Endlich ist sie da, die aktuelle Scheibe von Deana Carter. Fünf Jahre hat es gedauert, bis die Sängerin nun endlich ein neues Werk ins Rennen schicken konnte, dazwischen liegen einige Probleme und Auseinandersetzungen mit ihrem früheren Label. Ihr neues Album "I'm just a girl" erschien letztendlich bei Arista Nashville und man fragt sich gespannt, wie sie sich wohl nach der langen Pause zurückmeldet.
Der erste Blick ins Booklet zeigt jedenfalls, dass Deana Carter fleißig am Songschreiben war, an sämtlichen Stücken war sie als Songwriter beteiligt bzw. teilweise stammen die Titel sogar komplett aus eigener Feder.
Der Titelsong "I'm just a girl" tönt sehr locker und quietschmunter aus der Anlage, moderner New Country mit viel Drive, der Sound erinnert hier stellenweise sogar etwas an Sheryl Crow. Erfreut kann man feststellen, dass die fantastische Stimme Deanas nichts von ihrem Reiz verloren hat, sie setzt sich auf dieser CD wieder bestens in Szene. In ihren flotten Songs etwa versprüht sie eine unheimliche Lebensfreude und eh schon immer ihre stärkste Seite sind und bleiben die ruhigen Stücke, in denen sie mit ihrem unverwechselbaren, sanften Gesang ernorm viel Gefühl ausdrückt.
Song Nr.2 "There's no limit" präsentiert ebenfalls modernen, knackigen, von E-Gitarren dominierten New Country im satten Soundgewand, in diese Richtung bewegt sich etwa auch der Titel "Eddie".
"You and tequila" und "Me and the radio" schalten dann ein paar Gänge zurück und gehen ruhig und einschmeichelnd in die Ohren. Besonders "Me and the radio" ist wunderbar instrumentiert, anfangs auf Akustikgitarre beschränkt, setzen nach und nach E-Gitarre und Slideguitar mit ein und sorgen zum Songende hin gemeinsam für richtig satten Gitarrensound. Deana Carter zeigt sich hier in Bestform und begeistert mit äußerst einfühlsamen Gesang.
"Cover of a magazine" ist wiederum ein modern angelegter Titel, mit teilweise vielleicht schon etwas zu starkem Popeinfluss. Genauso verhält es sich mit dem Titel "Liar", der von Countrypuristen wohl nur ablehnendes Kopfschütteln erntet. Er ist im sehr poppigen Sound arrangiert, mit Keyboard und Saxophon hinterlegt wirkt der Song auf dem Album schon etwas fehlplatziert und fällt eher negativ aus dem Rahmen.
Zum Glück bietet die CD aber genug Höhepunkte, um diese Scharte auszuwetzen. Neben dem erwähnten "Me and the radio" gesellt sich eine weitere starke Ballade hinzu. "Wildflower" ist ein wunderbar verträumter, melodiöser Song der gekonnt mit Dobro, Akustikgitarre und Steelguitar arrangiert wurde und eine Deana Carter präsentiert, wie man sie liebt.
Das Highlight schlechthin ist wohl der Track "Waiting", der im Duett mit Dwight Yoakam aufgenommen ist, der diesen Song auch zusammen mit Deana geschrieben hat.
Hierbei übernimmt Deana Carter den ruhigen Anfangspart des Stückes, bevor dann Dwight mit emotionsgeladenem Gesang in seiner unnachahmlichen Art den aufwühlenden Mittelteil übernimmt, der mit druckvollen Drums und satten E-Gitarren getränkt ist. Ein absolut hörenswerter Song, den man so schnell nicht mehr aus dem Gedächtnis bekommt.
Zum Abschluss der CD feuert Deana mit "Girls night" noch mal gewaltig drauflos.
Der rockige Song besticht durch unheimlichen Speed, gnadenlos hart bretternde E-Gitarren, die sich zu einem furiosen und donnernden Schlusspunkt der CD aufbauschen. Der Titel ist nichts für schwache Nerven oder Freunde ruhiger, melodiöser Country Musik.
Man kann mit Freuden feststellen, dass Deana Carter nach ihrer unfreiwilligen Pause wieder ein gelungener Einstand geglückt ist. Moderner New Country Sound in zeitgemäßen, radiotauglichen Arrangements ohne dabei zu stark an der Grenze zum Pop zu kratzen.
Produziert von Deana Carter und Dann Huff, der sich auch als Produzent der Top-Band Lonestar einen Namen gemacht hat. Wohl weniger für Countrypuristen geeignet, aber alle anderen sollten sich von der guten Qualität der CD überzeugen lassen.
15 von 20 Punkte
GeraldH
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