Keine normale Live-CD, soviel steht fest. Diese CD lebt, jeden Augenblick wartet man darauf, dass die Musiker aus den Boxen herauskommen. Jedes Lied ein Fest, die Spielfreude der Wholer samt Gästen quillt aus jedem Ton hervor und macht die CD zu einem wahren Kleinod unter den Livealben. Die Atmosphäre wurde super eingefangen, am Sound gibt es auch nichts zu meckern, Overdubs scheinen auch keine gemacht worden zu sein. Das Benefizkonzert zu Gunsten des Teenage Cancer Trust wurde am 27. November 2000 mitgeschnitten, die Stücke der Bonus-CD am 8. Februar 2002, ebenfalls in der Royal Albert Hall. Die Stücke werden mit solch einer Power, Energie und dermaßen druckvoll dargeboten, dass das Zuhören eine reine Freude ist. Dazu trägt auch bei, dass viele Lieder aus dem Korsett der Originalversionen befreit wurden, was dem Ganzen einen weiteren Reiz hinzufügt. Bei My Wife scheint die Stimme Daltreys während der hohen Passagen stellenweise etwas dünn, dies schadet der Darbietung aber
nicht; gegen Liedende wird zum ersten Mal richtig losgejammt. The Kids Are Alright wird stellenweise textlich etwas erweitert; gebärdet sich im Mittelteil wie ein aufbäumendes Pferd, um gegen Ende wieder versöhnliche Töne anzuschlagen. Das Baba O' Reily Introgedudel läutet das letzte Stück der ersten CD ein, welches natürlich ebenfalls gut heruntergerockt wird, gegen Ende schleicht sich zuerst beinahe unbemerkt Nigel Kennedy dazu, um das Lied in neue Dimensionen zu fiedeln.
Die zweite CD wird - nach einigen Anlaufschwieigkeiten - ("I've forgotten the words...") durch Drowned in einer wunderbaren Akustikgitarrenversion eröffnet, die bis ins Mark geht. Phantastisch! Pete Townshend und Paul Weller bieten mit So Sad About Us wiederum ein Stück mit Akustikgitarre, ihnen zu lauschen ist ein reiner Genuß! Eddie Vedders erster Einsatz kommt mit I'm One und Getting In Tune, letzteres wäre alleine schon Grund genug zum Erwerb dieser CD. Behind Blue Eyes, dessen Originalversion mich nie ganz überzeugen konnte, offenbart in der vertretenen Version sogar Ambitionen auf einen der vorderen Plätze meiner persönlichen The Who-Hitparade - und dies ist nicht nur der hervorragenden Arbeit Bryan Adams' zu verdanken. 5:15 wird auf wunderbare 10:40 hochge(bass)jammt, Won't Get Fooled Again erreicht unter Mithilfe Noel Gallaghers über 8:40. Mit einer erfrischend neuen My Generation-Version und See Me, Feel Me / Listening To You geht die Vorstellung leider zu Ende.
Und die Bonus-CD? Klasse, vor Spielfreude glitzernde Darbietungen von I'm Free und I Don't Even Know Myself; einen knallharten Summertime Blues und einen Young Man Blues, bei dem man sich unweigerlich die Frage stellt, wo The Who noch immer diese Aggression herhaben.
Fazit: Eine CD, die definitiv in jedem rockenden Haushalt zur Grundausstattung gehören sollte!
20 von 20 Punkte
Sascha Christ
|