen Bands spielen kann.
MAS: Hat er denn bereits eine neue Band gefunden?
Linda Sundblad: Ich glaube nicht. Soweit ich weiß arbeitet er jetzt in einem Krankenhaus.
MAS: Das Schlagzeug wurde auf 'The Fight' von einem gewissen Marcus Nowak eingespielt. Wird er nun dauerhaft fester Bestandteil der Band sein?
Linda Sundblad: Ja, er gehört schon seit etwa einem Jahr zur Band. Vorher war er unser "Leihdrummer", dann haben wir uns entschlossen ihn fest in die Band aufzunehmen, er war ohnehin schon wie ein Bandmitglied.
MAS: 2001 ward ihr mit euren Singles "Bimbo" und "Creep" ungeheuer erfolgreich, und auch euer Album 'Lambretta' kam hervorragend an. Standet ihr da nicht sehr unter Druck, als es daran ging ein neues Album zu erarbeiten?
Linda Sundblad: Ja, sehr. Wir standen unter großem Druck. Aber wir wollten einfach zurück ins Studio und unser bestes geben - ich denke, das ist es, was zählt. Wenn man sein bestes gibt, ist es nicht wichtig, ob es auch von anderen gemocht wird. Natürlich ist viel netter, wenn das Album sich gut verkauft. Aber das ist nicht das wichtigste. Wir hatten eine Menge Spaß.
MAS: Warum habt ihr das Album "The Fight" getauft?
Linda Sundblad: Wir haben uns für den Namen entschieden, weil wir in letzter Zeit viel zu kämpfen hatten. Wir haben unseren Drummer Tomas rausgeworfen, hatten viel Stress mit der Plattenfirma und haben unseren Manager entlassen. Daher war die ganze Zeit wie ein großer Kampf. Ganz egal, was man tut, ob man zur Schule geht, irgendwo arbeitet oder sonst etwas macht, alles ist wie ein Kampf, sogar Beziehungen.
MAS: Was für Schwierigkeiten gab es mit eurem Manager und der Plattenfirma?
Linda Sundblad: Zur Zeit ist es ziemlich schwierig ein Künstler bei einer großen Plattenfirma zu sein, da das Geld ziemlich knapp ist, wegen der Downloads und so. Daher lastete auf der Plattenfirma mehr Druck als auf uns. Beispielsweise wollten sie einen anderen Song als Single auskoppeln als wir. Was den Manager betrifft: Er war einer von der Sorte, die erst Geld von einem genommen und dann belogen haben.
MAS: In Schweden wurde euer Album bereits im Dezember 2004 veröffentlicht. Warum hat es so lange gedauert bis es in Deutschland draußen war?
Linda Sundblad: Ich weiß nicht genau. Wahrscheinlich wollte man erst sehen, wie das Album in Schweden ankommt, um es in Deutschland optimal vermarkten zu können.
MAS: Und wie waren die Kritiken in Schweden bisher?
Linda Sundblad: Einige waren gut und einige waren sehr schlecht. Aber das wirklich wichtige ist, dass wir die Fans behalten, die wir immer hatten.
MAS: Wie sehr trifft es dich, schlechte Kritiken zu lesen?
Linda Sundblad: In Schweden ist es teilweise etwas schwierig mit den Kritiken, weil wir kommerziell erfolgreich sind. Und alle sehen immer nur Linda Sundblad, weil der Rest der Band "alte Herren" sind. In Deutschland ist das anders, dort wird die gesamte Band gesehen. Ihr seht in erster Linie die Musik, euch kümmert es nicht, ob eine Band dabei kommerziell ist oder nicht. Das ist der große Vorteil von Deutschland gegenüber dem Rest von Europa.
MAS: 'The Fight' klingt teilweise ziemlich hart, als wäre es vor allem von Rock- und Metal-Bands beeinflusst.
Linda Sundblad: Als wir das Album aufgenommen haben hörten wir sehr viel Audioslave. Wir sind große Fans von Audioslave. Die Guano Apes aus Deutschland sind ebenfalls sehr gut. Leider gibt es sie ja nicht mehr, aber das letzte Album ist wirklich stark.
MAS: An 'The Fight' gefallen mir die sehr harten Rock- und Metal-Gitarren, die durch die sehr melodischen Pop-Refrains ergänzt werden. Besonders bei den schnelleren Songs wie "Uniform", "Chemical" oder auch "Strip". Hast du einen bestimmten Lieblingssong auf dem Album?
