Offenbach, J. (Lopez-Cobos)
Les Contes d’Hoffmann
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Info |
Musikrichtung:
Oper
VÖ: 18.06.04
TDK / Naxos 2 DVD / AD live 2002 / Best. Nr. DV-OPLCDH
Gesamtspielzeit: 173:00
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KLASSISCHER OFFENBACH
Diese Inszenierung von Jacques Offenbachs großer romantischer Oper Les Contes d’Hoffmann (1881) aus der Opera National de Paris kann man als „klassisch“ in jeder Hinsicht bezeichnen. Regisseur Robert Carsen bietet eine geschmackvolle, opulent-stilisierte und diskret modernisierte Einrichtung des Stoffes, der Jesus Lopez-Coboz mit seinem die farblichen Finessen der Partitur ausleuchtenden Dirigat entspricht.
Statt die Rahmenhandlung und drei Episoden in behaglicher Biedermeierphantastik einzurichten, werden sie in ein unbestimmtes „Heute“ verlegt und durch diverse „Theater-im-Theater“-Verxiespiele gebrochen. Das vertieft nicht unbedingt das Verständnis der Oper, überzeugt aber durch eine unwirkliche Atmosphäre, in der Realität, Traum und Alptraum ineinander gleiten. Dazu gibt es einige originelle Einfälle: Die „Klein-Zack“-Nummer im Prolog wird als Puppenspiel mit Hoffman als lebender Handpuppe inszeniert; im 1. Akt entwickelt die mechanische Olympia für einen Automaten ausgesprochen fleischliche Gelüste, die manche ihrer Spitzentönchen in ein frivoles Licht tauchen. Der Antonia-Akt wird gleich in den Graben bzw. auf die Bühne eines Opernhauses verlegt, wo Dr. Miracle seine Behandlung als unheimliche Varietée-Nummer vorführt, der Geist von Antonias Mutter erscheint und auch der "letzte Vorhang" für alle Beteiligten fällt. Die berühmten Barkarole zu Beginn der letzten Episode entfaltet sich dagegen in den wiegenden Rängen eines Theaters voller erotischer Anspielungen. Doch auch hier zieht Hoffmanns Gegenspieler (diesmal der teuflische Seelenfänger Dapertutto) zum Schluß die Regie-Fäden.
Vor allem läßt die Personenführung den durchweg guten Sängern Raum zur Entfaltung ihrer Charaktere. Neil Shicoff gibt in der Rahmenhandlung einen ausgebrannten Hoffmann, der von quälenden Erinnerungen verfolgt wird. In den unglücklich-phantastischen Liebesverwicklungen agiert er dagegen mit jungenhaftem Charme. Mitunter wirkt seine schöne, wandlungsfähige Tenor-Stimme in der Höhe etwas hart. Seine sinister-dämonischen Gegenspieler gibt Bryn Terfel mit einer physischen und stimmlichen Präsenz, die Eleganz, Brutalität und Abgründigkeit verbindet - sie werden aber nur als Prinzip des Bösen, nicht als individuelle Persoen greifbar. Ausdrucksvoll und mit beeindruckend farbigem, sonorem Timbre steht Susanne Mentzer in der Doppelrolle als Hoffmanns dichterische Muse und guter Freund Nicklaus, dem unsteten Helden bei. Die drei Schicksalsdamen verkörpern nicht nur den Typus des Mädchens, der Künstlerin oder die Kurtisane, sie repräsentieren vor allem vokal immer neue die Facetten des Eros. Désirée Rancatore agiert nicht nur äußerlich, sondern auch stimmlich sehr überzeugend als überdrehtes Automatenwesen vom „Typ platinblonde Rubensfrau“ im überdimensionierten Plastikbody. Ruth ann Swenson stattet Antonia mit einer glühenden Stimme aus und befreit sie mit ihrer vitalen Darbietung vom Klischee der edlen Schwindsüchtigen. Beatrice Uria-Monzon als Kurtisane Giulietta wiederum mischt mit dunklem Timbre stimmliche Verführungskünste und Melodramatik. Von den gut besetzten Nebenrollen sei vor allem Michel Sénéchal hervorgehoben, der allen drei Variationen des komischen Dieners seinen kauzigen Stempel aufdrückt und insbesondere dem tauben Faktotum Frantz anrührende Züge verleiht.
Besondere Features gibt's zwar keine, aber auch so macht das unterm Strich rund zwei Stunden gelungenen Opernabend aus Paris.
Georg Henkel
Besetzung |
Neil Shicoff (Hoffmann) Bryn Terfel (Lindorf, Coppélius, Dr. Miracle, Dapertutto) Susanne Mentzer (La Muse, Nicklaus) Désirée Rancatore (Olympia) Ruth Ann Svenson (Antonia) Béatrice Uria-Monzon (Giulietta) Michel Sénéchal (Andrès, Cochenille, Frantz, Pitichinaccio) Nora Gubisc (Stimme der Mutter) Alain Vernhes (Meister Luther, Crespel) Christian Jean (Spalanzani) u. a.
Orchester und Chor des Opera National de Paris Ltg. Jesus Lopez-Cobos
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