Interpretation: +++++
Klang: +++/++++
Edition: ++++
Diese Platte sollte selbst überzeugte Kammermusikverächter bekehren: Mendelssohns so ungemein dynamische und melodische, bei allem Abwechselungsreichtum aber auch harmonisch ausbalancierte Musik interpretiert das Leipziger Streichquartett wahrlich mitreißend.
In diesem Fall wird das den Stücken früher häufig aus Unverständnis angeklebte Etikett "Klassizismus" zum Qualitätssiegel. Denn die Kombination eingängiger, miteinander korrespondiereder Themen und der Verzicht auf extreme Kontraste und sogar auf rhythmische Prägnanz führt keineswegs zur befürchteten Eintönigkeit - im Gegenteil! Andreas Seidel, Tilman Büning (Violinen), Ivo Bauer (Viola) und Matthias Moosdorf (Cello) geben der Musik mit wunderbar leichtem Bogenstrich genau das, was sie benötigt: ruhigen Atem, Kantabilität, elfenhafte Leichtigkeit und Verspieltheit, aber auch Klarheit, Strenge und Atmosphäre. Das hat nichts von "stiller Einfalt" und "edler Größe" - sprich: vornehmer Langweile und erhabener Blässe - sondern bringt die Musik in ihrer ganzen Vitalität zum Funkeln.
Ein räumliches Klangbild, sorgt für einen weit schwingenden, fast sinfonischen breiten Klang mit herrlich satten Streicherfarben; leider sorgt der massive Nachhall dafür, dass die sorgfältig gestalteten Einzelstimmen etwas an Prägnanz verlieren.
Weder was für den steifen Staatsakt noch für das Kaffeekränzchen. Ein pures Hörvergnügen!
18 Punkte
Georg Henkel
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