Linda Sundblad: "Uniform" gehört wegen des Textes zu meinen Favoriten. Ich schreibe gerne harte Texte wie in "Uniform". Der Song handelt von Polizisten und Sicherheitsleuten, die selbst das Gesetz brechen. Es war mir wichtig, in dem Song eine gewisse Ironie zu vermitteln. Auch "Strip" ist einer meiner Lieblingssongs. Es geht darin um eine Stripperin und um alte Männer, die sich den Teenager für Geld ansehen während zu Hause die Kinder warten.
MAS: "Strip" ist sehr eingängig, hätte bestimmt auch eine gute Single abgegeben.
Linda Sundblad: Ja, das denke ich auch, ich mag ihn sehr.
MAS: Es wäre schön, auch über die anderen Stücke von dem Album ein wenig zu erfahren. Fangen wir mit dem Titeltrack 'The Fight' an - kannst du mir erzählen wie er entstanden ist und worum es darin geht?
Linda Sundblad: "The Fight" handelt von einem reellen Kampf, wenn also jemand etwas so dummes getan hat, dass man ihn schlagen möchte. Zum Beispiel wenn man vorm Fernseher sitzt, Nachrichten oder sowas schaut und vor Wut diesen Blutgeschmack im Mund bekommt. Es macht mich so "pissed-of" wenn ich von Leuten höre, die Mädchen vergewaltigen und Frauen verletzen, von alten Männern, die Kinder ficken.
MAS: "Chemical" war eure erste Singleauskopplung.
Diskografie | 1999 - Breakfast 2002 - Lambretta 2005 - The Fight |
| Linda Sundblad: "Chemical" ist eher ein Liebeslied. Es geht darum jemanden zu treffen von dem man merkt, dass direkt eine gute Chemie zwischen einem herrscht und man einfach nur in seiner Nähe sein möchte.
MAS: Und "Anything"?
Linda Sundblad: In "Anything" geht es darum, dass ich auf der Welt bin, tun kann was immer ich will und dass es niemanden gibt, der mich aufhalten kann.
MAS: Also ein Lied über Freiheit?
Linda Sundblad: So in der Art. Es ist ein sehr machtvoller Song mit den hohen Schreien im Chorus.
"Invisible" ist das genaue Gegenteil. Es geht um ein Mädchen, das das Gefühl hat, dass es von niemandem gesehen wird. Sie ist in einen jungen verliebt, aber auch der sieht sie nicht, egal wie sie aussieht und sich kleidet. Es ist wie bei 13 oder 14jährigen, die auf der Suche nach ihrer Persönlichkeit sind und das Gefühl haben, dass niemand sie wahrnimmt und die selbst nicht verstehen, wer sie sind.
MAS: Ist der Song biographischen Ursprungs?
Linda Sundblad: Zum Teil schon, denke ich. Egal wieviel Geld oder wieviele Freunde man hat, jeder hat irgendwann mal das Gefühl. Vor allem wenn man jung ist. Ich war damals jahrelang in einen Jungen verliebt, was von ihm nicht erwidert wurde. Er war absolut nicht an mir interessiert... aber inzwischen bin ich definitiv darüber hinweg. (lacht)
In "Pathetic"... (überlegt eine Weile) ist schon eine Weile her, dass ich das geschrieben habe, da muss ich erstmal nachdenken. "Pathetic" handelt von Mädchen und Jungs, die sehr verrückte Fans sind. So in der Art.
"Get it right" ist der Clown auf dem Album. Er ist ein bisschen ironisch. Es handelt davon, dass ich einen Typen treffe, von dem ich nicht weiß, dass er in einer Band ist, und ich sage, dass diese Band schlecht ist. Und dann geht es eben darum, dass ich es diesmal richtig mache und mich nicht wie ein Trottel verhalte.
"Add 9" ist ein akustisches Gitarrenstück. Es geht darum, dass ich niemals meine Jungs aus der Band verlassen werde, zumindest nicht wegen der Medien. Mag sein, dass wir uns mal aus einem anderen Grund trennen. Es kommt manchmal vor, dass bestimmte Leute sagen: "Trenne dich von den Jungs, probier mal etwas solo." Aber ich hatte nie vor, solo etwas zu machen. Und ganz bestimmt werde ich das nicht extra für die Medien tun. Das ist das Thema: "Ich werde euch niemals verlassen, egal was die Leute sagen oder schreiben."
MAS: Was hältst du für die größten Unterschiede zwischen dem aktuellen Album und dem letzten Studioalbum Lambretta?
Linda Sundblad: Diesmal waren wir mehr in den Entstehungsprozess eingebunden, insbesondere bei den Lyrics. Ich konnte über alles schreiben, was mir wichtig war. Und es ist ein bisschen härter.
Hendrik Stahl
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