Das Vorgängeralbum von "A Blessing In Disguise", das auf den Namen "Light Of
Day, Day Of
Darkness" hört, war selbst für meinen etwas speziellen Geschmack ein wenig
zu bizarr. Auf
der Scheibe befand sich sage und schreibe ein (buchstabiert: E-I-N) Song,
der sich auch
noch über eine komplette durchschnittliche Long(!)playerspielzeit
erstreckte. Der passende
Dialog hierzu: "Schatz, hilfst du mir einmal bei der Hausarbeit ? -
Natürlich Mausi, ich
höre nur schnell das Lied zu Ende." Umso erstaunlicher ist es das dieser
Silberling anhand
seiner musikalischen Qualitäten sogar "Album des Monats"-Auszeichnungen in
der Fachpresse
abräumte. How bizarr, how bizarr !
In die Tracklist von dem aktuellen Green Carnation-Werk haben es immerhin
neun, teils
überlange, Songs geschafft, die allesamt durch ihre zartbitteren Melodien zu
überzeugen
wissen. Den Sound des Fünfers kann man sich anno 2003 am Besten als Mischung
von
gemässigtem Gothikmetal, entspannten Siebziger-Jahre-Rock und dezent
eingesetzten
Folkelementen aus dem Heimatland der Band vorstellen, wobei bei jedem Track
eine andere
dieser drei Komponenten ein wenig im Vordergrund steht. Zwar erinnert diese
Beschreibung
stark an die Finnen von Amorphis, doch spielen Green Carnation in der Saison
2003/04 eher
in einer Liga mit Katatonia und Anathema zu Judgement-Zeiten, jedoch ohne
wirklich in
Gefahr zu kommen mit einer dieser Bands verwechselt zu werden.
Der Startschuss für diesen Batzen Melancholie wird mit dem flotten in die
Gothikmetalkerbe
schlagenden Opener "Crushed To Dust" gegeben, während schon als zweites mit
"Lullaby In
Winter" eine wunderschöne Ballade angesiedelt ist, die zumindest im ersten
Teil absolut
radiokompatibel ist und trotz (oder gerade wegen) dem Siebziger-Jahre Flair
an der Grenze
zum Kitsch nur haarscharf unbeschadet vorbeisegelt. Das schnell auf den
Punkt kommende
"Writings On The Wall" könnte genauso von deiner aktuell angesagten
Düstercombo stammen,
während "The Boy In The Attic" vor allem Dank dem Gesang von Kjetil Nordhus
an Folkrock alà
Subway To Sally und Co. erinnert. Der eigentliche Überhit auf der CD könnte
jedoch "As Life
Flows By" sein, wenn, ja wenn es dieses Lied nicht schon geben würde. Bei
keinem geringeren
als dem "King Of Pop" wurde in diesem Fall abgekupfert, denn die
Melodieführung in den
Strophen entspricht exakt derer des Dangerous-Songs "Give In To Me". Bei
dieser Festellung
habe ich mich wieder einmal gewundert was für komisches Liedgut ich doch
kenne, aber
alleine wegen der Interpreten ist mir die Green Carnation-Version lieber.
Die Jungs sollten
nur aufpassen, denn Jacko is finanziell zur Zeit nicht übermässig gesegnet.
Mit dem hypermelancholischen, beschaulichen "Rain" endet das Album und es
bleibt
festzustellen das die musikalischen Kleider der Truppe hervorragend passen,
ganz im
Gegensatz zu denen des jungen Herrns auf dem Plattencover.
16 von 20 Punkte
Manuel Liebler
Internet: www.greencarnation.tk
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