Wer wartet noch immer auf das erste kitschfreie Eros Ramazotti Album?
Wer wollte schon immer mal wissen, wie die vokale Eymbiose von
Schmirgelstimme Rod Stewart und Schmachthappen Andrea Boccelli klingt?
Wer interessiert sich für italienisch angehauchten Pop, der keine Berührungsängste
zu Jazz, Klassik, Rock und Folk kennt? Wer steht einfach nur auf gute Musik?
Jedem, der bei mindestens einer dieser Fragen laut "Ich!" rufen möchte, kann ich
Ruggeris Live Album nur wärmstens empfehlen. Der kahlköpfige Italiener
strahlt mit seinem neuen Werk, das gleichzeitig dem Anspruch einer "Best-Of" gerecht werden soll,
eine derart konzentrierte Essenz italienischen Lebensgefühls aus, dass selbst
ein "Italien-eigentlich-nicht-Möger", wie ich einer bin, versucht ist, die eine oder andere Freudenträne
gen Süden zu weinen.
Gut, von Live-Stimmung ist hier kaum etwas zu spüren - außer natürlich zwischen den
Stücken und in einigen wenigen Mitgröhl-Parts á la "Quello Che Le Donne Non Dicono". Das zu vermissen
fällt mir aber nun wahrlich schwer, rassige Songs wie der Opener "Primavera A Sarajevo", "Bratiska" und einige
weitere sind schon für sich perfekt und stimmungsgeladen genug.
Die langsameren Stücke fallen zwar etwas ab, weniger ob des zu jedem Zeitpunkt perfekten Gesangs als vielmehr wegen
der mitunter etwas uninspiriert wirkenden Arrangements, aber zumindest wiedersteht die
Band konsequent der wahrscheinlich typisch italienischen Versuchung, vom Gefühlvollen ins Kitschige abzudriften.
Grandios!
18 von 20 Punkte
Hendrik Stahl
Internet: www.enricoruggeri.net
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